Novum beim Poetry Slam in Ingelheim: Moderator Hanz kürt gleich drei Sieger. SMG-Schülerin Fee Weidmann aus Heidesheim gibt ihr Debüt, überzeugt und zählt zu den Gewinnern.
INGELHEIM - Es war ein Novum bei der sechsten Auflage des Poetry Slams in Ingelheim. Selbst nach drei Versuchen gelang es Moderator Hanz nicht, einen Sieger auszumachen. Dreimal ließ er den Saal mit Händen, Füßen und Rufen über die Finalbeiträge abstimmen, dreimal gab es ein Patt. Und so konnten sich schließlich drei Teilnehmer über die Dichterkrone freuen: Marius Loy aus Esslingen, Luca Swieter aus Köln und Fee Weidmann aus Heidesheim, die zum ersten Mal überhaupt an einem Poetry Slam teilnahm.
Fünf Slammer waren an diesem Abend in der Aula des Gymnasiums an den Start gegangen. Mit selbst geschriebenen Texten konkurrierten sie um die Gunst des Publikums, das durch die Lautstärke des Beifalls sein Votum abgab. Nach einer kurzen Einführung ins Regelwerk bat Conferencier Hanz die Formation Varieté de la Rue auf die Bühne. Ein internationales Trio, das den Saal mit einer Mélange aus Weltmusik und Zauberkunst auf den Dichterwettstreit einstimmte.
Auftakt mit Musik und Magie
Flamencogitarrist Luqas Bonewitz und Sängerin Negâr Râ übernahmen den musikalischen Part, während Christoph Demian mit seinen magischen Zaubertricks verblüffte.
Als erster Wettbewerbsteilnehmer ging Slammer Hank M. Flemming ins Rennen. Der 30-jährige Wahl-Tübinger stammt eigentlich aus dem Erzgebirge und spielte in seinem Text selbstironisch mit klassischen Ostklischees. Eher philosophisch ging Fee Weidmann ihre Poetry-Slam-Premiere an; sie widmete sich der Frage nach dem Sinn des Lebens. Dies tat die SMG-Schülerin, die in Ingelheim ein Heimspiel hatte, so souverän, dass sie bei ihrem Debüt direkt den Sprung in die zweite Runde schaffte. Und das trotz starker Konkurrenz, zu der auch Lenny Felling zählte. Der Mainzer Slammer bediente schwerpunktmäßig die Kategorie des Schwarzen Humors und machte sich unter anderem Gedanken darüber, wie man bei Beerdigungen für bessere Stimmung sorgen könnte.
Wie kann man „verzwirbelte Lyrik“ an den Mann oder an die Frau bringen? Diese Frage stellte Marius Loy. „Der Zugang geht nur über Bier“, meinte der Slammer aus Baden-Württemberg und lieferte dazu einen virtuosen Vortrag. Etwas schnodderig kam dann die letzte Akteurin, Luca Swieter, auf die Bühne. Gewissermaßen direkt aus dem Zug, der mit Verspätung in Ingelheim eingelaufen war. Trotzdem gelang es der Kölnerin, mit einem bissigen Text in den zweiten Durchgang einzuziehen. Auch die Endausscheidung wurde wieder durch Musik und Magie von Varieté de la Rue eingeläutet. Christoph Demian zeigte nun ein „lustiges Kunststück zum Nachmachen“. Ein rosa Handtuch wurde nach Origami-Art in ein rosa Brathünchen verwandelt.
Eine kreative Steilvorlage fürs Finale, in dem die drei verbliebenen Slammer noch einmal alles gaben. So unterschiedlich ihre Vorträge waren, sie kamen beim Publikum alle so gut an, dass es am Ende nicht nur einen Sieger gab. Schiedlich-friedlich teilten sich Fee Weidmann, Luca Swieter und Marius Loy den Siegerpreis: eine Flasche Rotwein.
Zum sechsten Mal hatten die Förderer der Kleinkunst zum Poetry Slam nach Ingelheim eingeladen. Bislang fand der Dichterwettstreit immer in der Aula des Gymnasiums statt. Im nächsten Jahr indes steht ein Ortswechsel an. Dann nämlich wird der Ingelheimer Poetry Slam in der kING ausgetragen.