Lautstarke Protestaktion in Ingelheim: Junge Männer wollen auf ihre Situation aufmerksam machen
Die drei Männer, die am Montag einen Großeinsatz in der Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA) ausgelöst haben, stammen aus Algerien und Marokko. Das hat die Polizei inzwischen in Erfahrung gebracht. Nach Informationen des Mainzer Präsidiums handelt es sich bei allen drei um junge Erwachsene, die auf ihre persönliche Situation aufmerksam machen wollten. Das hat eine erste Befragung inzwischen ergeben.
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Von Julia Krentosch
Redaktionsleiterin Lokalredaktion Mainz
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INGELHEIM - Die drei Männer, die am Montag einen Großeinsatz in der Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA) ausgelöst haben, stammen aus Algerien und Marokko. Das hat die Polizei inzwischen in Erfahrung gebracht. Nach Informationen des Mainzer Präsidiums handelt es sich bei allen drei um junge Erwachsene, die auf ihre persönliche Situation aufmerksam machen wollten. Das hat eine erste Befragung inzwischen ergeben.
Die Art der Unterbringung? Die Dauer des laufenden Verfahrens? Angst vor der Abschiebung? Konkret benennen kann Polizeipressesprecher Rinaldo Roberto die Gründe für die Protestaktion am Tag nach dem Großalarm in der Konrad-Adenauer-Straße noch nicht. Hier soll jetzt angesetzt werden. In den nächsten Tagen will die Polizei mit der Hilfe von Dolmetschern weiter versuchen, die genauen Hintergründe herauszufinden. So viel steht aber schon fest: Die drei Männer haben mit ihrer Protestaktion keine Straftat begangen. „Somit ist es eigentlich kein Fall mehr für die Polizei“, erklärt Roberto. Die Befragungen finden dennoch statt, „um den Fall rund zu kriegen“.
Denn immerhin haben die drei Männer einen Großeinsatz verursacht. Punkt 12 Uhr am Montag hatte der Sicherheitsdienst der GfA der Polizei gemeldet, dass drei Personen auf verschiedene Dächer der Einrichtung geklettert sind. Dort haben sie lautstark auf sich aufmerksam gemacht. Die Mainzer Berufsfeuerwehr rückte an, ein Höheneinsatzteam des Spezialeinsatzkommandos (SEK), die Verhandlungsgruppe (VG), sowie die Einsatzgruppe Migration der hiesigen Polizeidienststelle. 50 Polizeibeamte, 14 Einsatzkräfte des Rettungsdienstes plus die Mainzer Feuerwehrleute. Die Ingelheimer waren zu diesem Zeitpunkt mit einem Tiefgaragenbrand in der Mainzer Straße beschäftigt. Weil die Beamten zunächst einen vierten Mann noch irgendwo auf dem Gelände glaubten, waren außerdem der Polizeihubschrauber und eine Hundestaffel im Einsatz.
Polizeieinsatz an der Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA). Archivfoto: Thomas Schmidt
Unklare Situation vor Ort
„Das hört sich dramatisch an“, das ist Roberto klar. Aber: Die Polizei wusste zunächst nicht, was sie vor Ort erwartet. Die Situation war unübersichtlich. Mehrere Anrufer hatten der Polizei über den Notruf eine Messerstecherei, andere eine Massenschlägerei in der Erstaufnahmeeinrichtung gemeldet. Beides hatte sich aber schnell als falsch herausgestellt, auch die Suche nach einem weiteren Mann konnte schnell eingestellt werden. Um kurz vor 15 Uhr war der Einsatz in der GfA beendet, drei Stunden nach der Alarmierung. Einen der Männer hat das SEK-Höheneinsatzteam von einem Dach im Bereich der Sicherungswache gerettet, einen zweiten fanden sie im Innenbereich der Anlage. Den dritten Mann wollte die Mainzer Berufsfeuerwehr mit Drehleiter und Sprungkissen von einem Baum retten, wo er in 15 Metern Höhe festsaß. Er konnte dann aber doch alleine herunterklettern.
Wie die drei Männer überhaupt aufs Dach gekommen, weiß die Polizei bislang nicht. Zwar dürfen sich die Insassen der Gewahrsamseinrichtung im Außenbereich frei bewegen, das Gelände ist aber von einem hohen Zaun umgeben. Vielleicht haben die Männer diesen Zaun überwunden? „Wir wissen es nicht“, sagt Roberto. Auch das sollen jetzt die Ermittlungen ergeben. Dem Personal aber könne man keinen Vorwurf machen, so der Polizeipressesprecher. Bei der GfA handele sich ja nicht um ein Gefängnis, folglich würden hier auch weniger strenge Bewachungsrichtlinien gelten als in einer Justizvollzugsanstalt. Alle drei Männer sind unverletzt geblieben, inzwischen sind sie wieder in ihre Unterkunft in der Abschiebeeinrichtung gebracht worden. Warum sie dort einsitzen, ist der Polizei nicht bekannt.