Kreis-Imkerverein Ingelheim-Bingen informiert im Naturschutzzentrum über die Honigbiene
Von Gerhard Wieseotte
Wegen des kühlen Wetters blieben die Bienen dicht zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen – eine gute Gelegenheit für die Besucher, die Insekten ganz aus der Nähe zu betrachten. Foto: Thomas Schmidt
( Foto: Thomas Schmidt)
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INGELHEIM - Die Honigbiene begleitet den Menschen seit Tausenden von Jahren. Das älteste bisher bekannte Exemplar einer Biene wurde 1982 in einer Schiefertafel im Eckfelder Maar bei Manderscheid in der Eifel gefunden. Es lebte dort vor etwa 45 Millionen Jahren. Die Biene hat bis heute eine hohe ökologische, aber auch ökonomische Bedeutung. Sie ist nach Rind und Schwein eines der wichtigsten Nutztiere des Menschen. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace liegt die jährliche Bestäubungsleistung weltweit bei rund 265 Milliarden Dollar. Ihre damit zusammenhängende ökonomische Bedeutung wird auch dadurch deutlich, dass zum Beispiel in Deutschland derzeit von über 80 000 Imkern zirka eine Million Bienenvölker gehalten werden. Diese decken mit etwa 25 000 Tonnen Honig pro Jahr nur etwa 20 Prozent des heimischen Bedarfs.
Der Königin beim Eierlegen zusehen
Alles Wissenswerte rund um das Thema Biene erfuhren die Besucher jetzt im Naturschutzzentrum an der Neumühle. Der Kreis-Imkerverein Ingelheim-Bingen und die Naturschutzgruppe Ingelheim (NSGI) hatten zum „Tag der Deutschen Imkerei“ eingeladen. Gerhard Haupt, Elmar Weidinger und Hubert Quandt führten die Besucher über den Bienenlehrpfad mit seinen zehn Stationen. Schautafeln informierten über das Leben der Bienen. Um es besonders anschaulich zu machen, sind auf dem Lehrpfad Bienen in zwei gläsernen Kästen untergebracht. So kann man der Königin beim Eierlegen und den Arbeiterinnen bei der Bereitung des Honigs zusehen. An einer Quizwand mit zwölf Fragen und 36 möglichen Antworten konnten die Besucher das erworbene Wissen testen. Was sonst noch wichtig ist im Zusammenhang mit dem Thema Biene, erläuterte Hubert Quandt in seinem reich bebilderten, sehr informativen Vortrag mit dem Titel „Faszination Biene“.
Wo liegen heute die Probleme der Imker? Franz Wassermann, der Vorsitzende des Kreis-Imkervereins Ingelheim-Bingen, nennt an erster Stelle die Varroa-Milbe. Sie ist der Hauptgrund für das Schwinden vieler Bienenvölker. Die Milbe beschäftigt Bienenforscher schon seit den 70er Jahren, als sie vermutlich mit importierten Bienen nach Europa gelangte. Die 1,7 Millimeter kleine Milbe ernährt sich vom Blut der Bienen.
MITMACHEN
Wer Interesse an der Imkerei hat, kann sich jeden ersten Freitag im Monat um 19 Uhr bei der Monatsversammlung des Kreis-Imkervereins Ingelheim-Bingen im „Burgunder Hof“, Neuweg 38, in Ingelheim informieren.
Über die Bisswunden, die die Milben den Bienen zufügen, können zusätzlich krank machende Viren in die Insekten eindringen. Die Vermehrung der Milbe findet auf der Brut statt. So sind die jungen Bienen schon beim Schlüpfen geschwächt und sterben meist bereits kurze Zeit danach, was den Tod vieler Bienenvölker in den Wintermonaten erklärt. Mit biologischen Bekämpfungsmaßnahmen wie der Behandlung mit Ameisensäure nach der jährlichen Honigernte oder mit systemisch wirkenden Stoffen wie Oxalsäure am Ende eines jeden Jahres versuchen die Imker, den Schaden möglichst gering zu halten. Trotzdem liegen die jährlichen Verluste an Bienenvölkern bundesweit bei rund 30 Prozent.
Und dann gibt es da noch die Themen Insektizide und Glyphosat, die für Wassermann eine wichtige Rolle spielen, wenn es um die Zukunft der Biene geht. Glyphosat ist ein Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizid), das unter dem Markennamen Roundup von dem Saatgutkonzern Monsanto vertrieben wird und das äußerst umstritten ist. Die Landwirte und Winzer verwenden es, um ihre Felder und Weinberge von Unkraut zu befreien. Gegner verlangen ein europaweites Verbot, weil es erbgutsschädigend und krebserregend sein soll.
Alle blühenden Pflanzen in der Umgebung der Felder und Weinberge werden durch Glyphosat gleich mit vernichtet. Das Herbizid kann so über Weintrauben, Früchte und Getreide in die Nahrungskette des Menschen gelangen.
Forderung nach Verbot von Glyphosat
Auch Franz Wassermann fordert deshalb ein Verbot des Unkrautbekämpfungsmittels. Er hat dabei aber mächtige Gegner. So hat Bundeskanzlerin Angela Merkel erst kürzlich den deutschen Bauern zugesagt, sich weiter für den Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft einzusetzen.