Jürgen Mett über das künftige Konzept des Ingelheimer Winzerkellers
Noch ist der Winzerkeller (hier die Nordseite) eine Baustelle. 2018 aber soll er fertig saniert mit Gastronomie, Vinothek und Tourist-Info in Betrieb gehen. Foto: Thomas Schmidt
( Foto: Thomas Schmidt)
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INGELHEIM - Der Winzerkeller macht derzeit große Fortschritte, auf der Baustelle in der Binger Straße geht es wie berichtet ordentlich voran. Weil hübsche Räume alleine aber freilich nicht ausreichen, um den künftigen Winzerkeller auch zu bespielen, wird unter Hochdruck auch am inhaltlichen Konzept gearbeitet. Wir haben mit Winzer Jürgen Mett, bei der Arbeit am Winzerkeller ist er der Vertreter des Bauern- und Winzervereins, über die künftige Vinothek gesprochen.
Herr Mett, Sie waren von Anfang an begeistert vom Projekt Winzerkeller samt Vinothek. Warum?
Die Uropas vieler Ingelheimer Winzer haben dabei geholfen, den Winzerkeller einst aus der Taufe zu heben, und jetzt werden die Urenkel hier ihren Wein und die Zunft präsentieren. Einen besseren Ort für die Vinothek gibt es doch gar nicht. Da hat die Stadt Weitsicht bewiesen, als sie vor Jahren dieses Gebäude gekauft und beschlossen hat, es auch gemäß seiner ursprünglichen Funktion zu bespielen. Wenn ich mir vorstelle, wir nehmen Touristen mit ins unterste Kellergewölbe, und sie sehen die historischen Fässer und können sich vorstellen, wie hier einst gearbeitet wurde – das ist eine einmalige Chance für Ingelheim. Die Veranstaltungshalle, die wird schon toll. Aber der Winzerkeller, das ist mal das, was man seinem Besuch zeigt. Das ist Heimat. Da ist man stolz drauf.
Wofür werden die Winzer das Gebäude also nutzen?
Die Winzer werden nur einen Teil des Gebäudes bespielen, nämlich die Vinothek. Ingelheim ist eine besondere Lage, das wollen wir zeigen und natürlich vermarkten. Unser Image als Weinstadt soll hier weiter kultiviert werden. Das kann man mit Weinproben machen, mit Führungen, mit Weinseminaren und, und, und. In zweiter Linie geht es natürlich auch um Umsatz: Wer unseren Wein kaufen möchte, kann das im Winzerkeller tun. Wie viele Weine pro Winzer hier präsentiert werden, steht aber noch nicht endgültig fest. Ich persönlich tendiere zu zwei Weinen, damit die Weinkarte für den Konsumenten nicht zu unübersichtlich wird. Dazu kommt ein Porträt von jedem der etwa 25 beteiligten Winzer und ein paar Zeilen zum Weingut. Außerdem soll es eine sogenannte Themenwand geben, die ausgewählte Weine zu besonderen Anlässen präsentiert, wie Hochzeit, Grillen oder die Spargelzeit.
Noch ist der Winzerkeller (hier die Nordseite) eine Baustelle. 2018 aber soll er fertig saniert mit Gastronomie, Vinothek und Tourist-Info in Betrieb gehen. Foto: Thomas Schmidt Foto: Thomas Schmidt
Winzer Jürgen Mett fungiert in Sachen Winzerkeller als Vertreter des Bauern- und Winzerverbandes. Archivfoto: Weingut Mett Foto:
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Wie sieht das künftige Konzept denn konkret aus?
Wir arbeiten noch daran. Seit etwa zwei Jahren trifft sich eine Kerngruppe von sieben Winzern mit Robert Göbel, Professor für strategisches Management und Beratung an der Hochschule Geisenheim, um in enger Abstimmung mit der Stadt und den Architekten das Konzept für die Vinothek zu erarbeiten. Und wir fühlen uns – nach ein paar Anlaufschwierigkeiten – auch ernst genommen und gehört. Klar ist schon: Das Gebäude lebt vom Miteinander. Wenn die Tourist-Information einmal nicht besetzt ist, dann könnte das Personal der Vinothek einspringen und andersherum. Und wenn ein Restaurantgast nach dem Essen noch Wein kaufen möchte, dann muss auch das möglich sein. Neben der Vinothek werden die anderen Bestandteile des Winzerkellers die städtische Tourist-Info, ein Gastronomiebetrieb sowie kulturelle Veranstaltungen sein. Entscheidend für den Erfolg wird das gemeinsame Zusammenspiel dieser Nutzer sein. Uns Winzern wäre es darum am liebsten, ein Pächter oder Geschäftsführer könnte das gesamte Gebäude, also auch die Vinothek, mit betreuen. Dann liegt alles in einer Hand. Derzeit geht es aber erst einmal um die Frage, was rechtlich und finanziell nötig ist, um die Winzer an der Vinothek zu beteiligen und wie die Verantwortlichkeiten zwischen Stadt und Winzern geregelt sein sollen. Die Winzer wollen sich finanziell an der Vinothek beteiligen, zahlen natürlich auch Miete, um hier präsent zu sein und Veranstaltungen durchzuführen. Im Gegenzug sollen die Weine für alle städtischen Veranstaltungen dann idealerweise auch aus der Vinothek kommen, auch das wird gerade besprochen.
Braucht Ingelheim denn eine Vinothek aller Winzer, wo die meisten Weingüter doch eine eigene führen?
Na, unbedingt! Die Vinothek im Winzerkeller spricht ja ganz andere Kunden an. Das sind Restaurantgäste, die nach dem Essen noch den Wein mitnehmen möchten, der ihnen serviert wurde. Oder Touristen, die ganz ohne Kaufzwang unterschiedliche Weine von verschiedenen Winzern probieren möchten. Und das außerhalb unserer Öffnungszeiten im Weingut, in den Abendstunden oder am Wochenende. Im Winzerkeller sind außerdem Weinproben und Führungen in größeren Gruppen, wie etwa ein ganzer Reisebus, möglich, die viele Winzer im heimischen Weingut nicht so ohne Weiteres anbieten können. Im Idealfall sollte jeder Winzer den Winzerkeller als „seine“ Vinothek begreifen und sich mit Veranstaltungen auch hier präsentieren. Wie gesagt: eine einmalige Chance.