IHRE IDEEN
Haben Sie Ideen, wie man die Innenstadt sauber halten kann? Wie man Müllsünder am besten anspricht und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für saubere Plätze und Straßen schafft? Schwebt Ihnen eine pfiffige Aktion vor oder sogar ein frecher Werbeslogan? Unter welchen Bedingungen und in welchem Projekt würden Sie ehrenamtlich mitarbeiten? Erzählen Sie es uns! Mailen Sie Ihre Vorschläge an jkrentosch@vrm.de oder rufen Sie in der Redaktion an, unter Telefon 06132-7 90 50 44 51. AZ-Redakteurin Julia Krentosch freut sich auf Ihre Ideen.
INGELHEIM - Plastiktüten in den Baumkronen, liegengelassene Essensverpackungen rund um Brunnen und Sitzbänke, Bierdosen im Blumenbeet und Kaugummis an jeder Ecke – Ralf Claus hat die Nase voll. Ja, man kann das so sagen: Der Oberbürgermeister ist richtig sauer. Darüber, wie die Innenstadt – so empfindet es Claus – zunehmend vermüllt. „Das fängt ja schon am Bahnhof an, wenn man mit dem Zug ankommt, und setzt sich dann in der Stadtmitte fort.“ Überall liegt irgendetwas herum, wurde hier ein Papierchen fallengelassen, dort ein Eisbecher einfach weggeworfen. Das Bild, das Gäste – und die Einwohner selbst – von Ingelheims Innenstadt zu sehen bekommen, gefällt dem Stadtoberhaupt so gar nicht. „Wir bauen tolle Plätze, schaffen eine tolle Aufenthaltsqualität – und dann das.“
Hier muss dringend gehandelt werden, soviel steht für den Oberbürgermeister fest. Ebenso wie die Tatsache, dass die Stadt diese Aufgabe nicht alleine bewältigen kann. „Wir tun hier schon sehr viel. Ein städtischer Mitarbeiter geht täglich durch die Innenstadt, um liegengelassenen oder achtlos beiseite geworfenen Abfall einzusammeln.“ Und dennoch wird der wilde Müll nicht weniger. Das regt nicht nur den Stadtchef auf. Etwa ein Viertel aller Meldungen, die über das städtische Beschwerdesystem „Bürger-Echo“ an die Verwaltung herangetragen werden, beziehen sich auf illegale Müllentsorgung. „Die Stadt macht es ja weg“, mit dieser Mentalität soll jetzt Schluss sein. „Was ist das denn auch für eine Einstellung? Was mutet man denn auch den städtischen Mitarbeitern zu, die den Müll dann entsorgen?“, wundert sich Claus. „Bis auf ganz wenige Dinge kann man den meisten Müll doch wirklich selbst entsorgen.“
Dreck-weg-Tag hat zu wenig Wirkung
Und weil das so ist, will der Stadtchef die Rotweinstädter jetzt aufrütteln. Ein Bewusstsein schaffen für die Umwelt, vor allem aber für ein sauberes Stadtzentrum. Mit einem einzigen Dreck-weg-Tag ist das nicht getan. Den will der Stadtrat zwar auch wieder einführen, weil im Rathaus aber gerade Zeit und Personal zur Planung fehlen, wird er frühestens 2018 wieder stattfinden. Die Verursacher erreicht man mit einem Dreck-weg-Tag ohnehin nicht, das ist dem Oberbürgermeister klar. Ein Konzept muss her, eine professionelle Kampagne. Und dazu Aktionen, die Kinder wie Erwachsene auf das Problem aufmerksam machen. Witzig, frech und wirkungsstark.
Auch über eine Gefahrenverordnung wird in diesem Zusammenhang noch einmal zu sprechen sein. Wenn Verstöße gegen die städtische Müllverordnung mit empfindlichen Geldstrafen geahndet werden, dann hat das nämlich abschreckende Wirkung. „All das bindet natürlich Personal und Ressourcen, aber hier ist es das wert, dass wir uns etwas aufbürden“, ist der OB überzeugt. Stadtmarketing einbinden, Projektgruppe gründen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben, all das steht auf seiner Agenda. Zuerst einmal sind aber die Fraktionen dran. Claus will seine Idee demnächst dem Stadtrat vorstellen, nach Ideen und Vorschlägen fragen. „Wie kann man die Menschen für eine saubere Stadt sensibilisieren?“, auch die Bevölkerung ist gefragt.
In größeren Städten zum Beispiel ist „Kaugummi-Street-Art“ längst Tradition. Regelmäßig zaubern hier Kinder in Ferienworkshops bunte Kunstwerke aus den grauen Schandflecken am Boden und merken so ganz nebenbei, wie viele Menschen ihren Kaugummi achtlos ausspuken.
Mülllotse, Kaugummi-Kunst und ein Werbe-Slogan
Kreative Aktionen wie diese schweben auch Claus für Ingelheim vor. Er denkt auch an einen Mülllotsen. Jemanden mit Standing. Mit Autorität. Eben jemand, der die Menschen in der Innenstadt charmant auf „verlorene“ Taschentücher oder „vergessene“ Essensschachteln aufmerksam machen kann. Auch ungewöhnliche Wege sind denkbar. Alles, was bei den Menschen hängen bleibt, ist erlaubt. „Nach großen Festivals organisieren die Veranstalter regelmäßig Aufräumaktionen für Konzertbesucher. Das könnten wir für ,Donnerstags in der City’ zum Beispiel auch einführen“, schlägt Heinz-Peter Kissel, Leiter des Büros des Oberbürgermeisters, vor. Ideen gibt es viele. Claus möchte sie sammeln und in eine Kampagne pressen. In ein professionelles Konzept, das aufrüttelt, mit pfiffigem Sauber-Slogan als i-Tüpfelchen.