Ingelheim: Hund kommt nach Fensterwurf ins Tierheim
Der Hund als bester Freund des Menschen? Fälle wie der vom Freitag lassen daran zweifeln. Am Abend warf eine 63-Jährige ihre Hündin Nicki in der Binger Straße aus dem Fenster des ersten Stocks. Jetzt - fünf Tage später berichtet das Tierheim: Nicki ist auf dem Weg der Besserung, liegt aber weiterhin auf der Intensivstation in der Tierklinik. Nach dem Krankenhausaufenthalt wird Nicki im Ingelheimer Tierheim eine Bleibe finden.
Von Nils Salecker
Sportredakteur
Foto: Tierhelfer Ingelheim e.V.
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INGELHEIM - Am Freitagabend hat eine 63-Jährige ihre Hündin Nicki in der Binger Straße aus dem Fenster des ersten Stocks geworfen (wir berichteten). Zufälligerweise war die Polizei wegen eines Unfalls ganz in der Nähe. Per Notfalltelefon wurde Tierheim-Leiterin Melanie Weingart verständigt, die noch während sie den Hörer am Ohr hatte, schaltete und in die Binger Straße fuhr. Jetzt - fünf Tage später berichtet Weingart: Nicki ist auf dem Weg der Besserung, liegt aber weiterhin auf der Intensivstation in der Tierklinik.
Der vordere Teil des Körpers völlig versteift, der hintere schlaff, beschreibt Weingart den Zustand des Jack-Russel-Terrier-Mischlings kurz nach dem Sturz. Den normalerweise nötigen Papierkram ließ Weingart links liegen, packte Nicki samt Decke im Einkaufskorb in ihr Auto und brachte die verletzte Hündin in die Klinik. „Die ganze Fahrt über hat sie fürchterlich gejammert“, schildert Weingart. Erste Untersuchungen brachten keine Diagnose, gebrochen war nichts. Nach einem CT stand fest: ein Wirbelsäulentrauma. „Ein Bluterguss zwischen den Bandscheiben“, beschreibt Weingart, „das tut weh.“ Die ersten Tage unter Schmerzmitteln konnte sich Nicki kaum mehr bewegen. Mittlerweile kann sie wieder sitzen und seit Anfang der Woche alleine trinken und fressen.
Großes Interesse am Gesundheitszustand der Hündin
„Sie ist eine Kämpferin“, sagt Weingart über den 13 bis 14 Jahre alten Vierbeiner. In solchen Fällen steht die Tierheim-Leiterin oft vor der schwierigen Entscheidung: weiter behandeln lassen oder das Tier erlösen? Jeden Tag besuchte Weingart Nicki bislang seit Freitag. „So eine Entscheidung trifft man nicht am Telefon“, sagt sie. Bei Nicki merkte sie: „Sie will, das sieht und spürt man.“ Wenn alles laufe wie bisher, könnte die Hündin ohne bleibende Schäden davon kommen. Auch menschenscheu oder gar traumatisiert scheint Nicki nicht. Sie freue sich über jeden Besuch, lasse sich streicheln. Eine Massage von Weingarts Kollegen habe sie sogar richtig genossen.
In ein bis zwei Wochen, so hofft die Tierheim-Leiterin, kann Nicki die Klinik verlassen, wird dann im Ingelheimer Tierheim eine Bleibe finden und weiter versorgt werden. Ab dann könnte Nicki auch an neue Besitzer vermittelt werden. „Das Ziel ist aber im Moment nicht, ein neues Körbchen für sie zu finden“, betont Weingart. Erst müsse Nicki wieder auf die Beine kommen. Das Interesse an dem Gesundheitszustand der Hündin sei groß. Viele besorgte Menschen würden sich bei ihr melden, berichtet Weingart: „Die fragen, wie es ihr geht, und drücken ihren Frust aus.“ Sich selbst mit der Tat der Halterin belasten möchte Weingart nicht. „Das ist ohne Worte.“ Misshandelte Tiere sind Alltag für die Tierheim-Leiterin. Sie blendet das aus. „Es hilft nichts, sich an der Grausamkeit der Menschen zu frustrieren.“ Vielmehr konzentriert sie sich auf die Tiere selbst und baut sich selbst an den Fortschritten – wie bei Nicki – auf. „Es ist umso schöner zu sehen, dass es ihr wieder besser geht.“ Zwar befindet sich Nicki schon im gehobenen Hundealter. „So kleine Hunde und Mischlinge sind aber robust“, sagt Weingart, „wir tun jetzt alles dafür, dass sie noch ein paar schöne Jahre haben kann.“