Auf dem Parkplatz des Ingelheimer Freibads sollen Besucher bald über einen LED-Screen aus dem Auto heraus Filme schauen können. Einige Hürden müssen jedoch noch genommen werden.
Von Frank Schmidt-Wyk
Reporter Rheinhessen
Der Freibad-Parkplatz in Ingelheim soll sich vom 7. Mai an in ein Autokino verwandeln.
(Foto: Thomas Schmidt)
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INGELHEIM - Der Corona-Lockdown verhilft einer beinahe in Vergessenheit geratenen Institution zu einem unverhofften Comeback: Wie in Mainz und Alzey wird demnächst auch in Ingelheim ein Autokino eröffnen – auf dem Parkplatz des Freibads Im Blumengarten. Das passende Motto: „Autokino am Pool“ – eine Reminiszenz an das vor zehn Jahren eingestellte Sommerferienprogramm „Kino am Pool“. Den 7. Mai peilt Kinobetreiber Ulrich Luber, unter dessen Regie die zurzeit geschlossenen Stadtkinos Cadillac und Casablanca stehen, als Premierentag an.
„Die Känguru-Chroniken“ sei ein heißer Kandidat für den Eröffnungsfilm, verrät er. Der Film also, der im März gerade mal eine gute Woche im Kino lief und das sehr erfolgreich, bevor die Kinos in Deutschland eine Zwangspause von unbestimmter Dauer verordnet bekamen und den Betreibern von jetzt auf gleich sämtliche Einnahmen wegbrachen. Auch „Systemsprenger“ würde sich auf dem Spielplan gut machen, überlegt Luber. Schließlich sei der Film gerade beim Deutschen Filmpreis mit Lolas überhäuft worden und deshalb in aller Munde.
Platz für 80 bis 100 Fahrzeuge
Am Programm bastelt Luber mit seinem Team noch. Fest steht: Es soll täglich wechseln und voraussichtlich bis Ende August zwei Vorstellungen pro Tag geben: mittags für Kinder und Familien, abends für Erwachsene. Samstags und sonntags plant Luber eine dritte Vorstellung am Nachmittag, ebenfalls auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten. Selbst grelles Tageslicht im Hochsommer beeinträchtige die Bildqualität nicht, verspricht der Kinobetreiber: Die LED-Screentechnik sei längst so ausgereift, dass sie es sogar mit der digitalen Leinwandprojektion aufnehmen könne und bereits in ersten Kinosälen installiert werde.
Im Ingelheimer Autokino sollen 80 bis 100 Fahrzeuge Platz haben. Bis zu zwei Erwachsene und, sofern sie zur Familie gehören, auch bis zu drei Kinder und/oder Jugendliche dürfen sich im Wagen aufhalten. „Wir werden uns die Ausweise zeigen lassen“, kündigt Luber an. Während der Vorstellung darf das Auto nur verlassen werden, um zum Toilettenwagen zu gehen, und zwar immer nur eine Person auf einmal – so verlangen es die Hygienevorschriften. Die Eintrittspreise hat Luber noch nicht endgültig durchkalkuliert, sie sollen sich aber im Bereich von zehn Euro für Erwachsene und fünf Euro für Kinder unter 14 Jahren bewegen. Der Ticketverkauf werde online abgewickelt, sagt Luber. Dabei sei es auch möglich, sich Snackpakete zusammenzustellen, die dann an der Scannerkasse ausgegeben würden. Alkohol gebe es nicht, das Mitbringen von Speisen und Getränken sei erlaubt.
Eröffnungstermin noch nicht fix
Noch hat Luber nicht alle erforderlichen Genehmigungen beisammen, deshalb ist der 7. Mai als Eröffnungstermin noch etwas wackelig. Als unerwartet hohe Hürde erweist sich nicht etwa das strenge Corona-Regelwerk, sondern die Technik. Wie Luber berichtet, ist es nicht ganz einfach, von der Bundesnetzagentur die Lizenz für eine freie UKW-Frequenz zu bekommen, damit die Besucher den Filmsound aus dem Autoradio genießen können. Eine passende Sendeanlage hat er wegen Lieferengpässen auch noch nicht beschaffen können – er ist ja nicht der Erste, der in diesen Tagen ein Autokino eröffnen will. Die Projekte in Mainz und Alzey sieht Luber aber nicht als Konkurrenz an: „Ich sehe das sehr positiv. Weil es das Kino wieder ins Gespräch bringt.“ Die Resonanz auf die Autokino-Pläne sei schon jetzt überwältigend. „Die Leute wollen raus! Das Autokino kann ihnen das so schmerzlich vermisste Gemeinschaftserlebnis verschaffen.“
Wann war er eigentlich selbst das letzte Mal im Autokino? Luber muss laut lachen. „Das dürfte locker 30 Jahre her sein. Damals bekam man noch Lautsprecher ins Auto gereicht und obendrein einen Heizlüfter.“