INGELHEIM - (pea). Das jüdische Pessachfest erinnert an den biblischen Auszug aus Ägypten (Exodus) und damit an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei. Wie es gefeiert wird, davon konnten sich mehr als 70 Besucher am Samstag im Weiterbildungszentrum (WBZ) ein Bild machen. Klaus Dürsch und Lotan Sagi vom „Deutsch-Israelischen Freundeskreis“ (DIF) führten das Publikum in Tradition und Bräuche ein. Aufgelockert wurde die informative Präsentation durch Fotos und Filmausschnitte, ein kleines Büffet sowie Musik von Volkmar Döring (Gitarre).
Den beiden Moderatoren ist das jüdische Pessachfest aus eigenem Erleben bekannt. Lotan Sagi ist in einem israelischen Kibbuz aufgewachsen, Klaus Dürsch hat mit seiner Familie viele Jahre in Israel gelebt. Und so bekamen die Gäste Informationen aus erster Hand. „Es ist ein Fest, bei dem die ganze Familie zusammenkommt“, berichtete Klaus Dürsch. „Und zwar auch die, die man nicht so leiden kann.“ Im Zentrum stehe die Nacherzählung des Exodus. Durch die sogenannte „Haggada“ werde die Erinnerung wach gehalten und an die nachfolgenden Generationen weitergegeben.
„Jedes wichtige Fest fängt mit dem Entzünden von Kerzen an“, erklärte Dürsch und setzte dies direkt um. Danach widmete sich Lotan Sagi den kleinen Speisen, die auf den Tischen verteilt waren. Zum Beispiel dem Meerrettich als Symbol für die bittere Zeit der Sklaverei oder dem ungesäuerten Brot (Matze), das daran erinnern soll, dass den Israeliten beim Auszug aus Ägypten keine Zeit für das Säuern von Brot geblieben war.
Lotan Sagi berichtete auch, dass in Israel kurz vor Pessach aufgrund der Speisevorschriften viele Regale mit Lebensmitteln abgeschlossen würden. Fast-Food-Ketten böten Burger mit Brötchen aus Kartoffelmehl an. Dass nicht alle Sitten und Gebräuche immer ganz bierernst genommen werden, belegten Einspielungen von Tanz- und Gesangsdarbietungen anlässlich des Pessachfests. „Man kann auch kreativ mit der Tradition umgehen“, stellte Klaus Dürsch angesichts der amüsanten Filmausschnitte fest.
Veranstaltet wurde das Pessachfest vom „Beirat für Migration und Integration“ in Kooperation mit WBZ, DIF und dem „Migrations- und Integrationsbüro“. Anknüpfungspunkt waren die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, in deren Rahmen seit 2014 im Wechsel bedeutende internationale Feste in Ingelheim gefeiert werden – diesmal also das jüdische Pessachfest. „Es geht im Grunde darum, mit Vorurteilen aufzuräumen“, meinte Oberbürgermeister Ralf Claus. „Und wie kann man das besser tun als mit Feiern?“ Minas Ioannidis verwies auf die Buntheit der Nationalitäten und Religionen. „Es zeigt die Vielfalt in Ingelheim“, so der Vorsitzende des „Beirats für Migration und Integration“. Mit der Reihe wolle man Begegnungsmöglichkeiten schaffen, um sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen, ergänzte Dr. Dominique Gillebeert, Leiterin des „Migrations- und Integrationsbüros“. Viele Studien belegten, dass persönliche Kontakte Rassismus am ehesten abbauen könnten.