Es gibt eine lange Warteliste auf einen Platz bei der Ingelheimer Kinder- und Jugendfarm. Erstmals unterstützt eine Hauptamtliche die Ferienarbeit.
Von Sören Heim
Junge Farmerinnen lassen sich gerne mit den Ponys vor einem Panorama der Farm ablichten. Sie haben einen Platz für die Sommerferien ergattert.
(Foto: Sören Heim)
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INGELHEIM - Besonders gern beschäftigten die Kinder sich mit den Ponys, sagt Simone Hauke, die hauptamtliche Mitarbeiterin der Ingelheimer Kinder- und Jugendfarm. „Striegeln, füttern, manchmal auch ein Ausritt. Das ist sehr beliebt hier.“ Die Ponys gehören dem Steppen- und Wiesenvolk an, einer von drei Gruppen auf der Farm, in denen die Kinder unterschiedliche Lebensweisen im Freien erproben. Natürlich werden die Gruppen öfter einmal gewechselt, sagt Hauke, denn Zeit mit den Tieren verbringen möchten eigentlich alle einmal. Eine weitere besonders beliebte Tätigkeit: das Braten von Stockbrot am Feuer. „Mittlerweile hat jede der drei Gruppen eine eigene Feuerstelle gebaut“, merkt Hauke lachend an. Wobei alle Tätigkeiten am Feuer natürlich – wie überhaupt das ganze Leben auf der Farm – immer von den Pädagoginnen und Helferinnen betreut werden.
Die drei Gruppen, das sind die Farmer, die Waldläufer, und eben das Wiesen- und Steppenvolk. Sie alle haben ihre eigenen Schwerpunkte. Die Farmer kümmern sich um den Garten und kochen in der hölzernen Freiluftküche auch das Essen für alle Gruppen. Auf den Tisch kommt, was auch im Garten wächst. Frisches Gemüse also, aber vielleicht auch Eier, die die Hühner gelegt haben. Dabei kommen auch Pflanzen zum Einsatz, die man nicht aus jeder Küche kennt. So sammeln etwa Kinder selbstständig Brennnessel, um als Beilage zum Mittagessen einen Brennnesselsalat zu machen. Ein wirklicher Selbstversorger ist die Farm dabei aber nicht. Manchmal gibt es etwa Bananen, und auch Schokolade ist nicht tabu.
„Das Tolle ist, dass wir wirklich die ganze Zeit im Freien verbringen“, berichtet Hauke. „Bei jedem Wetter. Und die Kinder haben damit überhaupt keine Probleme. Bei einem richtigen Unwetter wird sich einmal untergestellt, aber das ist schon alles.“ Waldläufer haben sich auf dem bewaldeten Teil des Geländes eingerichtet, spielen Verstecken und bauen immer neue Lager. Es gibt relativ naturnahe Spielgeräte, Schaukeln etwa, die an Bäumen befestigt sind, und ein aus Latten gezimmertes Fort. Ein Hintergedanke bei der naturnahen Ferienbetreuung: „Je mehr Zeit die Kinder in der Natur verbringen, desto mehr lernen sie sie auch schätzen. So leisten wir hoffentlich auch einen Beitrag dazu, ein Bewusstsein für die Natur als Lebensraum zu wecken und so den Naturschutz zu stärken“, sagt Hauke. Für sechs Wochen hat die Farm in den Sommerferien durchgängig geöffnet. Zur Hälfte nehmen Kinder teil, die Mitglied im Verein Kinder- und Jugendfarm Ingelheim e.V. sind, zur Hälfte werden die Plätze über das Ferienprogramm der Stadt Ingelheim belegt, die die Farm auch mitfinanziert. Die restlichen Kosten trägt der Verein. Seit gut zehn Jahren gibt es den Verein, mit Hauke ist in diesem Jahr erstmals eine hauptamtliche Fachkraft angestellt. Und Hauke ist ganz begeistert von dem Projekt, zu dem sie hinzugestoßen ist. Und in Zeiten der Corona-Pandemie zeigen sich die Stärken der Kinder- und Jugendfarm noch einmal deutlicher: Der durchgehende Aufenthalt im Freien und das sich Beschäftigen in Kleingruppen, hier seien die Vorgaben der Kontakteinschränkungen praktisch von Anfang an erfüllt gewesen, man habe nur leicht nachjustieren müssen. Entsprechend groß ist das Interesse auch. Das Angebot ist durch alle sechs Wochen hindurch ausgebucht, es gibt eine lange Warteliste. Doch die Farm schließt am Ende der Ferien nicht einfach, sondern geht zu ihrem Programm „offene Farm“ über, an dem immer donnerstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr teilgenommen werden kann.
UNTERSTÜTZUNG
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann das tun unter Mainzer Volksbank eG/IBAN: DE74 5519 0000 0773 4950 15.
Ganz ohne Schwierigkeiten kommt auch die Kinder- und Jugendfarm in Ingelheim allerdings nicht durch die Pandemie. Das Spendenaufkommen, das einen Teil der Vereinsarbeit trage, sei deutlich zurückgegangen, berichtet Hauke. Problematisch auch, weil eigentlich noch ein großer Bauwagen als Schutzraum bei schweren Unwettern angeschafft werden soll.