Bunte Gesangsstunde der Heidesheimer Sängervereinigung
Aus dem Ort für den Ort: Die Sängervereinigung feierte wieder einmal Fastnacht mit viel Lokalkolorit und tauchte ab in die „versunkene Stadt“.
Von Sören Heim
Als „Sektion Tresen“ tummelten sich (von links) Daniel Herzbach, Tom Kirchenknapp, Christoph Pieper und Jonas Ankner im Friseursalon.
(Foto: Thomas Schmidt)
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HEIDESHEIM - Die Fastnachtssitzungen der Heidesheimer Sängervereinigung sind besondere Ereignisse. Fastnacht vom Ort für den Ort: Alle Vortragenden sind auch Mitglieder der Sängervereinigung – der Verein ist sehr stolz, dass er so viele june Leute auf die Bühne bringt. Nichts Eingekauftes, dafür: viel lokal angerührter Humor, kreative Auseinandersetzung mit dem Ortsgeschehen und natürlich auch Gesang. Denn der Gesang ist Lebensinhalt der veranstaltenden Sängervereinigung. Freitag und Samstag ging es gleich zweimal rund, wobei besonders der hohe Anteil junger Vortragender ins Auge stach. Dass abseits der Tanznummern junge Narren so zahlreich in der Bütt und auf der Bühne stehen – alles andere als selbstverständlich.
Politik
„Atlantis, die versunkene Stadt“, so das Motto, wobei das geheimnisvolle Atlantis unschwer als Heidesheim zu erkennen war. Als Protokoller „vom tiefsten Meeresgrund“ trat entsprechend Udo Arnold in die Bütt, der den Abend gemeinsam mit Coni Gerbig, Erika Gerharz und Jonas Ankner auch moderierte. Hundehaufen, ein Appell gegen den Parteienzwist im Ortsbeirat und eine Solidaritätserklärung für den aus der SPD ausgetretenen Martin Weidmann, das waren einige der lokalpolitischen Themen, derer sich Arnold reimend annahm, immer mit dem versöhnlichen Schluss: „Das Leben ist bunt und manchmal auch grau. Heut ist es uns egal, wir rufen Helau,“ Auch einen vehementen Rundumschlag gegen Rechtsruck und AfD führte Arnold, wofür er besonders lang anhaltenden Applaus erntete.
Kokolores
Durch das stilisierte Heidesheim zogen mit ihrem Bollerwagen Lukas Arnold, Felix Hefner, Tom Kirschenknapp und Lukas Mesenich. Während in jeder der wenigen Heidesheimer Kneipen etwas getrunken wurde (Wirt immer Matthias Lukas), diskutierten die jungen Aktiven, was man im Ort als Jugendlicher eigentlich überhaupt machen kann. Nicht viel, doch im Zweifel: auf die Saalfastnacht der Sängervereinigung gehen, so das Ergebnis.
WER WAR NOCH DABEI?
Sektion Tresen: Jonas Ankner, Carina Arnold, Christian Herzbach, Daniel Herzbach, Tom Kirschenknapp, Christoph Pieper.
Leitungen: Quartett: Gerhard Vetter; ChorColores: Diana Steffens, Nils Heusner (Musik), Nicolas Ries (Dirigent); Happy Hip Hopser: Tanja Esch, Melanie Mitz
Gleich noch einmal durch die ganze Ortschaft führte Ralf Metzler als „Busfahrer von Haresum“, und von den Schwierigkeiten bei der Namensfindung für den Enkel berichtete der werdende Opa Karlheinz Rohr. Einen heiteren Verwechslungsreigen präsentierte die „Sektion Tresen“ in einem der letzten Betriebe Heidesheims. Bei Hairbert, „Friseur, Paketshop, Lottoannahme und Kartenvorverkauf“ wurde der Kunde selbst zum Friseurmeister, und reichlich Quetschenwasser gab es obendrein. Ein holländisch-heidesheimer Zwiegespräch führten Jan und Jonas Krikken.
Musik
Klar, dass, wenn die Sängervereinigung Gastgeber ist, vor allem auch gesungen wird. Heraus ragte das Singspiel des ChorColores, das eine Gruppe tierischer Atlantisbewohner mit Sprachfehlern bei dem Abenteuer begleitete, den „Heidesheimer Sandhas“ vor Großwildjäger Klaus aus Ingelheim zu beschützen. Eine herrlich absurde Darbietung mit zahlreichen Liedern, irgendwo zwischen Augsburger Puppenkiste und „Des Kaisers neue Kleider“.
Als Besatzung des U-Bootes 111 unterhielt das Quartett der Sängervereinigung mit umgedichteten Klassikern, die bunt gemischte Playback-Show später ließ dann singen, und vor dem großen Finale war noch einmal das Quartett mit Stimmungsliedern dran.
Tanz
Zuvor aber hatte das närrische Publikum noch reichlich Chancen, tänzerische Darbietungen zu genießen. Als Nixen griff das Ballett Showtime das Thema des Abends auf, als Weltenbummler waren die Happy Hip Hopser aus Wackernheim unterwegs, das Männerballett nahm als Drunken Sailors mit auf große Fahrt, und in die Welt von Arielle, der Meerjungfrau, entführte das Show-Ballet.
Fazit
Ein bunter Abend, der den Namen wirklich verdient. Und der allem Witz zum Trotz in jeder Nummer deutlich machte, was die Heidesheimer bewegt. Die Nichtvermietung der Markthalle an die TSG zum Erntedankfest etwa und die Frage, wo man in Heidesheim in Zukunft eigentlich noch feiern soll. Und natürlich die liebevoll gepflegte Rivalität mit „Wackernum“ – all das waren wiederkehrende Motive des Abends.