Wenn die Hitzewelle kommt, ist der beste Platz zum Abkühlen der eigene Pool – oder ist das angesichts dürrer Wälder und Trockenheit eine verantwortungslose Wasserverschwendung?
DARMSTADT . In den warmen Monaten träumen wohl viele Menschen vom Badeparadies im eigenen Garten. Mehr als eine Million privater Pools soll es in Deutschland bereits geben. Das Interesse steigt, nicht zuletzt wegen Corona. Aber kann man das kühle Nass trotz der anhaltenden Dürre überhaupt guten Gewissens genießen? Ein Pro und Contra.
Pro Gartenpool: Baden für die Seele
Also, bitte. Wenn einer ein 3x3-Meter-Schwimmbädchen im Garten stehen hat (und das ist schon groß) braucht er dafür bei ein Meter Tiefe (und das ist schon tief) neun Kubikmeter Wasser. Im Vergleich: 127 Liter Wasser rauschen tagtäglich pro Kopf die Ausgüsse und Klos hinunter – und dazu kommen laut Umweltbundesamt fast vier Kubikmeter pro Kopf für die Erzeugung der täglichen Gebrauchsgüter vom Lebensmittel bis zur Bekleidung. Selbst, wenn man einmal pro Woche das Wasser erneuert, ist das gemessen am täglichen Verbrauch nicht viel. Zumal, wenn man das Wasser zum Gartengießen einsetzt.
Hinzu kommt, dass inzwischen weltweit mehr Energie für Kühlung als für Heizung aufgebracht wird – und dabei hat die WM in Katar noch gar nicht angefangen. Ein Planschbecken hinterm Haus ist die denkbar umweltfreundlichste Form der Körperkühlung, auch wenn die nach ein paar Tagen in der Sonne zugegebenermaßen etwas nachlässt.
Das Statistische Bundesamt meldet derweil, dass der Schwimmbadbesuch immer teurer wird. „Die Eintrittspreise sind 2021 gegenüber 2016 um 13,3 Prozent gestiegen – und damit stärker als die Verbraucherpreise insgesamt.“ Die hätten sich im selben Zeitraum um 8,6 Prozent erhöht. In Zeiten, wo die Empfehlungsliste des Deutschen Städtetags für Energieeinsparung in Kommunen auch das Absenken der Wassertemperaturen in öffentlichen Schwimmbädern umfasst, trägt man mit seiner eigenen Planschstelle sogar dazu bei, dass das nicht so auffällt.
Im Übrigen gibt es Bildbände über Swimmingpools, die „Zeit“ hat ihnen jüngst eine ganze Beilage gewidmet, das Internet führt Listen über die schönsten Infinity-Pools der Welt – und ganz selten wird dabei eine öffentliche Schwimmanstalt abgebildet. Privat gibt man sich offenbar mehr Mühe, und das zeigt das Wichtigste: So eine individuelle Abkühlstation ist gut für die Seele. So.
Wer keine Viertelstunde duscht und beim Zähneputzen das Wasser nicht laufen lässt, trägt auf Dauer mehr dazu bei, relevante Mengen einzusparen – als darauf zu verzichten, das Planschbecken zu füllen. Und wer mal in den USA Urlaub machen will: Auf swimply.com kann man stundenweise private Pools mieten.
Contra Gartenpool: Besucht lieber das Mastodon!
Heizt uns der Sommer bald heftig ein? Dann ist jetzt Zeit, kalt zu duschen. Kurz und eisig. Nicht, weil das für unseren Körper so gut wäre. Ist es nicht. Der kalte Wasserstrahl auf der Haut führt dazu, dass sich Gefäße zusammenziehen. Das biologische Kühlsystem wird runtergefahren. Den Effekt will man ja eigentlich nicht haben. Dennoch stellen wir dieser Tage am besten die Gastherme ab, und dann geht es unter die Dusche. So macht man aus der Hitzewelle ein Trainingslager gegen die Gasklemme im Winter. Wer nun, da es erfrischend ist, mit knackigen Schwallgüssen beginnt und dann einfach nicht mehr damit aufhört, ist bis Weihnachten abgehärtet gegen steigende Gaspreise.
Ein Planschbecken zu befüllen, hat bei dieser Hitze hingegen so gar keinen Zweck. Bei hoher Außentemperatur ist das zunächst erfrischende Wasser bald schon brühwarm. Wer um sein Parkett bangt, stellt den Pop-up-Pool raus, was wiederum durstige Vögel anlockt. Das garantiert Algenbewuchs wie sonst nur im Ententeich. Nein, diese Wasserverschwendung kann man sich sparen.
Was gegen Hitze hingegen immer hilft, ist Kultur. Nirgends ist es an den Hundstagen so schön frisch wie im klimatisierten Kino. Da lohnt es sich, auch schon den Werbeblock von Anfang an abzusitzen. Welcher Film läuft, ist im Grunde egal, Hauptsache er hat Überlänge. Derzeit empfiehlt sich die Rock’n’Roll-Biografie „Elvis“ mit einer Laufzeit von 160 Minuten.
Im Landesmuseum wurde die Schau „American Heiner“ zwar gerade abgebaut, dafür ist unser liebstes Mastodon-Maskottchen ab kommender Woche wieder in der Dauerausstellung zu sehen. Und an diesen Heiner sollte man sich halten, denn er hat noch die Eiszeit erlebt.
Sehr schade hingegen, dass das Staatstheater just an diesem Wochenende in die Sommerpause geht. Am Samstag gibt es immerhin noch mal fast fünf Stunden Lohengrin. Dabei könnten sie derzeit alles spielen, so lang es nur Drama on the rocks ist.
Wo und wie auch immer – es gilt frei nach Juvenal die Weisheit: ein cooler Geist in einem kühlen Körper. Das geht auch daheim. Man braucht nur ein gutes Buch, ein Kissen und eine Badewanne, in der man Kapitän sein kann. Wir empfehlen „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ von Christoph Ransmayr über eine Polarexpedition im Packeis. Wer darin lesend eintaucht, braucht kein kaltes Wasser in der Wanne, denn er liegt schon in einer Kühltruhe.