Seit 30 Jahren gibt es „Beates Laden“ in Sprendlingen
Die Geschäftsfrau Beate Zinram-Nsibi erweist sich als äußerst flexibel. Ihre Läden betrieb und betreibt sie an diversen Standorten. Das Warensortiment ist vielseitig.
Von Bernhard Brühl
Das Team von Beates Lädchen (v.l.): Petra Rittereiser, Tobias Eberhardt, Martin Engraf und Beate Zinram-Nsibi.
(Foto: Thomas Schmidt)
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SPRENDLINGEN - „Ich bedauere jeden, der noch nie das Vergnügen hatte, von uns im Laden bedient zu werden“, hält Beate Zinram-Nsibi selbstbewusst fest. „Beates Laden“ ist Kult. Und die Inhaberin ist auf dem besten Wege, ein Sprendlinger Original zu werden.
Seit 30 Jahren gibt es den Laden, seit 1989 also. Beate Zinram-Nsibi ist damals gerade 21 Jahre alt geworden, hat Bürokauffrau gelernt, ist damit allerdings alles andere als glücklich. Da passt es, dass die alteingesessene Sprendlinger Drogerie Schröder sich verkleinern will und eine Nachfolge für ihr Geschäft in der Baiergasse sucht. Es ist kein großer Laden, eigentlich eine umgebaute Garage ohne Fenster. Die junge Bürokauffrau erkennt ihre Chance auf die Selbständigkeit und geht dem Drogeriebesitzer nach eigener Aussage auf die Nerven. „Ich will den Laden sofort“, erklärt sie dem verdutzten Inhaber. Doch der will 30 000 Deutsche Mark. Auf zur Bank, sagt sich Beate Zinram-Nsibi und es klappt tatsächlich. Mit 21 Jahren eröffnet sie ihren eigenen Laden. Das Warenangebot besteht aus Zeitungen, Tabakwaren, Spirituosen, Passbildern und Restartikeln der Drogerie Schröder.
„Einer meiner besten Kunden in dieser Zeit war der damalige katholische Pfarrer Karl Bohnenberger“, erzählt die Geschäftsfrau. „Für ihn mussten immer eine Flasche Pernod und natürlich seine geliebten Zigaretten bereit liegen.“
DIE SERIE
Der Sommerserientitel ist doppeldeutig – es gibt zwei Ebenen.
Es sollen Geschichten vom Leben an, in und auf Rhein und Nahe sein.
Es sollen aber auch Geschichten erzählt werden von Menschen, die einen interessanten Wandel mitgemacht haben oder zurzeit einen miterleben, für die sich das Leben eben „im Fluss“ befindet.
Nach nur einem Jahr ist aber schon wieder Schluss in der Baiergasse. Die VG duldet nicht länger den Laden in einer umgebauten Garage. Wieder spielt der Zufall Beate Zinram-Nsibi in die Hände. Schreibwaren Euler-Reutter in der Gertrudenstraße steht zum Verkauf. „Also wieder zur Bank, denn das Geschäft kostete 90 000 Mark und ich hatte die 30 000 noch nicht abbezahlt.“ Doch auch diesmal zeigt sich die Bank großzügig und „Beates Laden“ öffnet nun in der Gertrudenstraße.
Das bestehende Warenangebot wird durch Spielsachen, Textilien und Taschen vergrößert. Aber Beate wäre nicht Beate, wenn sie nicht ständig auf der Suche nach Neuem wäre. Es war die große Zeit der Videotheken, und so entsteht genau gegenüber dem Laden „Beates Videothek“.
Nächster Standort von „Beates Laden“ wird dann das ehemalige Lebensmittelgeschäft Pfeil in der Sankt Johanner Straße. Mit dem Fahrradgeschäft Assner zusammen bildet sich schon damals eine Art Sprendlinger Einkaufsgalerie. Zum üblichen Warenangebot gesellt sich Lotto hinzu. Doch auch an diesem Standort stößt der Laden bald an Grenzen. Erneut hilft der Zufall nach: Das Spielcenter Degen in der Sankt Johanner Straße läuft nicht mehr so recht. Beate Zinram-Nsibi greift zu und vereinbart gleich einen Zehnjahresmietvertrag mit Vermieter Herbert Schreiber, den sie ausdrücklich als „hervorragenden Vermieter“ bezeichnet. Das Geschäft in der Gertrudenstraße wird umgebaut zu „Beates Sonnenstudio“, denn das Bruzzeln auf der Sonnenbank ist gerade in.
Mittlerweile sind sowohl die Videothek als auch das Sonnenstudio Geschichte und „Beates Laden“ hat seinen Standort seit 16 Jahren in der Sankt Johanner Straße. Auch das Warenangebot hat sich noch einmal vergrößert. Es gibt Second-Hand-Kleider, gebrauchte Schallplatten und Ähnliches. Sogar Blechdosen mit weihnachtlichen Motiven sind im Angebot.
Seit 18 Jahren ist „Beates Laden“ auch die Sprendlinger Postfiliale. „Täglich nehmen wir zehn große gelbe Kisten mit Briefpost an, und rund 150 Pakete täglich werden von uns auf den Weg gebracht“, erzählt Postchef Martin Engraf. „Da gibt es natürlich auch mal Verkehrsstau, wenn das große Postauto die Pakete abholt.“ Besonders verkehrsgünstig liegt Beates Laden absolut nicht. Deshalb hat Beate Zinram-Nsibi auch schon einen neuen Standort im Auge. „Das alte Sprendlinger Sparkassengebäude, das wär’s. Neben meinem Laden mit einem Drive-in-Schalter für die Post könnte ich mir dort auch eine Art Tagesbar vorstellen.“
Wenn man sich so mit Beate Zinram-Nsibi unterhält, merkt man sofort, dass ihr der Sprendlinger Ortsmittelpunkt am Herzen liegt. „Mir ist unverständlich, warum nicht mehr im Ort gekauft wird. Wir bestellen zum Beispiel jede gewünschte Zeitschrift. Bei uns gibt es Passbilder, Briefmarken auf Vorrat können bei uns gekauft werden, und bei uns ist jeder willkommen.“ Deshalb gehen viele Sprendlinger auch in Beates Laden, obwohl sie eigentlich gar nichts kaufen wollen. Dann kommen sie einfach zum rheinhessischen „Dummschwätzen“ und um die wichtigsten Neuigkeiten auszutauschen.