Auch an der Förderschule in Sprendlingen wird per Tablet im Homeschooling gelernt. Für die Lehrer bedeutet das großen Mehraufwand. Die Schulleitung zieht aber ein positives Fazit.
Von Mechthild Haag
Reporterin Rheinhessen
Extra-Stunde Fahrradtechnik: Die Schüler lernen in der Notbetreuung mit der pädagogischen Fachkraft Anke Aslanifard, ein Fahrrad in Stand zu halten.
(Foto: Thomas Schmidt)
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SPRENDLINGEN - Alle reden von digitaler Schule. Kinder sitzen zu Hause und arbeiten mit Laptops, Handys, Tablets. Andere füllen nach wie vor einfach nur Arbeitsblätter aus. Das Homeschooling soll nun bis Mitte Februar weitergehen. Doch wie machen das Lehrer und Schüler an Förderschulen? Diese Zeitung hat in der Elisabethenschule in Sprendlingen nachgefragt, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt ganzheitliche Entwicklung.
Viele Kinder sind an diesem grauen Januarmorgen nicht in der Schule. Einige Schüler werkeln an einem Schulfahrrad herum, ölen die Kette und lernen, wie man ein Fahrrad in Schuss hält. Andere Kinder sind in einem Klassensaal im Unterricht – in der Notbetreuung. „Acht bis elf Kinder kommen derzeit in die Notbetreuung“, sagt Schulleiter Claus-Werner Dapper. Doch je länger der Lockdown andauert, desto mehr Kinder werden kommen, meint er. Aber die meisten sind zu Hause. Und die Lehrer sind mal hier, mal dort. Sie kommen zur Betreuung vor Ort in die Schule, bereiten in der Schule oder zu Hause Materialien vor, organisieren ihre Videokonferenzen, machen ihren Unterricht so gut es geht über Tablets.
Eines ist für Schulleiter Dapper und seine Stellvertreterin Astrid Kamps klar: Seit dem ersten Lockdown haben alle viel dazu gelernt. „Und wenn die Technik mal nicht funktioniert, nehmen wir es mit Humor“, sagt Kamps.
Grundsätzlich sei die Schule gut ausgestattet, das WLAN funktioniere, die Schule ist mit iPads versorgt. „Die Schulen im Kreis Mainz-Bingen sind wirklich super aufgestellt. Hier wurde viel Geld und Manpower reingesteckt. Das hätte man nicht schneller und besser machen können. Die Kinder profitieren davon“, lobt der sonst oft so kritische Claus-Werner Dapper den Schulträger.
99 Prozent seiner Schüler seien über Tablet erreichbar. Einige Kinder könnten selbstständig mit der neuen Technik arbeiten. Viele bräuchten die Unterstützung ihrer Eltern. Und wer gar nicht mit dem digitalen Lernen zurechtkommt, bekommt individuelle Lernkisten zusammengestellt, die die Eltern abholen und wieder bringen müssen.
Zweigleisiges Unterrichten bedeutet viel Mehraufwand
Für die Lehrer bedeute das Ganze einen großen Mehraufwand. „Alleine das Hochladen der Arbeitsblätter für jedes Kind dauert viel länger als einfach Blätter auszuteilen und einzusammeln“, sagt Astrid Kamps. Und dann müsse man alles für die einen digital, für die anderen auf herkömmliche Art vorbereiten. Außerdem verabreden sich viele Schüler auch einzeln mit ihren Lehrern, um persönliche Fragen zu klären.
Natürlich können auch nicht alle Lehrer mit der neuen Technik ohne Weiteres umgehen. Sie mussten sich in Lernplattformen einarbeiten, viele haben die Gelegenheit genutzt und Online-Fortbildungen gemacht. Diejenigen, die sich gut auskennen, helfen denjenigen, die sich noch schwerer tun. „Und das ist keine Frage des Alters“, sagt Dapper. Viele zusätzliche Stunden und Wochenenden seien bereits in die Vorbereitung des Homeschoolings geflossen.
Der Schulleiter und seine Stellvertreterin sehen es trotzdem positiv. „Man kann zwar den normalen Unterricht nicht ersetzen. Aber es ist so wichtig für die Schüler, dass sie sich sehen und austauschen können“, sagt Astrid Kamps. Und Claus-Werner Dapper ergänzt: „Das Digitale bringt den Kindern einen Heidenspaß.“ Erstaunlich sei, wie lange die Kinder bei der Sache bleiben.
Und noch etwas Positives hat der Schulleiter in der Corona-Krise beobachtet: „Schule wird wieder viel mehr wertgeschätzt.“ Präsenzunterricht sei nicht zu ersetzen und immer die bessere Variante. „Aber wir wollen auf keinen Fall zur Verbreitung des Virus beitragen“, sagt der Schulleiter. Gerade in einer Förderschule sei es schwierig, die erforderlichen Hygienestandards einzuhalten. Manche Kinder könnten keine Masken tragen. Hinzu käme die Pflege der Kinder, beispielsweise Windeln wechseln, wobei Abstandhalten unmöglich sei.
Bis jetzt habe die Elisabethenschule Glück gehabt. Nur während der Ferienzeiten hätte es vereinzelt Coronafälle bei Kindern und Eltern gegeben. „Das hatte aber keine Konsequenzen für die Schule“, sagt Dapper und ergänzt: „Wir müssen jetzt einfach mal die Füße still halten, damit die Infektionszahlen runter gehen.“
Dass die Kinder durch den Lockdown langfristig Nachteile haben, glaubt der Schulleiter nicht. Natürlich seien die Kontakte zu Gleichaltrigen für die Kinder wichtig. Und wenn der familiäre Hintergrund schwierig sei, dann sei er das nicht nur zu Corona-Zeiten. Da müsse grundsätzlich immer genau geschaut werden.