Horrweiler: Vorstand des Weindorf-Museums sucht dringend Nachfolger
Wenn sich auf der Mitgliederversammlung im Februar 2020 keine Lösung findet, wird der Verein sterben. Und dann bleibt auch das Museum in der Backhausstraße wohl für immer geschlossen.
Von Helena Sender-Petry
Stellvertretende Leitung Lokalredaktion Bad Kreuznach
Das Weindorf-Museum in der Backhausstraße 35.
(Archivfoto: Weindorf-Museum Horrweiler)
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HORRWEILER - Das könnte passieren: Das hübsche Haus in der Backhausstraße 35 in Horrweiler bleibt geschlossen. Die historischen Exponate wandern in ein Depot, keine spannenden Sonderausstellungen mehr, die Einladung zu Kaffee und Kuchen fällt flach. Und die Kinder, die mit großen Augen auf die vielen kleinen und großen Dinge aus längst vergangenen Zeiten blickten, bleiben draußen. Es besteht also die Gefahr, dass die Menschen im Dorf erst dann begreifen, was sie mit „ihrem“ Weindorfmuseum verloren haben. Denn ohne geschäftsführenden Vorstand wird sich der Museumsverein in absehbarer Zeit auflösen müssen. „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand“, bringt es Rüdiger Menges, Vorsitzender und seit 1993 dabei, auf den Punkt. Seit Monaten wirbt er um Nachfolger für sich und seine Stellvertreterin Claudia Wende. Ohne Erfolg. Dabei drängt die Zeit, die nächste Mitgliederversammlung ist für den kommenden Februar terminiert, Menges und Wende wollen nicht aufgeben, wollen unbedingt verhindern, „dass der Verein stirbt“.
Es schwingt schon ein bisschen Stolz mit, wenn dieser kleine Vorstand, zu dem nur noch ein Beisitzer gehört, auf die vergangenen Jahre zurückblickt. Das Weindorfmuseum war kein typisches Heimatmuseum wie in vielen Orten Rheinhessens. Hier wurden neue Wege beschritten. Denn schon vor Jahren war allen Beteiligten klar, dass es nicht reicht, einzig mit einer Dauerausstellung Leute zu locken. Mit viel Begeisterung und noch mehr Zeitaufwand erarbeiteten die wenigen Aktiven immer wieder themenbezogene Präsentationen, etwa „Napoleon und Rheinhessen“ oder die Schau „Märchen“, deren Protagonisten auf ganz besondere Art und Weise in Szene gesetzt wurden. Mehr noch, Märchenbücher aus aller Welt und Objekte aus privaten Sammlungen waren zu sehen. Und wie selbstverständlich gehörte Bildende Kunst – von Malerei über Papierkunst bis hin zu Fotografie – regelmäßig zum Angebot des Weindorfmuseums.
Es ist zu spüren, wie schwer Menges und Wende der geplante Rückzug fällt, doch: „Wir sind beide beruflich sehr eingespannt. Ich bin seit 15 Jahren Vorsitzender und seit 26 Jahren im Vorstand. Wir können es nicht mehr leisten“, sagt der Vorsitzende. „Sollten sich tatsächlich Nachfolger finden, hätten sie unsere Unterstützung“, verspricht Wende. Denn das Weindorfmuseum brauche „kreative Köpfe, helfende Hände und neue Impulse“. Im Ort habe es sich mittlerweile rumgesprochen, dass der Verein und somit auch das Museum bedroht sind. „Ich habe da nichts beschönigt. Ich wollte die Leute wachrütteln“, sagt Menges. Dabei genieße die Arbeit des Vereins Ansehen in Horrweiler, von den Ausstellungen seien immer alle begeistert gewesen, doch „mit Schulterklopfen alleine kommen wir nicht weiter“. Ein Jahr würde der Vorstand noch kommissarisch im Amt bleiben, sollte sich kein neuer Vorsitzender oder eine Vorsitzende finden. Doch: „Das Museum bleibt dann zu, das bisher ein fester Bestandteil des Dorflebens war.“ Menges und Wende beschönigen nichts. Es ist Zeit, Tacheles zu reden, damit das Haus in der Backhausstraße 35 auch weiterhin ein Ort des Staunens, des Lernens und der Kommunikation bleibt. Und nicht nur für die Menschen im Dorf.
Das Weindorf-Museum in der Backhausstraße 35. Archivfoto: Weindorf-Museum Horrweiler
Ein Schüler-Hauptbuch ist eines der Exponate im Weindorf-Museum. Archivfoto: Weindorf-Museum Horrweiler
Die weltberühmte „Continental“-Schreibmaschine ist im Weindorf-Museum Horrweiler zu bewundern. Archivfoto: Weindorf-Museum Horrweiler
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GEÖFFNET
Am Sonntag, 1. Dezember, ist das Weindorf-Museum Horrweiler während des Adventsmarktes von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Zum letzten Mal ist Gelegenheit einen Rundgang durch die Dauerausstellung mit Exponaten aus dörflichem Leben, Handwerk und Kellertechnik zu machen. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Museumsarbeit sind jedoch willkommen.