Aktuelle Arbeiten am Ufer des Appelbachs in Badenheim geben Anliegern Grund zur Sorge: An einigen Stellen wurde der neue Damm um einen halben Meter abgesenkt. Reicht der Schutz?
Von Norbert Krupp
Kurt Halberstadt kann nicht verstehen, warum die Spundwand, die bei Hochwasser sein Grundstück in der Mühlgasse und die Badenheimer Ortslage vor den Fluten des Appelbachs schützen soll, nachträglich um 33 Zentimeter gekürzt wurde.
(Foto: Norbert Krupp)
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BADENHEIM - Entlang des Appelbachs in Badenheim wird fieberhaft gearbeitet: Spundwände werden gesetzt, Mauern ertüchtigt, und das Erdreich der Böschung wird an anderen Stellen mit Gabionen gesichert, um die Ortslage gegen Hochwasser nach starken Regenereignissen zu schützen.
Doch beim Beobachten der Bauarbeiten ist Anliegern des Appelbachs jetzt ein Detail aufgefallen, das der alten Ortslage erhebliche Probleme bescheren könnte: Im Bereich des Bachufers an der Mühlgasse wird die Höhenlinie von 118,56 Metern über Normalnull (N.N.) um 50 Zentimeter auf 118,06 Meter über N.N. abgesenkt. Der bereits 2016 geschaffene Damm, der von hier aus bis zur Kuhbrücke mit Erdreich und Spundplatten geschaffen wurde, ist an dieser Stelle einen halben Meter höher als der neue Damm, der sich an dieser Stelle an ihn anschließt.
„Das ist doch ein Schildbürgerstreich“, regt sich der Badenheimer Winzer Kurt Halberstadt auf, der im Mühlweg eine Scheune am Appelbach besitzt. Er hat beobachtet, dass die bereits mit schwerem Gerät gesetzten Stahlplatten der neuen Spundwand nachträglich mit einem Schneidbrenner um 33 Zentimeter gekürzt wurden, um deren Oberkante an die geringere Höhenlinie anzupassen. „Wenn das Wasser über diese Kante steigt, dann fließt es ungehindert ins Dorf“, folgert Halberstadt.
Die Sorgen der Anlieger, die sich aus dem gewollt reduzierten Hochwasserschutz ergeben, hat Ratsmitglied Dr. Richard Auernheimer in einem Antrag zusammengefasst, über den bei der Ratssitzung am Donnerstag, 21. November, 19 Uhr, im Gemeindehaus diskutiert werden soll.
„Die Planung der Hochwasserschutzmaßnahme Badenheim Süd vom 1. Dezember 2017 geht insgesamt von einem Schutz bei einem sogenannten 50-jährlichen Hochwasser aus. Das war bekannt. Nicht allgemein bekannt war bisher, dass die zur Dorfseite am linken Bachufer neu einzubringende Spundwand jetzt um 50 Zentimeter tiefer angelegt wird als die im weiteren Bachverlauf (Badenheim Nord) bereits eingebaute Spundwand“, beschreibt Auernheimer die Problemlage.
Die Spundwand im nördlichen Teil (Mühlgasse bis Kuhbrücke) entspreche sogar dem Schutz vor 100-jährlichem Hochwasser. Doch die geringere Höhe von Damm und Spundwand ab Mühlgasse bachaufwärts könne schon bei einem 50-jährlichen Hochwasser dazu führen, dass die Badenheimer Ortslage überflutet werde, sobald dieser Planungswert nur geringfügig überschritten werde, erklärt Auernheimer.
Deshalb fordert er, dass die Höhe des Dammes Badenheim Nord auch bachaufwärts in der Ortslage erreicht werden muss. Dies sei auch dem Erläuterungsbericht der Planung vom April 2018 zu entnehmen, beruft sich Auernheimer auf die Fachingenieure. Sein Antrag schlägt vor, den im Bau befindlichen Hochwasserschutz so zu verändern, dass die bereits realisierte Dammhöhe in Badenheim Nord auch im Ausbauabschnitt der Hochwasserschutzmaßahme Badenheim Süd eingehalten wird.
Die das Bauvorhaben betreuende Kreisverwaltung Mainz-Bingen erklärt zu der Problematik, dass die Spundwände an die Hochwasserschutzlinie angepasst würden. Der Hochwasserschutz in Badenheim sei für ein 100-jährliches Hochwasserereignis (HQ100) ausgelegt, gerechnet, geplant und durch die SGD-Süd als zuständige Fachbehörde genehmigt.
Das teilweise Kürzen der Spundbohlen am Bachufer im Bereich der Mühlgasse sei dem Untergrund geschuldet: „An einigen Stellen gingen die Spundbohlen nicht wie erwartet in den Untergrund hinein (z.B. aufgrund großer Felsbrocken), weshalb sie im Nachgang auf die entsprechende Höhe der anderen angepasst werden. Die Stabilität ist jedoch trotzdem gewährleistet“, teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit.
Zum Absenken der Dammhöhe an der Anschlussstelle an den alten Damm (Badenheim Nord) um 50 Zentimeter führt die Verwaltung aus, dass die HQ100-Linie an dieser Stelle bei 117,77 Metern über N. N. liege. „Die aktuelle Höhe ist mit 118,07 Metern über N. N. noch 30 Zentimeter über dieser Linie und bietet damit einen verbesserten Hochwasserschutz – und zwar auf der ganzen Länge des Projektes.“