Vom Waldalgesheimer Wald profitiert die Gemeinde in vielerlei Hinsicht. Einen Einblick in das besondere Refugium des Binger Waldes soll bald die „Lebensbrücke Wald“ bieten.
Von Jochen Werner
Der Ruheforst Waldalgesheim ist sehr gefragt als Bestattungsstätte.
(Archivfoto: Jochen Werner)
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WALDALGESHEIM - Ein Großteil des Erfolges der Waldalgesheimer Haushalte in den vergangenen Jahren liegt im Wald begründet. Einmal wegen der bevorzugten Lage, die mit der Aufstellung von Windrädern genutzt wurde und deren Pachteinnahmen nun in den Gemeindesäckel fließen. Vor allem aber durch die genutzte Chance, einen Ruheforst eingerichtet und etabliert zu haben. Förster Bernhard Naujack hatte im Gemeinderat die entsprechenden Zahlen parat. Rund eine halbe Million Euro spülte die vor einigen Jahren getroffene Entscheidung allein in 2018 in die kommunale Kasse.
Bezüglich der Nutzungsentgelte hat der Ruheforst die Planansätze wieder überschritten. Bis Mitte Dezember 2018 wurden 1852 Beisetzungen verzeichnet, allein im Jahr 2018 derer 300. Im erweiterten Teil sind bereits über die Hälfte aller Bestattungsplätze vergeben, eine erneute Vergrößerung muss demnach ins Auge gefasst werden. „Der Wald wird unsere Zukunft sein“, formulierte Naujack das Thema vieldeutig. Denn neben dem Einnahmefaktor steht vor allem die ökologische Bedeutung im Vordergrund.
Einen Einblick in das besondere Refugium des Binger Waldes soll die „Lebensbrücke Wald“ bieten, mit der der Forst und die Gemeinde nicht nur eine Brücke zum Ruheforst schlagen, sondern vor allem auch den Wald und seine Artenvielfalt präsentieren wollen. Vorab stimmte der Rat einhellig zu, für ihre Schaffung 20 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Geld, das schlussendlich der Sensibilisierung der Bevölkerung dient.
Insgesamt hat sich das Biotop Wald in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Was zur Folge hat, „dass wir fraglos mehr Wild haben“, so Naujack, der die Bedeutung des Begriffes „Hege“ in den Vordergrund stellte. Das nämlich betreffe das Kümmern um Fauna und Flora in gleichem Maß. Oder: „Wir brauchen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Lebensraum und Wildtieren.“ Denn hinter allem müsse das stecken, was wir Nachhaltigkeit nennen, so der Förster. Im Jagdjahr 2018/19 wurden in den Jagdbezirken bis kurz vor den Weihnachtstagen sechs Stück Rotwild erlegt (Vergleich zum Vorjahr: fünf), immerhin 91 Stück Rehwild (89), aber nur 60 Schwarzkittel (114).
Deutlich verändert hat sich auf Waldalgesheimer Gemarkung, auf der rund 60 Prozent des Waldes im FFH-Gebiet liegen, die Baumartenverteilung. Aus 23 Prozent Fichtenbestand anno 1999 wurden zwölf Jahre später nur noch derer elf Prozent, heute sind es noch weniger. Aktuell besteht der Forst aus rund 40 Prozent Eichen- und 33 Prozent Buchenbeständen.
Die Borkenkäferkalamität, die in den Revieren entlang der Rheinschiene voll zugeschlagen hat und für das kommende Jahr Schlimmes befürchten lässt, ist für den Waldalgesheimer Forst in seiner Gesamtheit nicht ganz so tragisch.