Rhein-Nahe Touristik arbeitet an einem Konzept, mit dem Thema Rheinromantik auch in der Zeit nach den Herbstferien Besucher in das Tal zu locken.
Tourismuskonzept für die Nebensaison
Von Jochen Werner
Die bewirtschaftete Burg Sooneck befindet sich auf Niederheimbacher Gemarkung und ist in staatlichem Besitz.
(Foto: Jochen Werner)
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VG RHEIN-NAHE - Die Tourismus-Saison im Mittelrheintal läuft ähnlich wie die der Sommerreifen am Auto: von O bis O, von Ostern bis Oktober. Dann sind Gäste aus nah und fern da, ist die B 9 im Rheintal vor allem an sonnenreichen Wochenenden verstopft.
Und sonst? Bisher gab es viele Versprechungen und manchen Plan. Geändert hat sich nichts. Der Zustand in der eher tristen Jahreszeit lässt sich als „tote Hose“ betiteln. Mit einer Maßnahme aus dem Kommunalen Entwicklungsmanagement heraus wollen die Touristiker und Verantwortlichen am südwestlichen Eingang zum Unesco-Welterbetal nun den ersten Schritt tun, um entgegenzusteuern.
Bewerbung bei Wettbewerb des Landes
„Wir müssen uns stärker im Markt positionieren und gleichzeitig unsere wirtschaftliche Position verbessern“, sagt Christian Kuhn, Geschäftsführer der Rhein-Nahe Touristik in Bacharach. Der Ansatz ist vorsichtig gewählt, lässt sich aber fast schon nach Belieben ausbauen, sowohl zeitlich als auch räumlich. „Sagenhafte Rheinromantik“ heißt das Projekt, mit dem man sich für den vom Land ausgelobten Profilierungswettbewerb Tourismus beworben hat. Neun Verbandsgemeinden haben insgesamt ihren Hut in den Ring geworfen, acht sollen bei einer Deckelung auf 150 000 Euro und einem Eigenanteil von lediglich zehn Prozent gefördert werden.
Konkret dreht sich erst einmal alles um den November, um die Zeit nach den Herbstferien. Analog zur Aufgabenstellung des Landeswettbewerbs kann Rhein-Nahe hier in Bezug auf Kultur und Alleinstellungsmerkmalen mit viel Neuem, Originellem und Authentischem aufwarten. Vor allem dann, wenn es gelingt, die Romantik-Epoche des 19. Jahrhunderts neu zu interpretieren und zeitgemäß zu inszenieren. In diesem besonderen Fall werden die Sagen zu den bewirtschafteten Burgen Rheinstein, Reichenstein, Sooneck und Stahleck als Zeugnisse der Rheinromantik digitalisiert und auf völlig neue Weise publiziert. Mit einem solchen touristischen Produkt kann sonst niemand wuchern.
Im Dialog mit den Eigentümern der Burgen will die VG touristische Formate präsentieren, die sich im besten Fall zu einer Marke entwickeln. Als Möglichkeiten nennt Kuhn zudem Gästeführungen mit Smartphones, auf denen die Sagen eingespielt werden, oder Krimi-Dinner, bei denen auf kurzen Rundgängen Geschichten erzählt werden und verschiedene Sequenzen in Filme eingebunden sind. Kurzum: Die wirklichkeitsnahe Verbindung zwischen tatsächlicher und digitaler Welt.
„Die Nebensaison ist am Mittelrhein überall problematisch, deshalb sollte es unser mittelfristiger Ansatz sein, das Thema auf das gesamte Tal auszudehnen“, sagt Christian Kuhn: Er hat sich mit Jeanette Dornbusch vom Romantischen Rhein, Claudia Schwarz, Vorsitzende der Unesco-Welterbestätten in Deutschland, sowie Nadja König-Lehrmann vom Zweckverband kurzgeschlossen. „Alle sitzen mit uns im Boot. Alle unterstützen unser Projekt“, hofft Kuhn, dass die VG Rhein-Nahe die Förderzusage erhält.
Ob die Burgen schon in diesem Herbst ins neue Licht und touristisch in neuen Wert gesetzt werden können, hängt von vielen kleinen Faktoren ab. Zunächst müssen einmal alle technischen Details geregelt sein. Hier ist besonders die Sooneck über dem Trechtingshäuser Steinbruch, die in staatlichem Besitz ist, ein Problem. Optische Inszenierungen der vier Burgen sieht Kuhn als Mittel, um auf das Angebot aufmerksam zu machen, nicht jedoch als Kern des Projektes. Zumal ein Illuminationsplan für das Mittelrheintal längst besteht. Sein Credo: „Wir dürfen das Tal nicht überfrachten, wollen aber Eye-Catcher setzen, um auf das Thema aufmerksam zu machen.“ Entsprechende Werbung komme dazu. Am Ende sollen möglichst viele etwas davon haben. „Das wird letztendlich auf alle Orte entlang der Rheinschiene ausstrahlen“, ist Kuhn sicher.