Schildbürgerstreich zwischen Bingerbrück und Trechtingshausen: Über dem Hinweis auf die Burg Rheinstein ist die Gesamtanlage der Burg Reichenstein abgebildet.
Von Jochen Werner
Burg ja, aber die falsche: Nicht die Rheinstein, sondern die Reichenstein ist auf dem Hinweisschild zu sehen.
(Foto: Jochen Werner)
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TRECHTINGSHAUSEN - Und Schilda existiert doch! Es liegt unmittelbar hinter dem Eingang zum Welterbe Oberes Mittelrheintal, direkt an der B 9, gut 100 Meter hinter dem Kreuzbach zwischen Bingerbrück und Trechtingshausen. Das, was seit dieser Woche hier auf einem Schild zu lesen ist (genauso, wie aus der anderen Richtung kommend, kurz hinter dem Ortsausgang von Trechtingshausen), kann sich nur um einen der berühmten Streiche gleichnamiger Bürger handeln. Nur ganz so hintersinnig ist diese reale Geschichte nicht, eher ärgerlich, teuer und peinlich für diejenigen, die für die Abbildungen verantwortlich zeichnen.
Anfang dieser Woche wurden Hinweisschilder im Welterbe-Design für die Trechtingshäuser Burgen Reichenstein und Rheinstein montiert. Was aber der einen Burg recht ist, kann für die andere unmöglich billig sein. Denn abgebildet ist auf allen vier Exemplaren eindeutig die Gesamtanlage von Reichenstein inklusive früherer Weinbergsterrassen. Heißt: Unter dem Bild der Reichenstein steht in großen Lettern „Burg Rheinstein“ zu lesen. Man stelle sich vor, in Wien würde mit Schildern von Schloss Belvedere für Schönbrunn geworben, in London mit solchen von St. Paul’s für Westminster oder umgekehrt. Oder einer der Feindlichen Brüder würde per Schilderstreich glatt untergebuttert!
Die Reaktionen im Netz sind eindeutig. Da gehen Tipps an die Burgfamilie Hecher von der Rheinstein wie „Ruhe bewahren, die Verantwortlichen einladen und an der Zugbrücke Teer und Federn bereit halten!“ oder „Abschrauben, meistbietend als seltenen Fehldruck versteigern, ist bestimmt Unsummen wert!“ Es wird aber auch auf die Verschwendung von Steuergeldern „durch uninformierte oder wissensresistente Mitarbeiter“ hingewiesen. Kurz: Burg ist eben nicht gleich Burg, und eine von ihnen auf diese Weise hervorzuheben, das geht überhaupt nicht.
Der LBM will sich kümmern
Markus Hecher hatte bereits vor Jahren beim Zweckverband nachgefragt, ob solche Hinweisschilder möglich seien, zumal diese seit Langem an der Marksburg stehen. Im Jahr 2015 habe er die Antwort erhalten, dass man helfen wolle, wenn die Ortsgemeinde ihre Zustimmung gebe. Bürgermeister Herbert Palmes habe natürlich seine Unterstützung signalisiert, allerdings unter der Voraussetzung, dass dann beide Burgen, neben der Rheinstein auch die Reichenstein, auf diese Art beworben würden, berichtet Hecher. Die Sache sei ins Rollen gekommen, zumal über Innenminister Roger Lewentz Ausschilderungen für historische Gebäude massiv gefördert wurden. Nach den staatlichen Gemäuern kamen in einem zweiten Schritt auch die privaten dran, wurden die Schilder zu einhundert Prozent vom Land finanziert.
Wegen Plänen und Entwürfen habe man gemeinsam mit dem Zweckverband am Tisch gesessen, so Hecher, dann seien von diesem die Endentwürfe weitergereicht worden an den Landesbetrieb Mobilität. Der habe nach einer gemeinsamen Ortsbefahrung grünes Licht gegeben, sei nach vielen Monaten auf Nachhaken von Verbandsbürgermeister Karl Thorn schließlich aktiv geworden, habe die Standorte neu bestimmt und die Schilder montiert.
Seit Montag reiben sich nun viele Bürger, die die Schilder passieren, verwundert die Augen. Von einem Fastnachtsscherz wird gesprochen, andernorts über Ignoranz und Behördenirrsinn geklagt. Markus Hecher flüchtet sich in Ironie, hält sich sehr zurück und sagt: „Wenigstens haben sie es richtig geschrieben.“ Schuldzuweisungen will er nicht machen, denn der Verursacher lasse sich nicht ausfindig machen. Seine Hoffnung: „Der LBM hat zugesagt, sich zu kümmern.“ Jetzt darf gerätselt werden, wann das geschieht. Die närrischen Tage enden. Ob dieser Schilder-Streich à la Schilda an Aschermittwoch auch beendet ist?