Burg Reichenstein setzt auf neues Format mit „Neuen Berliner Philharmonie“
Von Christine Tscherner
Die Geschäftsführer der Burg Reichenstein Katrin Kleemann und Till Gerwinat sind die Gastgeber für das „Toptropfen“ mit dem Klassikkonzert der Neuen Berliner Phiharmonie. Foto: Christine Tscherner
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TRECHTINGSHAUSEN - Das Empfangsgebäude ist frisch renoviert. Über ihrem Büro hinter verglasten Torbögen hat Gastgeberin Katrin Kleemann drei zusätzliche Gästezimmer neu zur Verfügung. „Ende des Jahres werden die Zimmer im ehemaligen Hotel Rheinterrasse am Ortseingang umgebaut.“ Die Geschäftsführerin der Burg Reichenstein verweist auf die Pläne von Eigentümer Lambert Lensing-Wolff.
Über eine Gesellschaft ist der Geschäftsführer eines großen Dortmunder Medienhauses Motor der Burg. Der Nachfahre der früheren Bewohner gilt als Glücksfall für Trechtingshausen. Denn statt schneller Rendite steht für den Unternehmer fraglos Langfristigkeit im Vordergrund.
Der Kauf des alten Rheinhotels zusätzlich zur Burg soll die Bettenkapazität erhöhen. „Unsere Restauration hat Platz für 180 Personen“, rechnet Katrin Kleemann vor. „Bei Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen sind wir mit 46 Betten schnell am Limit.“
Zusammen mit Partner Till Gerwinat als Chef des Küchenteams bringt sie seit 2016 frischen Schwung ins alte Burggemäuer. Hochzeitsfeiern in den schick sanierten Räumlichkeiten wurden schnell zum Selbstläufer – auch dank der exzellenten Zusammenarbeit mit dem Standesamt der Verbandsgemeinde.
Und außerhalb der Heiratssaison? „Da ist der Mittelrhein schon eine Herausforderung“, räumt Kleemann ein. „Wir sind nicht der Bodensee oder Tirol“, sagt die Gastronomin. Auch ihre Erfahrungen in der Weinregion Pfalz seien nicht auf den Mittelrhein übertragbar. Eine gemeinsame Plattform zur Präsentation von Winzererzeugnissen habe in der Pfalz eine lange Tradition; Karten für knapp 300 Gäste seien im Handumdrehen verkauft. „Am Mittelrhein hängen wir einfach ein paar Jahre hinterher.“
Das Format „Toptropfen“ soll das ändern. Lieferanten der Reichenstein-Gastronomie sind inzwischen Freunde geworden, die Kontakte eng. „Sie liefern den Wein, wir die Location und ein Flying Dinner dazu“, sagt Katrin Kleemann. Über 40 Weine können zwischen 17 und 23 Uhr verkostet werden. Wer bis zum 6. Juni Karten ordert, bezahlt 68 Euro, danach 85 Euro.
Die musikalische „Vorspeise“ ist schon für eine Zehn-Euro-Spende zu haben; Lensing-Wolff hat den Musik-Kontakt eingefädelt. Die Neue Berliner Philharmonie reist am 9. Juni mit 55 Musikern nach Trechtingshausen. Das Instrumentalensemble verbindet hochwertige Orchestermusik mit Klassik-Förderung in der Region und der Unterstützung angehender Musiker aus aller Welt.
Ab 15 Uhr wird das Ensemble um Dirigent Andreas Schulz auf dem Turnierplatz an der Schildmauer aufspielen. Das Openair-Erlebnis verspricht erlesene Klänge vor traumhafter Kulisse. Die Zehn-Euro-Spende als Eintritt fließt an die Puricelli-Stiftung in Rheinböllen.
Das Toptropfen-Tasting im Anschluss kann optional dazugebucht werden und enthält bereits die Konzertspende. Um Parkplatz-Chaos zu vermeiden, ist ein Shuttledienst von den Parkplätzen an der B 9 am Ortseingang von Trechtingshausen ab 13.30 Uhr bestellt.
Seit zwei Jahren hat die Burg neu geöffnet. Die Reichenstein erlebt seither eine Rund-um-Vitalkur. Das nach den Ex-Eigentümern benannte Puricelli-Restaurant lockt Gäste mit Sinn für Genuss. Die Zimmer in modernem Look sind kein Schnäppchen, aber erschwinglich. Einzige Dauerbewohner wurden sechs Ziegen. Die Tiere helfen, die Burghänge von Bewuchs freizuhalten.
Als Lensing-Wolffs Vorfahren die Burg bewohnten, bot sie bis zu 40 Mitarbeitern eine Arbeitsstelle. 16 Festangestellte sind es inzwischen wieder. Die romantische Reichenstein, auch Falkenburg genannt, punktet mit ihrer Lage am steilen Rheinhang und im Vergleich zu anderen Mittelrheinburgen mit guter Erreichbarkeit.
Während der Rheinromantik war sie eine der letzten Ruinen, die zu Wohnzwecken neu errichtet wurde. Die Deko von Lounge und Zimmern nimmt die Geschichte der Puricellis als Burgbesitzer auf. Nach der Familie ist auch das Burg-Restaurant benannt.
Hotel, Burg-Museum, Restaurant und Events sollen die Immobilie auf finanziell gesunde Füße stellen. Ein Burgkonzept ohne Zuschuss ist auf lange Sicht das Ziel.