Gemeinderat segnet den Haushalt für 2020 einstimmig ab und lässt sich von Förster Joachim Jacobs über den Zustand des Forstes informieren.
Von Jochen Werner
Ein Harvester hilft bei der Bewirtschaftung der Oberdiebacher Waldbestände.
(Archivfoto: Jochen Werner)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
OBERDIEBACH - Große Brötchen backen ist nicht: Der Oberdiebacher Haushalt weist für das kommende Jahr in der Ergebnisrechnung einen Jahresfehlbetrag von 162 978 Euro aus – in der Finanzrechnung beträgt der Saldo aus Investitions- und Finanzierungstätigkeiten zusammen minus 211 321 Euro. Damit alles umgesetzt werden kann, was die Planungen vor allem an unbedingt notwendigen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten vorsehen, sind Investitionskredite in Höhe von 96 745 Euro und neue Liquiditionskredite bei der Verbandsgemeinde von 176 677 Euro nötig. Das gesamte Jahresergebnis liegt demnach zum 31. Dezember 2020 bei minus 320 900 Euro. Die Zahlen, die VG-Finanzfachfrau Yvonne Elsholz bei der jüngsten Ratssitzung vorstellte, wurden einstimmig abgesegnet.
Ein eindringliches Statement gab Revierförster Joachim Jacobs in seinem Forstbericht aus dem laut Ortschef Bernhard Laudert „kleinen gallischen Dorf“ ab. Anders als alle Forstreviere in der Region führt das Revier Oberheimbach, zu dem Bacharach, Niederheimbach, Manubach und eben Oberdiebach gehören, den Holzverkauf in Eigenregie durch. „Wir haben kleine Einheiten und können schnell auf den Markt reagieren“, freute sich der Bürgermeister trotz aller offenkundigen Probleme über Jacobs’ Zahlen.
Jacobs beschrieb, wie sich der Klimawandel mit seinen Witterungsextremen ausgewirkt hat. Im Vorjahr fehlten über 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, auch 2019 war es mit all den Hitzerekorden nur unwesentlich besser. Hauptleidtragender war zunächst die Fichte, die zudem unter dem riesigen Borkenkäferbefall litt. Frühes Erkennen der Schadhölzer und rechtzeitiger Abtransport sowie die Verwertung der Resthölzer zu Hackschnitzeln seien die einzige Chance, den Problemen solcher Extremjahre zu begegnen, berichtete Jacobs. Der Waldexperte betonte, dass so auch ohne Einsatz von Chemikalien die Käferpopulation eingedämmt und auch das Fichtenholz noch vollständig verkauft werden konnte. Die Preise allerdings sind im Keller. Bei der Fichte sind sie gegenüber den Vorjahren um 60 Prozent gefallen.
ZAHLEN AUS DEM FORST
Die Brennholzpreise bleiben stabil (18 Euro pro Raummeter für Selbstwerber, 36 Euro für an die Waldstraße gerücktes Holz).
Für das Jahr 2020 ist ein Einschlag von rund 400 Festmetern vorgesehen.
Die Gesamteinnahmen sollen für 2020 rund 111 300 Euro betragen, die Ausgaben bei 60 400 Euro liegen.
Größte Batzen auf der Einnahmeseite sind das Windrad sowie der Dienstleistungssektor; der Holzverkauf wird lediglich auf 10 300 Euro taxiert.
Ausfälle bei Buchen und Eichen gebe es nur einzelbaumweise. Noch sei nicht zu beurteilen, welche Auswirkungen die Trockenheit auf die Laubhölzer habe. „Unser Ziel muss sein, die vitalen Laubholzbestände fit für die Zukunft zu machen“, forderte der Förster. Dabei hatte er auch den Niederwald der steilen Rheinhänge im Blick. „Der hat eine wichtige Rolle bei der Hangsicherung und stabilisiert die Böden bei Starkregenereignissen.“
Mehr als eine Milliarde Jungpflanzen sind in diesem Sommer bundesweit vertrocknet. Die Ausfallquote lag zwischen 80 und 90 Prozent. Jacobs will deshalb verstärkt auf Naturverjüngung setzen, diese eventuell mit durch Gatter geschützte Pflanzungen ergänzen. Naturverjüngung heißt: Die Bäume sind an Standort und Klima angepasst, können ihre Wurzeln ungestört entwickeln und leiden ungedüngt unter weniger Verbiss. Kulturen würden zudem bei Trockenheit unter einem erhöhten Anwuchsrisiko leiden. Vorteil im Oberheimbacher Revier: „Wir haben zum Glück keine großen Kahlflächen“, so Jacobs.
Es gibt auch einen Gewinner des Klimawandels. Der gesundheitsgefährdende Eichenprozessionsspinner ist längst Dauergast im Rheintal und langsam auch im Hunsrück heimisch. Aufgabenfelder sieht der Forst im Kampf gegen das Insektensterben in der Pflege der Nass- und Magerwiesen sowie in der Aufwertung neuer Flächen durch besonderes Saatgut. Dazu kommen die zur Verkehrssicherung notwendigen Maßnahmen und das Kümmern um den Rheinburgenweg zusammen mit den ehrenamtlichen Helfern.
