Oberdiebacher Karl-Heinz Stüber initiiert nach Abschluss der beruflichen Karriere Rentnerring
Von Jochen Werner
Eine gut gelaunte Truppe: Karl-Heinz Stüber (4.v.r.) und die Oberdiebacher „Heinzelmänner". Foto: Jochen Werner
( Foto: Jochen Werner)
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OBERDIEBACH - Seit einem Jahr gibt es sie, die Heinzelmänner in der Mittelrheingemeinde, gut 150 Kilometer von den sagenhaften historischen Originalen in Köln entfernt. An jedem ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Rentner in Oberdiebach, um für ihre Gemeinde auf ehrenamtlicher Basis sinnvolle Aufgaben zu übernehmen. Jeder, der anpacken will, ist ihnen willkommen.
Um 8.30 Uhr ist an den Einsatztagen Lagebesprechung auf dem Tröbsdorfer Platz in der Ortsmitte. Mindestens zehn Männer kommen regelmäßig, die meisten sind seit Oktober 2016 „im Dienst“, Tendenz steigend.
Karl-Heinz Stüber hatte einst beschlossen, einen Rentnerring zu gründen, wenn sein Berufsleben erst einmal beendet wäre. Dieses Vorhaben setzte er nach Gesprächen mit Ortschef Bernhard Laudert und einigen verfassten Rundschreiben gemeinsam mit Norbert Schneider, Norbert Trapp und vielen anderen in die Tat um.
Das Ergebnis: 27 Frauen und Männer bekundeten ihr Interesse. Entstanden ist allerdings eine reine Männerrunde. „Die Frauen tun trotzdem ihren Teil, der fängt schon mit dem Kaffeekochen an“, schmunzelt Stüber und ist für alle Unterstützung dankbar. Überhaupt funktioniere alles nur, „wenn du die richtigen Leute für jeden Bereich hast. Es ist einfach gut, wenn alles verzweigt ist“, sagt Stüber. Mit Schneider und Trapp bespricht er sich im Vorfeld und plant die nächsten Einsätze. Schneider und Stüber laden dann bereits am Vortag ihre Traktoren, damit das richtige Material für alle zur Verfügung steht.
Über 400 Stunden Arbeit für die Gemeinde Oberdiebach haben die Heinzelmänner bereits abgeleistet. Völlig freiwillig, ohne Gemecker und mit dem Dank und dem Lob für das Geleistete als einzigem Lohn. Sie ersetzen damit weitaus mehr als einen 450-Euro-Jobber. Der Ort hilft mit: „Die Gemeinde zahlt das Material anstandslos“, lobt Stüber die tolle Kommunikation mit den gewählten Vertretern als unerlässlichen Faktor im Miteinander.
Die Handschrift der Herrenrunde ist an vielen Stellen zu sehen. Bögen an der Bachmauer wurden befestigt, Pflanzringe betoniert, Geländer am Spielplatz und im gesamten Ort erneuert und gestrichen. An der Holzbrücke am Kräuterberg wurden die Bohlen abgebaut, neu gestrichen, mit einer Blechabdeckung versehen. Dank der Helfer konnte die Leichenhalle restauriert werden. Sie setzten die Palisaden neu, stellten die Wege frei, bauten sie teilweise neu.
Im Winter sollen wie im vergangenen Jahr Aussichtspunkte rund um Oberdiebach freigeschnitten werden, auch in den ehemaligen Weinbergen will man wieder aktiv werden. „Problem ist“, sagt Stüber, „dass lange Jahre in unserem Dorf nur das Nötigste gemacht werden konnte, vieles im Argen liegt.“ Wenn die Reparaturarbeiten beendet sind, wollen sich er und die Heinzelmänner um das kümmern, was eigentlich ihr Anliegen ist: Verschönerungsarbeiten. Noch sind das Stellen von Schildern und das Setzen von Blumen genauso Zukunftsmusik wie größere Projekte.
Bewirkt haben die Männer schon einiges, das über ihre reine Arbeit im Sinne der Gemeinde hinausgeht. „Es geht ein kleiner Ruck durchs Dorf“, sagt Stüber und glaubt erkannt zu haben, dass auch in vielen privaten Haushalten ein Umdenken stattfinde: „So mancher nimmt unsere Arbeit auf und macht vor seiner Haustür auch etwas.“
Und noch etwas sei passiert: Das „Wir“-Verhältnis, das in der Truppe hochgehalten werde, übertrage sich auf die Gemeinde. Sachen wurden den Heinzelmännern gespendet, etwa eine Kaffeebox. Denn die Geselligkeit darf nie zu kurz kommen. Ganz im Sinne eines positiven Zusammenlebens in einer kleinen Gemeinde am Mittelrhein.