OBERDIEBACH - „Wir machen uns Gedanken.“ Ortsbürgermeister Bernhard Laudert und der Oberdiebacher Rat stehen vor einer schwierigen Entscheidung. Grund dafür ist das Angebot von Jagdpächter Dr. Georg Moller-Racke. Der Binger Unternehmer hat eine Summe von 900 000 Euro in den Raum gestellt, mit der er rund 50 Hektar Wald rund um das Jagdanwesen „Montafon“ erwerben möchte. Der Vorteil für die Ortsgemeinde: Der Schuldenstand der Kommune würde augenblicklich der Vergangenheit angehören. Aber bedeutet dies für Oberdiebach tatsächlich den Sechser im Lotto?
Kauf soll Bau von Windrädern verhindern
In der Offerte, die dieser Zeitung vorliegt, macht Moller-Racke keinen Hehl daraus, in Anbetracht der von der Gemeinde geplanten zusätzlichen Windräder eine „Win-win-Situation“ erreichen zu wollen. Er ist wegen optischer und akustischer Beeinträchtigungen der Lebensqualität und eines damit einhergehenden Werteverlustes gegen Anlagen dieser Art im Umfeld seines Anwesens. Dagegen strebt er nach einem Eigenjagdbezirk, möchte auch das bestehende Wegenetz zumindest teilweise verändern.
Warum sollte die Gemeinde verkaufen? Vor allem wegen des Geldes. „Da die Zinsen bekanntermaßen steigen werden, ist dies eine erhebliche finanzielle Belastung auch für kommende Generationen“, so der Unternehmer. Statt eventueller Pachteinnahmen über Jahre hinweg bietet er die einmalige Summe. Statt langsamen Senkens der Verschuldung schriebe die Gemeinde bei Annahme seines Angebots ab sofort schwarze Zahlen. Außerdem, so seine Meinung, könnte die Gemeinde ihre dann zur Jagd verbleibenden Flächen erneut verpachten.
Ist das Angebot das Nonplusultra für die Gemeinde? „Es geht darum, langfristig die beste Option zu suchen“, mahnte der VG-Beigeordnete Walter Heinz Laudert. Die „gut gemeinte Offerte, die grundlegend interessant ist“, erkennt er an.
Das heißt soviel wie: Die Verwaltung von Oberdiebach hat in den kommenden Wochen und Monaten einiges an Hausaufgaben zu erledigen. Abzuklären, ob sich die Schulden wirklich unmittelbar ablösen lassen. Abzuklären, welche Folgen ein solch radikaler Schnitt hätte. Abzuklären, welche Optionen danach offenstehen und wie die Zukunft aussehen würde. Abzuklären, wie es mit dem Thema Nachhaltigkeit in kommenden Generationen aussieht. Und schließlich abzuklären, welche Folgen ein Verkauf des Geländes tatsächlich hätte. Finanzabteilung der VG, Jagdpächter und Förster müssen mit den Gemeindevertretern an einen Tisch, um die Sache zu besprechen.
„Es geht ums Herzstück unseres Mischwaldes“
Zunächst, so Laudert, müsse die genaue Fläche abgeklärt werden. „Es geht um das Herzstück unseres Mischwaldes, um Generationen. Wir brauchen langfristig die beste Lösung. Alles hört sich gut an, ist aber nicht nur ein Geschenk für die Gemeinde“, erklärte der Beigeordnete Markus Kurz zu dem Vorschlag. Ihm geht es nun um ein Abwägen, „was wir geben und was wir kriegen.“ Eine Analyse der erwarteten Gewinne aus der Windenergie und dem Wert des Waldes gelte es, zu eruieren.
Ob sich damit eine Win-win-Situation ergebe, wollte er genauso wenig einschätzen wie Ratskollege Kay Sauereßig. „Wir müssen Vieles über viele Jahre kalkulieren, denn es geht eben auch um die Einnahmen aus der zukünftigen Verpachtung der Jagd“, brachte Oliver Straßburger einen weiteren Aspekt zur Sprache.
Lauderts Analyse lautet: „Ein breites Spektrum liegt vor uns und will abgearbeitet werden.“ Das Angebot sei legitim. Nun gelte es, die notwendigen Beratungspunkte abzuklopfen.