Beim Auftaktwochenende des Festivals „An den Ufern der Poesie“ sind die Vorstellungen ausverkauft – und das Welterbetal rückt über die Kunst zusammen.
Von Jochen Werner
Keinerlei Erschöpfung zeigen Publikum und Schauspieler beim Finale des „Rabbi von Bacharach“ von Heinrich Heine.
(Foto: Peter Grün)
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BACHARACH/MITTELRHEIN - Findet das Welterbetal über die Kunst zusammen? Zumindest die Anfänge sind deutlich spürbar. Die dritte Auflage des Festivals „An den Ufern der Poesie“ ist bereits mit dem Auftaktwochenende ein riesiger Erfolg, mit dem Bacharach als Ausgangspunkt und die involvierten Gemeinden Niederheimbach, Oberwesel, Lorch und Kaub punkten können.
Die Rabbi-Vorstellung in Bacharach und die Vorstellung „Der Goldene Topf“ in Lorch mit dem großen hessischen Volksschauspieler Michael Quast und Bruno Kliegl (Glasharmonika) waren am Samstag ausverkauft. Am Sonntag wurde vor dem Oberweseler Günderodehaus mit seinem fast schon kitschig-romantischen Blick auf das Tal, die Burg Pfalzgrafenstein, Kaub und das nördliche Ende des Landkreises Mainz-Bingen eifrig diskutiert. Auch wenn das Thema eindeutig war: „Glotzt nicht so romantisch!“ lautete das Schlagwort.
„Selten erlebt man ein so waches und aktives Publikum – wir sind geradezu auf einer Welle von Beteiligung und Resonanz gesurft.“ Die Mitglieder des Theaterensembles von Willy Praml waren nach ihrer Rabbi-Vorstellung am Samstag geradezu perplex, spielten sich in Kombination mit den 220 Besuchern in einen Rausch, gaben diesen wieder an die Zuschauer zurück.
VORSTELLUNGEN
Freitag 16. August: „Kein Ort Nirgends“, Christa Wolf, 19.30 Uhr im Jugendheim Oberwesel.
Samstag und Sonntag 17. und 18. August: „Der Rabbi von Bacharach. Heine. Stationen eines Traumas.“ Start jeweils um 15.30 Uhr in der Werner-Kapelle in Bacharach.
Restkarten gibt es im Internet auf www.ticket-regional.de oder bei der Tourist-Information in Bacharach unter der Telefonnummer 06743-91 93 03.
Nach bereits dreistündigem Parcours durch die sechs Szenen des „Rabbi“ von der Wernerkapelle an den Rhein, von dort zum Bahnhof, in den Ratssaal, die Peterskirche und Josefskapelle, zeigte das Publikum beim Finale in Heinrich Heines Pariser Matratzengruft, die im Hof des Bacharacher Rathauses eingerichtet war, keinerlei Erschöpfung, sondern große Begeisterung. Und als der Heine-Chor die Vorstellung mit Mendelssohns Vertonung „Die Wasserfahrt“ in zartem Piano ausklingen ließ, gab es Jubel und stehende Ovationen.
Karl Heinz Schleis, der scheidende Bürgermeister von Bacharach, der selbst in der Inszenierung als Pharao Mitzri, als König Barbarossa und zuletzt als Karl Marx auftritt, sprach am nächsten Tag bei der vom Zweckverband ausgerichteten Matinee im vollbesetzten Gastgarten des Günderode-Filmhauses von einem neuen Aufbruch der Kultur im Weelterbetal.
Der Funke der Begeisterung an diesem Wochenende schien von Bacharach ans jenseitige Flussufer nach Lorch übergesprungen zu sein. Dort gab es, obwohl man die Bestuhlung im Hilchenhaus ausgereizt hatte, am Sonntagabend kein Hineinkommen mehr für die zu spät Entschiedenen, die sich nicht rechtzeitig um Karten gekümmert hatten. Quast und Kliegl hatten, dank der Werbung der Festival-Unterstützer im Gemeindeverbund BaKaLoNi, viele Zuschauer vom linken Rheinufer ins hessische Lorch gelockt. Privat finanzierte Sonderfahrten der Fähre Niederheimbach-Lorch hatten dies ermöglicht und damit vorweggenommen, was sich am Sonntag bei der „romantischen“ Diskussion zeigte: Öffentliche Zuschüsse müssen dafür sorgen, dass die Trennung zwischen beiden Ufern überwunden wird.
Insofern geht vom Festival nicht nur ein kulturpolitischer Impuls für die Region aus, auch die Regionalplanung wird angesprochen:„Wir verbinden beide Ufer des Rheins“ heißt es auf dem Flyer, in dem auch für den kommenden Samstag eine Spätfähre um 23 Uhr angekündigt ist.