„Rabbi“ kehrt bei Theaterfestival nach Bacharach zurücl
Zum dritten Mal kehrt im August Heinrich Heines Rabbi nach Bacharach zurück, aber erst zum ersten Mal werden fünf Orte auf beiden Seiten des Rheins bespielt.
Von Jochen Werner
Im „Rabbi von Bacharach“ verlässt der Rabbi mit seiner schönen Sarah die Stadt per Boot.
(Fotos: Jochen Werner)
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BACHARACH/MITTELRHEIN - Zum dritten Mal kehrt im August Heinrich Heines Rabbi nach Bacharach zurück, zum zweiten Mal heißt es Theaterfestival „An den Ufern der Poesie“, zum ersten Mal werden fünf Orte auf beiden Seiten des Rheins bespielt. Erst Bacharach, dann zusätzlich Oberwesel und Lorch, nun sind auch Niederheimbach und Kaub im Boot. Die Idee der kreativen Kräfte rund um Bacharachs scheidenden Stadtchef Karl-Heinz Schleis und den Frankfurter Theatermacher und Regisseur Willy Praml, ein besonderes Mittelrheintal-Kunsterlebnis als Biennale zu veranstalten, fällt auf fruchtbaren Boden. Zumal nach anfänglichen Problemen 2017 diesmal die Finanzierung gesichert ist und im Land registriert wurde, welches Juwel sich von Bacharach aus ausbreiten will.
Für die Touristiker ist das Festival ein Jackpot. „Wir arbeiten seit vielen Jahren über Grenzen hinaus zusammen“, waren sich Christian Kuhn (Verbandsgemeinde Rhein-Nahe), Oberwesels Stadtmanagerin Lena Höver und Lorchs Touristik-Chefin Birgit Kind einig. Nun gebe es endlich eine Veranstaltungsreihe, die beide Ufer, die beiden Bundesländer und insgesamt vier Landkreise verbinde.
Eingeklinkt hat sich in diesem Jahr der Kultursommer Rheinland-Pfalz mit Professor Jürgen Hardeck. Zudem fungiert der Zweckverband als Veranstalter, hat über das Trafo-Programm des Bundes für Kulturförderung 15 000 Euro aktivieren können, so Projektmanager Maximilian Siech. Für den Zweckverband sei dies ein Experiment im Bestreben, sich kulturell stärker zu engagieren. Siech sprach deshalb von einem „Probelauf, um Chancen und Probleme auszuloten.“ Das Gesamtbudget für die insgesamt 14 Veranstaltungen soll zwischen 80 000 und 90 000 Euro liegen. Dabei wird Lorch aus einem Förderprogramm des Landes Hessen heraus unterstützt. Alles sei ohne ehrenamtliches Engagement nicht zu stemmen, erklärte Koordinator Werner Heinz und freute sich über die breite Unterstützung der Bevölkerung.
Im „Rabbi von Bacharach“ verlässt der Rabbi mit seiner schönen Sarah die Stadt per Boot. Fotos: Jochen Werner
Guten Mutes (v.l.): Karl-Heinz Schleis (Initiator und Bürgermeister), Birgit Kind (Tourismus-Chefin Lorch), Lena Höver (Stadtmanagerin Oberwesel), Willy Praml (Regisseur), Christian Kuhn (Geschäftsführer TI Rhein-Nahe), Werner Heinz (Festival-Koordinator), Maximilian Siech (Projektmanager Zweckverband Welterbetal).
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Die Untertitel sind es, die „An den Ufern der Poesie“ die Richtung vorgeben. Als „Theaterfestival für rheinsüchtige Melancholiker“ umschrieben, tauchen die verschiedenen Veranstaltungen zwischen dem 10. August und dem 1. September tief ein in die Region. Gerade hier zeigt sich die Sonderstellung: Dieses Festival ist nicht importiert, nicht aufgestülpt, nicht eingekauft. Es wird getragen von den Menschen, die im Mittelrheintal leben. Es zeigt immer wieder unmittelbare Bezüge zu den Orten auf, an denen etwas stattfindet. Und es passt zum Motto des Kultursommers: Heimaten. Auch deshalb hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Schirmherrschaft übernommen. Alles, was die Romantiker im guten und im schlechten Sinne in den Heimatbegriff gepackt haben, finde sich im Festival wieder, so Hardeck. Dazu gehörten der Schmerz über den Heimatverlust, das Heimweh und die Sehnsucht genauso wie der Stolz. „Die Menschen, die kommen, sollen etwas von der großen Geschichte der Region erfahren können“, forderte Hardeck vom Festival.
ORTE UND TICKETS
Spielorte: Bacharach (Werner-Kapelle, Via-Fabrik, Oberstraße), Oberwesel (Günderode-Filmhaus, Jugendhaus), Niederheimbach (Hof der Heimburg, Pfarrkirche), Lorch (Hilchenhaus, Kirche St. Martin und Stadt), Kaub (Ev. Kirche und Stadt).
Der Vorverkauf läuft. Eintritt Rabbi: 25, ermäßigt 12 Euro. Alle anderen Vorstellungen: 19,50 bzw. 10 Euro. Es gibt auch Kombitickets. Der Eintritt zum Podium für Welterbe-Pioniere am Günderode-Filmhaus in Oberwesel und zur Bacchanale ist frei.
Info und Tickets unter www.rhein-nahe-touristik.de, Telefon: 06743-91 9303
Geboten wird Lorch für weltüberdrüssige Fantasten mit Volksschauspieler Michael Quast mit E.T.A. Hoffmans „Der goldne Topf“. Geboten wird Niederheimbach für zum Weinen schöne Männerstimmen mit „Honeypain“. Geboten wird Franz Schuberts „Schöne Müllerin“ in Lorch und Kaub als Stadtführung für lebensmüde Musikliebhaber. In Oberwesel wird Christa Wolfs „Kein Ort. Nirgends“ gespielt. Und mit Georg Büchners „Lenz“ gibt es Bacharach für Todessehnsüchtige. Den Abschluss bildet die Bacchanale als trunkenes Fest zum Nüchternwerden und als Versuch, eine Straße zum Sprechen zu bringen, mit vielen Überraschungen in Bacharachs Oberstraße am 1. September von 16 bis 20 Uhr. Über allem steht als Kernstück Heines „Der Rabbi von Bacharach“, für Praml eine der berühmtesten deutschen Erzählungen. „Sie ist ein Muss für jeden im Mittelrheintal. Es ist zum Weinen schön, was Heine damit für die deutsche Literatur geschaffen hat.“