Peterskirche in Bacharach: Vom Machtsymbol zum Pflegefall
Der SWR zeigt einen Film über die Sankt Peter Kirche. Kunsthistorikerin Hauke Horn spricht über die Entstehungsgeschichte und Jugendleiter Maik Sommer über die Kirche heute.
Von Jochen Werner
Die Peterskirche bestimmt trotz ihrer Lage im Talkessel die Bacharacher Stadtsilhouette.
(Foto: Jochen Werner)
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BACHARACH - Ende des 12. Jahrhunderts herrschte eine sakrale Bauwut am Mittelrhein. Überall entstanden prächtige Kirchenbauten. Alles allein aus dem Glauben heraus? Nein. Es ging auch darum, in einem Gebiet unübersichtlicher Machtverhältnisse genau dieses eine Thema zu demonstrieren: Macht.
Kontrolle der Handelsschiffe auf dem Mittelrhein
Auch Sankt Peter in Bacharach stammt aus dieser Zeit, als das Städtchen die Handelsschifffahrt auf dem Mittelrhein kontrollierte, durch Zoll- und Stapelrecht zu erheblichem Wohlstand gelangte. Mit dem Bau der dreischiffigen Emporenbasilika wurde im ausgehenden 12. Jahrhundert begonnen. Im Jahr 1269 wurde sie fertiggestellt, ständig erweitert und Ende des 19. Jahrhunderts grundlegend erneuert. Was sagt die Kirche, die als bedeutende Vertreterin der Spätromantik gilt, den Menschen, die heute in und mit ihr leben? Autorin Henriette von Hellborn lässt in einem 30 Minuten langen Film, der am frühen Sonntagabend im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird, die Menschen sprechen, die in verantwortlichen Positionen der Kirchengemeinde leben.
Den neuen Jugendleiter Maik Sommer etwa. Er war einer der ersten „Jugendpfarrer“ Deutschlands, hat in seiner vorigen Gemeinde in Cochem Gottesdienst in Kinos und mit Rockgitarre abgehalten. Er will junge Menschen wieder für Kirche begeistern. Das Problem: Denkmalschutz sei so ziemlich das letzte, wofür Maik Sommer Geld ausgeben würde, hat von Hellborn erfahren.
ZUM FILM
Zu sehen ist der SWR-Film an diesem Sonntag, 27. Januar, 18.45-19.15 Uhr, Titel: „Bekannt im Land: Himmel auf Erden, St. Peter, Bacharach“ (eine 45-Minuten-Version folgt an einem anderen Sendetermin; Autorin: Henriette von Hellborn; Kamera: Marc Bürkle, Jeff Zimmermann.
Wie die St. Anna-Kirche in Steeg, wie St. Mauritius in Oberdiebach und St. Oswald in Manubach ist auch St. Peter für die evangelische Vierthälergemeinde finanziell so etwas wie ein Pflegefall. Alle sind in teils bedenklich schlechtem baulichen Zustand und dringend sanierungsbedürftig, aber mit dem Prädikat: „Wertvoll!“ versehen und historisch äußerst bedeutsam. Die Peterskirche mutierte zum wissenschaftlichen Forschungsobjekt der Uni Mainz. Kunsthistoriker Hauke Horn konnte als Experte für die repräsentative Architektur am Mittelrhein vor laufender Kamera die immer noch rätselhafte Vor- und Entstehungsgeschichte des Baus teilweise entschlüsseln.
Der Film zeigt zudem, was die ehrenamtlich tätige Baukirchmeisterin Silvia Seidler in rund 20 Wochenstunden anstellt, wie sie Schäden begutachtet, Handwerker koordiniert, Förderanträge schreibt, sich mit anspruchsvollen Denkmalschutzauflagen auseinandersetzt.
Einen Haken gibt es aktuell: Seidler musste in ihrem Beruf wieder auf Vollzeit aufstocken. Für das anspruchsvolle Ehrenamt fehlt ihr nun schlichtweg die Zeit.