Asylsuchende, aber auch „Menschen wie du und ich können hier eine Wohnung finden“, sagt der Vorsteher des Zweckverbands, der das Heilig-Geist-Hospital in Bacharach verwaltet.
Von Jochen Werner
Das frühere Hospital (rechts) sowie die ehemalige Küferei und Eichmeisterei, im Hintergrund ist der Münzturm zu sehen.
(Foto: Jochen Werner)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BACHARACH/VIERTÄLER - Im Jahr 1288 stiftete Pfalzgraf Ludwig II. das „Heilig-Geist-Hospital“ in Bacharach. Der Hospitalfonds wird heute von einem Zweckverband als Körperschaft des öffentlichen Rechts verwaltet. Dessen Mitglieder sind laut aktuellster Verbandsordnung aus dem Jahr 2014 die Stadt Bacharach einschließlich ihrer vier Stadtteile, die Gemeinden Manubach, Breitscheid und Oberdiebach mit seinen Ortsteilen.
Alles ist streng geregelt. Die Verbandsversammlung besteht aus Mitgliedern der beteiligten Gemeinden. Ihr Vorsteher war lange Zeit kraft Amtes der Stadtbürgermeister von Bacharach. Heute wird er von der Versammlung, der entsprechend der Stimmenzahl jeweils die Bürgermeister und weitere Mitglieder angehören, gewählt. Insgesamt hat die Stadt mit 45 Prozent Anteil am Eigenkapital vier Stimmen, Manubach und Oberdiebach jeweils zwei (je 22 Prozent) und Breitscheid eine (11 Prozent). Geändert hat sich auf den ersten Blick nichts: Aktueller Vorsteher ist Bacharachs Stadtchef Karl-Heinz Schleis.
Sechs Wohnungen und 17 Grundstücke
Heute verfügt der Zweckverband über zwei nebeneinanderliegende Wohnhäuser, das frühere Hospital sowie die ehemalige Küferei und Eichmeisterei „An der Münze“ in Bacharach mit insgesamt sechs Wohnungen. Außerdem nennt er 17 Grundstücke in Form von Acker- oder Grünland, Gärten oder Wald sein Eigen. Diese sind soweit als möglich verpachtet. Alles wird durch die Bacharacher Stadtverwaltung, bei der der Vorsteher des Zweckverbandes seinen Sitz hat, organisiert. Hier werden auch die Wohnungen vergeben. Die Mieter bilden mit wenigen Ausnahmen das gesamte gesellschaftliche Spektrum ab. Einzug hielten in den letzten Jahren längst nicht nur Asylsuchende, anerkannte Flüchtlinge oder bedürftige Familien. „Menschen wie du und ich konnten und können hier eine Wohnung finden“, berichtet Schleis.
Zurück zur Historie und dem Bestand des Hospitalfonds. Natürlich gehörte im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit auch eine Kapelle dazu. Reste von ihr sind noch vorhanden, allerdings ist der Zugang zu ihnen nicht öffentlich. Die gesamte Vergangenheit von Hospital und Kapelle hat Historikerin Dagmar Aversano-Schreiber als Vorsitzende des Geschichtsvereins Bacharach aufgearbeitet. In ihrem Fazit schreibt sie mit Blick auf die Gegenwart: „1893 brannte das Hospital nieder, die Kapelle blieb weitgehend unbeschädigt. Ein neues Krankenhaus wurde gebaut und 1896 in Betrieb genommen. Das ehemalige Hospital hat (…) bis zum Pfälzischen Erbfolgekrieg seine eigentliche Funktion in vollem Umfang erfüllt. Danach, spätestens aber seit 1776, diente es nur noch armen Familien und dem Hospitalverwalter als Wohnsitz.“
Mehrfach sei in den vergangenen zwei Jahren das Thema behandelt worden, ob der Fonds weitere Wohnungen an den Markt bringen wolle, berichtet VG-Finanzchef Stefan Claßmann. Allerdings habe man dies immer wieder hinten angestellt. „Da die vorhandenen Gebäude sehr unterhaltungslastig sind, liegt das Augenmerk eher darauf, sie instand zu halten und gegenwärtig in sie zu investieren“, erklärt er.
Der Hospitalfonds grenzt sich als Zweckverband deutlich von Wohnungsbaugesellschaften oder -genossenschaften ab. Gesellschaften sind darauf ausgelegt, Wohnungen zu bauen und für die Gesellschafter Gewinne zu erzielen. Ziele von Genossenschaften liegen darin, ihre Mieter, die in der Regel auch Mitglieder („Genossen“) sind, mit preisgünstigem Wohnraum zu versorgen. „Bei dem Zweckverband haben sich dagegen mehrere Gemeinden für ein gemeinsames Ziel zusammengeschlossen“, erklärt Claßmann. Dieses besteht in der öffentlichen Daseinsfürsorge, speziell in Form von Unterstützung bedürftiger Personen durch günstigen Wohnraum.