Mit einigen „Gründervätern“ lässt die FWG ihre Geschichte Revue passieren.
Von Jochen Werner
Manfred Petry (v.l.), Rudi Krämer (beide Gründungsmitglieder), Bacharachs FWG-Vorsitzende Nicole Lazar, FWG-Kreischef Adam Schmitt, Dieter Kochskämper und Günter Mades bei der Ehrung während der FWG-Geburtstagsfeier.
(Foto: Jochen Werner)
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BACHARACH - Genau 35 Jahre lang gibt es die Freie Wählergruppe in Bacharach. Mindestens. So lange jedenfalls ist die Historie einwandfrei belegbar. Die Geschichte geht weiter zurück. Nicole Lazar und Dieter Stiehl nahmen als Vorsitzende den 35. Geburtstag zum Anlass, im Saal des Hotels Blüchertal gemeinsam mit einigen „Gründervätern“ auf das Geschehene zurückzublicken und die Geschichte Revue passieren zu lassen. Begleitet von der Chorgruppe „Alle für Alle“ und flankiert von Fotos und Zeitungsberichten aus den dreieinhalb Jahrzehnten.
Günter Mades und Dieter Kochskämper sind zwei FWGler, die die Vereinigung in all den Jahren wesentlich mitgeprägt haben. Beide sind in die Historie eingetaucht, haben eine Chronik erstellt, die Kochskämper als früherer Stadtchef in Auszügen im Interview mit Lazar präsentierte. So soll es bereits 1956 in der Stadt eine freie Wählergruppe gegeben haben, 1974 stellte sich eine von Mades und Herbert Zahn ins Leben gerufene „Wählergruppe Zahn“ bei den Kommunalentscheidungen zur Abstimmung. Die wahren Urgesteine und treibenden Kräfte der Bacharacher FWG waren Erich Mießner, Kurt Buscher, beide im Jahr 1995 durch Bundespräsident Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, und Herbert Zahn, der 1997 die Bundesverdienstmedaille erhielt.
In der Stadt und den vier Stadtteilen spielten die FWG-Kandidaten von Beginn an eine dominierende Rolle. Erich Mießner war von 1989 bis 1999 Stadtchef, Dieter Kochskämper bekleidete dieses Amt von Juni 2000 bis zum 25. Mai 2014. Als Ortsvorsteher ragen Egon Dahl in Neurath (1980 bis 2015) und Günter Mades (April 1976 bis Juli 2009) in Steeg heraus. Mades folgte direkt Dieter Stiehl nach. Willi Borniger bekleidete das Amt in Henschhausen von 1969 bis 1994, Walter Hochstein vom 21. November 1994 bis zum 24. Juli 2014. In Medenscheid war Kurt Saueressig von 1987 bis 1994 am Ruder.
Im Hinterkopf sind Kochskämper als Gründungsmitglied viele Momente der vergangenen 35 Jahre geblieben. Als besonders traurige Kapitel bezeichnete er etwa den Wegfall des Winzerfestes und der Feiern im riesigen Keller, den Verkauf des Posthofs. Toll dagegen war für ihn unter anderem der Leitbildprozess, der heute noch die Basis für viele Entscheidungen ist. Die unerträgliche Verkehrssituation in der Oberstraße und auf dem Marktplatz sowie der Bahnlärm sind ungelöste Probleme, der demografische Wandel, die Bundesgartenschau 2029 und das Stopfen der Funklöcher sowie die Bereitstellung von schnellem Internet einige Hauptaufgaben in der nahen Zukunft.
„Nie war das Ansehen von Politikern schlechter als heute“, erklärte FWG-Kreischef Adam Schmitt in seiner Laudatio. Und das im wohl freiesten Land der Welt. Die Freien Wähler könnten jedoch als zweitstärkste Kraft in den kommunalen Parlamenten im Land selbstbewusst an die Aufgaben herangehen. „Uns macht Politik Spaß, aber wir spaßen nicht mit der Verantwortung“, so Schmitt, der die Ehrenplakette in Gold im Gepäck hatte. Der Lohn: Die FWG stellt aktuell 17 von 61 Bürgermeistern im Landkreis, drei in der VG Rhein-Nahe. Verbandsbürgermeister Karl Thorn lobte derweil, dass die FWG in Bacharach eine Vielzahl herausragender Persönlichkeiten hervorgebracht habe. Die Initiative sei ein „unverzichtbarer Teil unserer kommunalpolitischen Landschaft“. Mades sprach derweil allen Kümmerern etwas Konkretes ins Stammbuch: „Nur halbherzig geht es leider nicht!“