Vier Stunden lang wird am 1. September die Oberstraße zur offenen Bühne, wo das Festival „An den Ufern der Poesie“ mit einer Reihe von Überraschungen ausklingen wird.
Von Jochen Werner
Der Frankfurter Heinrich-Heine-Chor und seine beiden künstlerischen Partner Marcus Plath und Gregor Praml wurden der Pfarrkirche Niederheimbach enthusiastisch gefeiert.
(Foto: Peter Grün)
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BACHARACH - Das Finale des Theaterfestivals „An den Ufern der Poesie“ steht an. Dabei wird am Sonntag von 16 bis 20 Uhr die gesamte Oberstraße Bacharachs zur – für den Besucher kostenlosen – Bühne. Bereits Samstagabend spielt sich in der VIA-Halle in der ehemaligen Sektkellerei Geiling, seit neuestem Träger des Baukulturpreises des Landes, Großes ab. Das Theater Willy Praml zeigt um 19.30 Uhr mit „Lenz. Georg Büchner“ Bacharach für Todessehnsüchtige.
Ehemalige Sektkellerei als Aufführungsort
„Die Revitalisierung des Gebäudes steht für Kreativität und Augenmaß. Sie ist gerade deshalb Vorbild für viele andere Vorhaben im Welterbe Oberes Mittelrheintal.“ Festival-Koordinator Werner Heinz zitiert die Jury in ihrer Entscheidung zur Preisverleihung. Das Tal ist mehr als Rhein, Wein und Burgen. Zur identitätsstiftenden Baukultur gehören auch Zeugnisse der Industriearchitektur, die mit ihrem momentanen Erscheinungsbild leider zu oft zur Verödung und zu Depression in den Orten beitragen. Norbert Kummermehr und Almut Lager haben mit ihrer Entscheidung, die frühere Sektkellerei zu nutzen, auch die Revitalisierung des architektonischen Kleinods übernommen. Bereits vor zwei Jahren fand in der überdachten Halle hier das Finale des Festivals statt.
Willy Praml ist vom in den Fels getriebenen Lagerraum begeistert. „Das ist die ideale Kulisse für die hier stattfindenden kulturellen Veranstaltungen“, erkannte auch die Jury. Praml wagt sogar schon zu träumen. „Die besondere Hallenkonstruktion mit ihrem weitgespannten Glasdach und der Glasfassade, die den Blick auf die bizarre Felsformation des Schieferberges lenkt, könnte einmal die Welterbetal-Variante der Salzburger Felsenreitschule werden“, sagt er.
Als Gast des Unternehmer-Ehepaars Kummermehr und Lager überträgt er seine Lenz-Inszenierung aus der Frankfurter Naxoshalle in die Schieferfelsen- und Industrielandschaft der Halle. Nach der begeisternden „Honeypain“-Vorstellung am vergangenen Sonntag in Niederheimbach, wo der Heine-Chor erst in der Heimburg, dann in der Pfarrkirche mit seinen schönen Männerstimmen weit über 100 Zuhörer in ganz neue Musikdimensionen mitnahm und auch Pfarrer Michael Knipp zum Schwärmen brachte, steht für den 1. September ein weiterer Höhepunkt zum Ausklang des Festivals an. Dabei wird es in jeder Hinsicht außergewöhnlich, wird die Oberstraße am Nachmittag zum großen Theater der Überraschungen, bis hin zum Schlussakkord im Rathaushof. Die „Bacchanale“, an der jeder, der kommt und dabei sein will, auch zum Mimen werden kann, soll ihrem Untertitel gerecht werden: „Ein trunkenes Fest zum Nüchternwerden“ wartet auf den Mittelrhein und alle Kunstinteressierten.