Rudolf Kolvenbach und Christiane Rogen in ihrem Feinkostgeschäft „SGnuss“. Foto: Jochen Werner
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BACHARACH - Ihre Geschichte spiegelt das Leben wider. Jetzt haben Rudolf Kolvenbach und Christiane Rogen in Bacharach ihren eigenen, ganz besonderen Laden eröffnet. Und das direkt am Marktplatz. In der früheren Apotheke gibt es nun italienische Feinkost-Spezialitäten. Direkt von den Erzeugern, denn die beiden kennen sich im Land, wo die Zitronen blühen, bestens aus, haben 25 Jahre lang nahe dem Trasimenischen See in Umbrien gelebt. Gar nicht weit entfernt von der Stelle, an der Hannibal mit seinem Heer im Jahr 217 vor Christus die Römer schlug, kurz nach der Schlacht am Ticinus und ein Jahr vor der bei Cannae.
Das Geschäft und das Leben in Bacharach sind die Gegenwart. Der Blick der beiden geht trotzdem immer wieder in die mittelitalienischen Hügel bei Perugia. Dort hatten sie für ein Vierteljahrhundert ein Landgut mit 30 Hektar Land gepachtet, rund 700 Olivenbäume bewirtschaftet, mit freilaufenden Schweinen der Rasse Cinta senese eigene Wurstwaren machen lassen. Sie bewirtschafteten einen Gästebetrieb mit 30 Betten inklusive Restaurant. Rudolf (62) stand Tag für Tag für ein drei- oder viergängiges Menü in der Küche. Gekocht wurde ausschließlich mit eigenem Olivenöl, eigenem Gemüse, eigenem Obst, eigenen Tomaten, dem Fleisch eigener Schweine und Schafe. Christiane arbeitete zusätzlich in einer Apotheke, wie jetzt auch noch am Mittelrhein.
Nach 25 Jahren lief der Pachtvertrag aus, forderte der Inhaber sein Recht, nachdem aus einer früheren Ruine ein blühender Betrieb entstanden war. Für Christiane und Rudolf ein harter Schritt. „Ich wollte gerne nach Deutschland zurück. Am liebsten an einen Ort, an dem ich noch nie war“, sagt Christiane. Die Landung in Bacharach war purer Zufall. Es klappte: Mit einer Stelle in der Apotheke und der Möglichkeit, via Internet hochwertige Produkte aus Italien an Feinkostgeschäfte und die gehobene Gastronomie zu vermitteln.
Wenige Produzenten, kleine Familienbetriebe, persönliche Kontakte. Qualität geht über alles. Slow Food-Mitglieder waren sie schon in Italien. Entsprechend sind alle Produkte, die sie anbieten, natürlich und umweltschonend produziert, sind ohne Geschmacksverstärker. Gut, sauber und fair. Diese Begriffe zählen. Das Olivenöl etwa kommt von früheren Nachbarn in Umbrien, mit denen sie früher das Pressen selbst durchgeführt hatten. Auch bei Nudeln weiß Rudolf genau, wie die Herstellung vor sich geht. Der Teig wird aus drei Hartweizengriessorten maschinell erstellt, das Pressen erfolgt allerdings von Hand, genauso das Aufhängen zum Trocknen. Eine Geschmacksprobe bestätigt ihn: Konsistenz und Geschmack sind toll.
Alles gibt es ab Juli zu festen Öffnungszeiten im Zentrum von Bacharach. „Es ist schön, dass Sie diesen Platz wiederbeleben“, lobte Stadtchef Karl-Heinz Schleis die Initiative von Rudolf und Christiane. Letztere reichte die Blumen weiter: „Ich bin nur die Inhaberin, mein Mann ist die Seele!“ Die Gäste zur Eröffnung waren begeistert: Die frühere Apotheke ist richtig nett geworden.
Zurück nach Italien. Mitte 20 war Rudolf, als er sich Anfang der 1980er Jahre ein halbes Jahr Auszeit gönnen wollte. „Die Idee war, eine kleine Dorfgemeinschaft zu gründen“, denkt er zurück. Dann kam alles anders: Er lernte Christiane kennen, beide machten sich irgendwann selbstständig. Das Motto „Learning by doing“ bestimmte ihr Leben, verbunden mit Eigeninitiative und vielen Ideen.
Und jetzt ist in Bacharach bei „SGnuss“ fast ein komplettes Menü zu haben. Mit ausgewählten, hochwertigen Produkten, vom Antipasto über Nudeln, Pesti und Öl bis hin zu Hülsenfrüchten, Essigen aus Modena, Grappe aus dem Piemont oder exquisiten Schokoladenlikören. Dazu gibt es Konfitüren und Marmeladen-Spezialitäten, etwa Aprikose mit Lavendel oder Orangen mit ganzen Früchten. Es gibt Ziegenkäse mit ganz eigenen Noten. Und demnächst gibt es auch noch eine kleine Auswahl an lokalen Weinen und dazu spezielle Tropfen aus dem Süden.