Simone Solga kommt mit ihrem neuen Programm „Das gibt Ärger!“ als Souffleuse von Kanzlerin Merkel ins Schloß Ardeck – und beantragt in Gau-Algesheim Asyl.
Kabarettistin Simone Solga legt fantastischen Auftritt in Gau-Algesheim hin.
Von Beate Schwenk
Simone Solga hat als „Kanzlersouffleuse“ in Gau-Algesheim Asyl beantragt.
(Archivfoto: BK/Andreas Stumpf)
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GAU-ALGESHEIM - Irgendwie kann sie sich selbst nicht erklären, warum ihr mitunter so unschöne Dinge über die Lippen kommen. Denn eigentlich will Simone Solga doch ein richtig guter Mensch sein. Und vor allem will sie Asyl in Gau-Algesheim, wo sie an diesem Abend auftritt. Warum sie auf der Flucht ist, erklärt sie dem Publikum im Festsaal von Schloß Ardeck durchaus nachvollziehbar. Als langjährige Souffleuse von Angela Merkel hat sie die Nase voll von der Politik und ist am frühen Morgen aus dem Kanzleramt getürmt. „Das einzige Irrenhaus, in das die Menschen freiwillig reinwollen.“ Frau Merkel habe keine Lust mehr aufs Regieren, erzählt die rechte Hand der Kanzlerin. An der prekären Lage ihrer Chefin freilich ist die Souffleuse nach eigenem Bekunden selbst nicht ganz unschuldig. Für das legendäre „Wir schaffen das!“ könne die Kanzlerin gar nichts, bekennt sie reumütig.
„Das war ich; ich war die Einflüsterin der Merkel.“ Wie dem auch sei, es müsste dringend was geschehen, ist Solgas Überzeugung. „Wir brauchen jetzt einen Kanzler, der gute Laune verströmt. Da fällt mir nur Florian Silbereisen ein. Der kann aber nicht, denn er muss ja das Traumschiff fahren.“ Also keine Besserung in Sicht, weshalb die flüchtige Souffleuse nochmal ganz neu anfangen will – am besten in Gau-Algesheim, wo doch eine besondere Willkommenskultur herrscht. „Sie sind heute Abend meine Fluchthelfer“, ruft sie ins Publikum, „auch wenn mancher sagen wird, Berlin ist doch ein sicheres Herkunftsland.“
Das gilt jedenfalls nicht für die Merkel-Souffleuse, die selbst auf der Bühne noch von ihrer Chefin mit Anrufen torpediert wird. Verzweifelt fahndet die Kanzlerin nach ihrer Mitarbeiterin, die die Flucht gen Süden angetreten hat. „Kanzler-Souffleuse ist ein Knochenjob“, klagt Simone Solga. Daher die Flucht ins beschauliche Gau-Algesheim, wo sie sich auf einen gemütlichen Schaufensterbummel freut. Der Knochenjob bei Angela Merkel ist der rote Faden ihres neuen Programms „Das gibt Ärger!“, doch die Kabarettistin beschränkt sich nicht nur darauf, aus dem Nähkästchen des Kanzleramts zu plaudern. Sie findet überall ein Haar in der Suppe, sei es politisch oder privat. Dabei ist Simone Solga durchaus selbstreflektiert, wenn sie einräumt, dass sie als Dieselfahrerin in der Innenstadt Menschen tötet. „Nicht wie früher beim rückwärts Einparken“, schiebt sie noch schnell das gängigste Gender-Klischee in Sachen Autofahren nach.
VERANSTALTER
Die Veranstaltung wurde von den Gleichstellungsbeauftragten der VG Gau-Algesheim und der VG Sprendlingen-Gensingen organisiert in Kooperation mit der Gau-Algesheimer Volkshochschule und der Gleichstellungsstelle des Landkreises.
Dass schnelles Internet an vielen Stellen hierzulande weiter Wunschdenken ist, bringt nach Solgas Ansicht durchaus Vorteile mit sich. „Russische Hacker sterben, bevor sie die Daten haben.“ Überhaupt sollte man digital nicht jeden Trend mitmachen. „Mal den Computer ausschalten oder auf eine SMS mit einem Brief reagieren“, rät die geflohene Souffleuse, deren Auftritt in Gau-Algesheim schließlich mehr als erfolgversprechend endet. Die Gau-Algesheimer Gleichstellungsbeauftragte Gisela Samstag verspricht ihr Asyl, sofern sie noch eine Zugabe liefert. Und sogar ein Jobangebot trudelt ein.
Zwischen diversen Hassmails findet Solga auf ihrem Smartphone eine Nachricht des Gau-Algesheimer Stadtbürgermeisters Dieter Faust, der sie für die städtische Öffentlichkeitsarbeit gewinnen will. Vielleicht also entdeckt man die ehemalige Kanzler-Souffleuse künftig öfter mal beim Schaufensterbummel in Gau-Algesheim.