Wocker-Brüder starten in Bingen eigene Wohnmobil-Vermietung
Daniel und Cornelius Wocker füllen die lokale Marktlücke und starten ihre eigene Camper-Vermietung. Ob an die Nordseeküste oder zum Konzertbesuch, der Wohnmobil-Trend hält an.
Von Christine Tscherner
Cornelius (links) und Daniel Wocker zeigen zwei ihrer Campingvans auf dem Firmengelände.
(Foto: Christine Tscherner)
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BINGEN - Marktlücke gefunden: Die Zwillingsbrüder Daniel und Cornelius Wocker (36) starten ab Mitte April mit Camper-Vermietungen. Acht neue Wohnmobile bilden die Flotte ihrer RV-Reisemobile Rhein-Nahe. Werbung an Hausfassaden, Banner und direkt am Parkplatz weckten bereits Neugier.
„Am verkaufsoffenen Sonntag sind wir fast überrannt worden.“ Daniel Wocker sieht sich bestätigt. Der Wohnmobil-Boom ist längst noch nicht abgeebbt. Die Branche reitet von einer Erfolgswelle zur nächsten. Der Traum vom flexiblen Urlaubsglück ohne lange im Voraus gebuchte Flüge und Hotelzimmer reizt immer mehr Menschen.
„Nur für zwei Wochen Urlaub im Jahr ist der Kauf eines Wohnmobils unwirtschaftlich“, wissen die Brüder. Auch testen Interessierte gern erst einmal ein Leihfahrzeug, bevor sie viel Geld für ein mobiles Schlafzimmer in die Hand nehmen. Die Wocker-Brüder setzten dort an, wo sie Erfahrungen sammeln konnten.
„Mit unserem eigenen Wohnmobil kamen wir Ende vergangenen Jahres in Kroatien mit Leihcampern ins Gespräch“, sagt Daniel Wocker. „Viele meckerten über schlechte Webseiten, lange Wartezeit auf Rückmeldung oder abgewohnte Mobile.“ Das geht besser, dachte sich Daniel und besprach mit Bruder Cornelius das Geschäftsmodell.
Als Immobilien Hartmann sind die Wockers mit der Zentrale nahe dem Stadtbahnhof den Bingern seit Jahrzehnten ein Begriff. Auf dem Hof hinter der ehemaligen Kfz-Stelle haben die Leihmobile ihre Basis. Fünf sind bereits geliefert, drei weitere folgen.
Verschiedene Modelle des italienischen Ausbau-Spezialisten PLA haben die Geschwister im Angebot. Citroen-Boxer liefert für alle den Unterbau. Darauf sind Schlafkojen mit Lattenrost-Bett, Kochzeilen und Kühlschränke, kleine Bäder, Heizung und Klimaanlage, Markise und Radträger verbaut.
Buchungen liefen bereits ein, da stand die Neugründung noch in den Startlöchern. „Familienurlaub in Österreich und im Allgäu, an die holländische Küste, nach Frankreich an den Atlantik oder gern auch hinauf nach Skandinavien oder ein Konzert-Wochenende – die Palette ist extrem breit“, zählen Daniel und Cornelius Wocker Kundenziele auf.
„Die Zielgruppe ist weit gestreut“, sagt Cornelius Wocker. Von Gaulsheim über Waldalgesheim bis Wiesbaden reicht bislang die Nachfrage. Für hochalpinen Skiurlaub sollten Interessenten jedoch genau nachfragen. Kunden, die über das Drehkreuz Frankfurt oder den Hahn einfliegen, um per Camper das Mittelrheintal zu bereisen? Bislang Fehlanzeige. „Kann ja noch kommen“, sagen die Wockers.
Statt über globale oder europäische Campingbus-Vermieter gehen die Brüder über den Direktvertrieb. „Jede Vermittlung kostet ja in irgendeiner Weise Geld.“ Optimierte Google-Suche sei ihr Weg zum Kunden.
Zwischen 110 und 160 Euro täglich je nach Modell und Saison müssen Mieter kalkulieren. Dazu kommen einmalig 130 Euro, Mietkosten für Campingstühle, Geschirr oder Kindersitz und die Campingplatz-Gebühren.
Auf insgesamt 430 000 Euro beziffern die beiden Geschäftsführer die Investition in Flotte und Webseite mit Echtzeit-Buchung. „Wir wollten nicht lange fackeln, um auf jeden Fall die ersten Anbieter in Bingen zu sein“, kommentieren sie den schnellen Entschluss. Der nächste Mitbewerber sitzt in Planig bei Bad Kreuznach.
Spätestens nach zwei Jahren sollen die Fahrzeuge durch Abverkauf ersetzt werden. „So haben wir immer brandneue Modelle“, sagen die Wockers. Und: In zwei Monaten wollen sie ein zweigeschossiges Büro mit Zubehör-Shop im Hof eröffnen.