Wechsel an der Spitze der Anästhesie im Binger HGH
Nach 22 Jahren als Chefarzt der Anästhesie hat Karl-Heinz Leyser sein Amt an Olaf Lühker übergeben. Der eine wurde im Hildegardforum verabschiedet, der andere eingeführt.
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Bei der Übergabe des Ältesten Stadtsiegels (v.l.): Olaf Lühker, Karl-Heinz Leyser, OB Thomas Feser und Michael Osypka.
(Foto: Thomas Schmidt)
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BINGEN - Es dürfte nicht viele Führungskräfte geben, denen am Ende ihres Arbeitslebens ein derart herzlicher und respektvoller Abschied bereitet wird. Dr. Karl-Heinz Leyser, der frühere Chef der Anästhesie im Heilig Geist Hospital (HGH), bekam im Hildegardforum stehend von seinen Gästen Applaus, als er mit seiner Ansprache geendet hatte. Es war der Applaus von der Sorte, der von Herzen Danke sagt und in dem auch ein bisschen Wehmut mitschwingt. Dabei ist Leyser, wer ihn kennt, nicht der Typ für den großen Bahnhof. Er ist bei aller Expertise, Qualifikationen, Zertifikaten und medizinischen Errungenschaften vor allem eines jener seltenen Ärzteexemplare mit Humor und Selbstironie. Vor 22 Jahren trat er seinen Dienst im HGH als Chefarzt an, mit Krawatte, ein für einen Anästhesisten eher ungewöhnliches Kleidungsstück, wie er heute meint. Die Krawatte landete im Schrank, aber er trug sie nun verschmitzt zu seinem Abschied. Und als Dr. Ludwig Frick vorschlug, Leyser könne doch im Ruhestand vielleicht mit seinem Bootsführerschein das Kommando des Traumschiffs übernehmen, wenngleich der Posten des Kapitäns besetzt sei, entgegnete Leyser: wenn nicht Kapitän, so könne er es ja als Schiffsarzt versuchen.
Dr. Olaf Lühker trat zum 1. Januar Leysers Nachfolge an (wir berichteten). Als Ärztlicher Direktor bleibt Leyser aber bis auf weiteres im Amt. Von daher ist die Zäsur geschmeidig wie Butter und alle Redner zeigten sich auch froh darüber. „Wir brauchen Sie noch“, sagte HGH-Geschäftsführer Michael Osypka. Dies sei auch eine Form der Wertschätzung. Gerade als Ärztlicher Direktor übernehme Leyser eine hohe Verantwortung für das gesamte Haus und habe sich auch in schwieriger Zeit für die Belange des HGH eingesetzt. Er sei ein „aufrichtiger, ehrlicher und differenzierter Kollege“. Menschlichkeit vereine sich bei ihm mit sozialer Kompetenz. Nachfolger Dr. Lühker bescheinigte Osypka „beste fachliche Voraussetzungen“. Er sei kompetent und komme im HGH gut an.
Dr. Ludwig Frick blickte kurzweilig auf Leysers Laufbahn. Leyser habe seine Abteilung „mit großer Kraft zukunftsfähig gemacht.“ Zugleich sei er stets Moderator zwischen den Disziplinen gewesen. Als die schwarze Wolke der Insolvenz über dem HGH schwebte, sei das Haus mit seinem Ärztlichen Direktor zu einer Schicksalsgemeinschaft geworden.
Leyser erinnerte daran, dass er fast auf den Tag genau vor 22 Jahren im Kulturzentrum seine Antrittsrede hielt. Auch er ging auf das Krisenjahr 2012 ein und verwies darauf, dass alle im HGH trotz der unsicheren Situation damals die medizinische und pflegerische Versorgung uneingeschränkt aufrecht erhalten haben. Dem neuen Träger, der Marienhaus GmbH, bescheinigte er einen fairen Umgang und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Das HGH sei auf einem guten Weg in die Zukunft. „Ich habe keinen Tag bereut.“
In seiner Doppelfunktion als Stiftungsratsvorsitzender des HGH und Oberbürgermeister sprach auch Thomas Feser ehrende Worte. Leyser sei zu einem Teil Bingens geworden. Wichtige Beiträge habe er in die Krankenhausleitung eingebracht. Er habe sich um die Gesundheitsversorgung in der Stadt große Verdienste erworben. Leyser wurde deshalb mit dem Ältesten Stadtsiegel in Silber ausgezeichnet.
Der Vorsitzende des Förderkreises, Männi Heil, sprach von einer „guten Zusammenarbeit zum Wohl des HGH“. Viel Anerkennung gab es auch von der Mitarbeitervertretung und natürlich vom eigenen Team.
Und dann war es an Karl-Heinz Leyser zu loben: Er führte offiziell Olaf Lühker in sein Amt ein. Sein Nachfolger sei bestens auf alle Herausforderungen vorbereitet. Lühker sei zudem freundlich und aufgeschlossen. Der neue Chef der Anästhesie dankte vor allem seinen Mitarbeitern für die freundliche Aufnahme. Er gab einen kleinen Einblick in die komplexe Arbeit der Abteilung und die anstehenden Herausforderungen. Er freue sich auf viele lebhafte Diskussionen und eine spannende Zusammenarbeit.