Von HiFi über WiFi zu LiFi – Wie Licht Daten transportiert
Die Kinderhochschule der TH Bingen stillt die Neugier des Nachwuchses auf kindgerechte Weise. Wer die TH als Kind kennenlernte, kommt mit dem Abi in der Tasche gern wieder.
Von Christine Tscherner
Linus, Christopher und Tilman (v.l.) probieren sich unter Anleitung von Professor Frank Ellrich am Morse-Alphabet.
(Foto: Tscherner)
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BINGEN - Von wegen auf dem Campus herrscht in den Ferien Flaute: Die Binger TH bringt mit der Kinderhochschule Leben in Labore. Auch in diesen Herbstferien stehen wieder Experimente und Vorlesungen für künftige Studenten auf dem Plan. Vieles klingt neu, ist nicht aus vergangenen Semestern aufgewärmt.
Bei Professor Frank Ellrich wäre Aufbrühen auch gar nicht möglich. Der Experte für Nachrichtentechnik und Terahertz-Technologie ist erst seit dem vergangenen Jahr an der TH. Digitale Signalverarbeitung ist das Spezialgebiet des Bad Kreuznachers. Was eigentlich viel zu kompliziert klingt für Zehnjährige, muss schlau heruntergebrochen werden.
„Youtube aus der Deckenlampe“ hat Ellrich seine Schnuppervorlesung getauft. Dahinter verbirgt sich eine Einführung in „LiFi“, die Datenübertragung durch Licht. Eine Stunde lang tauchen sechs Kinder mit dem jungen Professor in die Technikwelt ab.
„Wir haben zu Hause Alexa, die das Licht anknipst“, sagt ein Junge vom Mainzer Rabanus-Maurus-Gymnasium. Sein Sitznachbar geht am SGG in die fünfte Klasse. Linus, der Jüngste, besucht die Büdesheimer Grundschule und „mag Experimente besonders“. Sie bilden die Jungengruppe beim Morsen.
Die Mädchen, Denise aus Kirchberg, Lisa-Marie und Juliana, denken sich Tiernamen aus. Mit Taschenlampen und dem Morse-Alphabet auf den Knien legen die Kinder im Labor los.
Ellrich hat zuvor Begriffe eingeführt: Was ist analog, was digital? Wie übersetzen Telefone die Stimme in Schwingungen? Linus darf Flötentöne pusten. Wellenberge zeichnen sich auf dem Bildschirm ab. Je nach Tonhöhe sind sie lang oder kurz.
Über HiFi und WiFi zu LiFi (Light Fidelity) geht es im Sauseschritt zu der brandneuen Lichttechnik für sichere Datenübertragung. In ein Holzgestell im Büdesheimer Labor sind Lampen montiert. „Das menschliche Auge nimmt die Signale gar nicht wahr.“ Aber das Licht kann Daten extrem schnell und noch dazu abhörsicher transportieren.
2011 hat ein deutscher Forscher den LiFi-Begriff geprägt. Er steht für Verfahren der optischen Datenübertragung im Vergleich zum funktechnisch realisierten WLAN.
Nachwuchs Lust auf Technikthemen vermitteln, das ist Ziel der Wissenshappen in der Ferienzeit. Die Kinderhochschule läuft in der 28. Staffel. Von Vanilleeis mit Stickstoff bis zum Klassiker Roboter-Workshop reicht das eigens für Kinder konstruierte Programm.
Fünf Veranstaltungen laden noch bis zum 10. Oktober zum Experimentieren ein. Acht- bis Zwölfjährige gehören zur Zielgruppe. Naturwissenschaften und Technik stehen im Mittelpunkt der MINT-Hochschule.
Aus gutem Grund wirbt die TH um clevere Köpfe: Zum neuen Wintersemester startet die Hochschule mit „Smart Systems Engineering“. Der neue Studiengang soll im Zuge der Digitalisierung intelligente Lösungen für die Zukunft entwickeln. Moderne Informations- und Kommunikationstechnik wird miteinander verzahnt. Der schlaue Kühlschrank mit Order-Funktion ist längst zum Paradebeispiel für Praxisanwendungen geworden.
Bis Fünftklässler das Studienalter erreicht haben, dauert es zwar noch ein paar Jahre. Aber die Erfahrung zeigt: Wer die Hochschule als Kind kennenlernte, kommt mit dem Abi in der Tasche gern wieder.