Die Bildungseinrichtung reagiert auf die aktuelle Situation. Erste Kurse finden bereits im virtuellen Raum statt.
Von Sören Heim
Maria Lafuente López-Seiter koordiniert die Angebote auf der vhs.cloud, Daniel Hecht spielt Saxophon.
(Foto: VHS Bingen)
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BINGEN - Im normalen Alltag ist in der Binger Volkshochschule unter der Woche immer richtig viel los. Auf drei Etagen findet Unterricht statt, hunderte Menschen gehen hier jeden Tag ein und aus. Klar, dass mit dem vermehrten Auftreten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland auch hier der Betrieb eingestellt werden musste. Doch das heißt nicht, dass die Arbeit ruht. Nein, die VHS hat sich rasch auf die Ausnahmesituation eingestellt und bereits in den vergangenen beiden Wochen ist es ihr gelungen, das komplette Programm der Musikschule in den virtuellen Raum zu verlagern.
Ein Kraftakt, wie VHS-Leiter René Nohr erklärt, und einer, der besonders VHS-Dozentin Maria Lafuente López-Seiter alles abverlangte. Denn die Expertin für das virtuelle Lernprogramm vhs.cloud führte in Crashkursen alle Musiklehrer im Vorfeld in das System ein.
Ein Kraftakt, der sich aber auch langfristig lohnen werde, so wiederum Nohr: „Was wir sonst vielleicht über mehrere Jahre Schritt für Schritt vorangetrieben hätten, ist jetzt innerhalb weniger Wochen gelungen. Fast das ganze VHS-Programm könnte theoretisch derzeit bereits online durchgeführt werden, wenn Schüler und Lehrende dabei mitmachen“. Man könnte meinen, gerade für die Musikschule gebe es hohe Hürden, Unterricht online zu gestalten. Denn schließlich verlangt der Musikunterricht gemeinsames Üben und ganz besonders den unmittelbaren Kontakt zwischen Lehrern und Schülern. Aber das System vhs.cloud ist ein sehr vielfältiges: Es ermöglicht nicht nur eine stabile Videophone-Verbindung mit guter Klangqualität und dabei auch Konferenzschaltungen mit mehreren Teilnehmern. Gleichzeitig können auch Dokumente online gespeichert werden und sind für alle Schüler abrufbar. Ein Chat, über den Textnachrichten ausgetauscht werden, komplettiert das Paket. So können dann etwa im Musikunterricht gemeinsames Spiel, Korrekturen und Notenstudium ineinandergreifen, auch Notizen können gemeinsam verfasst werden.
Und was in der Musikschule klappt, sollte für den Rest der VHS dann doch eigentlich ein Kinderspiel sein? Tatsächlich, erzählt Nohr weiter, seien schon etwa 50 Kurse online verfügbar. Vom Philosophiecafé über Pilates, Yoga und Kochkurse bis hin zu spezialisierten Kursen, die rund um die Corona-Pandemie informieren, steht bereits ein breites Angebot in der vhs.cloud. Auch die Schulabschluss-Kurse, die ja gerade in die heiße Phase gehen, werden online weitergeführt, und die Sprachkurse der VHS blicken bereits auf längere Online-Erfahrung zurück. Denn ganz neu ist das System vhs.cloud nicht. Dosiert eingesetzt wird es bereits seit April 2018.
„Es ist sicher eine schwere Zeit im Moment für alle“, sagt Nohr. „Aber ich bin ein natürlicher Optimist. Ich denke, diese Erfahrung wird die VHS verändern, und wir tun alles, damit das eine Veränderung zum Besseren wird.“ Denn auch, wenn die Corona-Pandemie irgendwann überstanden ist, soll das Cloud-System eine deutlich stärkere Rolle im Alltag der Volkshochschule spielen. Klar, Präsenztermine seien nötig und hilfreich, sagt Nohr, doch könne man sich je nach Kurs und Vorlieben der Teilnehmer ganz unterschiedliche Mischsysteme vorstellen. Wer Lust habe, könne sogar aus dem Urlaub mitlernen.
Um schon mal einen Vorgeschmack auf die neue digitale VHS zu geben und vielleicht auch neue Interessierte zu gewinnen, hat die Volkshochschule auch die Schnupperkurse derzeit ins Netz verlegt. Seit dem 30. März wird jeden Tag um 17 Uhr eine Unterrichtseinheit aus der Cloud auf den YouTube-Kanal der VHS gestreamt, wo Interessierte das System hautnah miterleben können. Der Titel der Initiative: #insidevhs. Und als besonderer Höhepunkt wird immer mittwochs ab 18 Uhr ein Musikschulkonzert für die Freunde der VHS online dargeboten.