Viele Helfer pflanzen „Essbare Stadt“ auf Binger Schlossberg
Mangold, Erdbeeren, Salat, daneben frische Kräuter wie Petersilie und Schnittlauch. Das Urban-Gardening-Team ist in vollem Gange, und erklärt, was man nicht zusammen pflanzen darf.
Von Jochen Werner
Die zwölfjährige Eva (v.l.), Marcus Quint und Brigitte Göbel beim Setzen von Rotkohl rund um die Bohnenstangen herum.
(Foto: Jochen Werner)
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BINGEN - Ein viel schönerer Garten für die „Essbare Stadt“ wie die Riedel-Ruhe auf dem Binger Schlossberg lässt sich von der Lage her schwerlich vorstellen. Erst recht, wenn, wie bei der großen Frühjahrspflanzaktion, die Sonne scheint und die mit viel Spaß werkelnden Helfer belohnt. Am Samstag war Reparieren, Säubern, Ordnen, Harken und Pflanzen angesagt. Ein Regenfass musste ersetzt werden. Damit der Garten auch im vierten Jahr im Sommer wieder die Binger mit seinen Pflanzen verwöhnt.
Salat, Mangold, Schnittlauch und Petersilie, Rot- und Weißkohl: Das sind nur einige der Pflanzen, die gesetzt oder ausgesät wurden. Die Sträucher, an denen im Sommer die Beeren locken, stehen sowieso. Eine Erdbeere blühte sogar schon. Nur einige Bohnenstangen waren verschwunden, wurden aber entweder wiedergefunden oder waren verrottet. Brigitte Göbel wusste genau, was zu tun war. Wie Dr. Marcus Quint und Tanja Lauterbach ist sie von Anfang an Teil des Binger Urban-Gardening-Teams, gründete die Initiative mit.
Obst, Kräuter und Gemüse statt Blumen und Büsche. Das funktioniert in Bingen sogar ohne Zaun. In diesem Jahr wird zum ersten Mal ein kleines Stück freigehalten für Mitbürger, die selbst etwas säen oder anbauen wollen. „Wir haben im letzten Jahr gesehen, dass einige Leute das bereits gemacht haben und zusätzlich Schilder aufgestellt haben“, sagte Göbel und freute sich, dass das Projekt so gut ankommt. Klar, dass viele Kinder kommen, wenn die Beeren reif sind. Aber auch die „einfachen“ Kräuter wie Schnittlauch und Petersilie, dazu Salat, Rhabarber und Kohlrabi, „die gehen immer!“, so die Fachfrau. Erfahrungen aus den ersten Jahren helfen bei der Neupflanzung. Kohl und Bohnen etwa, das passt zusammen. Was nicht funktioniert, sind Gurken und Bohnen in unmittelbarer Nachbarschaft.
Überhaupt: Viele, die kein fester Bestandteil der Initiativgruppe sind, packen trotzdem mit an, säubern unter der Woche das Gelände. Auch deshalb können sich alle über den Garten freuen, funktioniert die „Essbare Stadt“ in Bingen. Nur ein einziges Mal habe man bisher die Hinterlassenschaften eines Hundes vorgefunden, erinnerte sich Brigitte Göbel. Die positiven Reaktionen würden bei Weitem überwiegen, „vor allem Touristen sind oft völlig begeistert“.
Spontan von der Aktion im Internet gelesen
Zur Frühlingspflanzaktion stellten sich auch wieder neue Helfer ein. Antje Stoppelkamp etwa. Sie kam spontan, „weil ich es heute Morgen im Internet gelesen habe“, erklärte sie, wollte mal gucken, ob sie das, was sie vor Jahrzehnten bei Mama und Papa getan hatte, heute unter fachkundiger Anleitung vervollkommnen konnte. Oder Eva, mit zwölf Jahren die jüngste Helferin, die anfangs noch etwas skeptisch war, dann aber doch viel Spaß hatte.
Auch in Büdesheim wird es wieder einen „Essbaren Campus“ geben, dazu werden in der Innenstadt etwa Mitte oder Ende Mai die Blumenkübel mit Gemüse und Kräutern bepflanzt, wenn das Gartenamt die Winterblumen entfernt hat. Dann dürfen sich Binger und Touristen auf Tomaten und Auberginen direkt vor der Haustür freuen. Im Herbst wird das Ergebnis dasselbe sein wie in jedem Jahr seit 2016. „Bisher war immer alles weggeerntet“, weiß Göbel um die Unterstützung, die viele Bürger durch die essbare Stadt erfahren.