Das Quartiersmanagement in Bingerbrück erhält Lob von allen Seiten. Das Programm „Soziale Stadt“ hat viele Veränderungen angestoßen. Jetzt sollen Betriebe mit ins Boot.
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Die Nahe trennt zwei Welten. Während in der Innenstadt die Quartiersentwicklung unter mangelndem Engagement leidet, ist die Bereitschaft zur Mitwirkung in Bingerbrück hoch.
(Archivfoto: Honrath)
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BINGERBRÜCK - Dunkle Gewitterwolken über der Innenstadt, eitel Sonnenschein in Bingerbrück. Das ist in der Sprache der Meteorologen ausgedrückt so in etwa der Unterschied, der sich derzeit bei der Quartiersentwicklung in beiden Stadtteilen wahrnehmen lässt. Während in der Innenstadt das Quartiersmanagement viele zum Jagen tragen muss und der Verfügungsfond sogar wegen Desinteresses beerdigt wurde (wir berichteten), scheinen sich die Aktivitäten und Ereignisse in Bingerbrück im positiven Sinn zu überschlagen. Zumindest bleibt dieser Eindruck nach dem jüngsten Zwischenbericht von Quartiersmanagerin Juliane Rohrbacher in der Erinnerung haften.
Leuchtturmprojekte und Engagement
Die erhoffte Belebung in der Innenstadt speist sich aus dem millionenschweren Förderprogramm „Aktive Stadtzentren“. In Bingerbrück ist das nicht minder gewichtige Konzept „Soziale Stadt“ der Motor. Städtebaulich dicke Brocken werden in den kommenden Jahren über das Programm finanziert. Der Umbau des Alten Rathauses zum Stadtteilzentrum, die Sanierung des Venarey-les-Laumes-Platzes und die Einrichtung eines Familienzentrums an der Hildegardisstraße. Das sind die sogenannten Leuchttürme. Aber in den Leuchttürmen wiederum wimmelt es vor Leben. Denn dem Programm „Soziale Stadt“ liegt genau wie „Aktive Stadtzentren“ der Gedanke zugrunde, dass eine nachhaltige Belebung des Stadtteiles nur möglich ist, wenn auch die Bevölkerung engagiert mitzieht. Nur so, besagt die Theorie, lasse sich Wohn- und Aufenthaltsqualität erhalten, und nur so können gewachsene Siedlungsstrukturen vor dem Ausbluten, vor Leerstand und Wegzug vor allem der jungen Bevölkerung bewahrt werden.
Das kollektive Anpacken und Mittun zu koordinieren, ist eine zentrale Aufgabe des Quartiersmanagements. Juliane Rohrbacher zeigte im Planungsausschuss die vielfältigen Aktivitäten in und mit der Bevölkerung auf. Das war schon mal eine lange Liste, aber bei Weitem nicht alles, wie die Lektüre des Zwischenberichtes zeigt.
Sozialdemokrat Ralf Lippert, selbst aus Bingerbrück, unterstrich, der Bericht bilde durchweg die Realität ab. Dies zeigten ihm die vielen positiven Rückmeldungen aus den Vereinen und der Bevölkerung. „Wir sind auf einem guten Weg“. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung funktioniere. „Und wenn etwas gut läuft, dann sollte man es auch mal sagen“, so Lippert.
Der Sprung auf den „fahrenden Zug“
Auch Roland Böse (Grüne) attestierte eine „sehr positive Bewertung“. Das Quartiersmanagement sei im Stadtteil und zu den Koordinierungsstellen gut vernetzt. Deutlich sei zu erkennen, dass die Bingerbrücker diese Entwicklung wollen und unterstützen. Das Förderprogramm sei wie ein fahrender Zug, auf den alle aufspringen. Juliane Rohrbacher hatte unter anderem zahlreiche Gespräche mit Bewohnern und Gruppen erwähnt, die dazu dienten, Anliegen und Ideen zusammenzutragen. Ein Instrument, Wünsche umzusetzen, ist der jährlich mit 10 000 Euro dotierte Verfügungsfond, durch den 50 Prozent der Kosten von Aktionen und Events unterstützt werden. In diesem Zusammenhang wurde in der Bevölkerung kritisiert, dass Akteure zunächst komplett in Vorlage gehen müssten und erst hernach anteilig die Kosten erstattet werden. Dies soll nun durch die Gründung eines eigenen Stadtteilvereins behoben werden, über den die Kosten abgewickelt werden.
Viele Veranstaltungen und Feste wurden über das Quartiersmanagement organisiert. Als „Dreh- und Angelpunkt“ hat sich dabei inzwischen das Café Zwozwo erwiesen. Da nun der Umbau des Alten Rathauses näher rückt, wurde vereinbart, dass das ZwoZwo als Zwischenlösung eine Bleibe in der Cafeteria der evangelischen Kirche bekommt. Inzwischen gibt es ein eigenes Logo, eine Stadtteilzeitung und auch gedrucktes Informationsmaterial. Ein nächster wichtiger Schritt wird sein, ein Unternehmensnetzwerk aufzubauen. Ziel dabei ist, den Standort wirtschaftlich zu sichern und auch Neuansiedlungen möglich zu machen.