In einer knappen Stichwahl setzt sich der amtierende Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU) in Bingen gegen seinen Konkurrenten Michael Hüttner (SPD) durch.
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BINGEN - Thomas Feser (CDU) bleibt Oberbürgermeister der Stadt Bingen. In der Stichwahl verteidigte er seinen Posten mit 51,4 Prozent gegen Michael Hüttner (SPD), der 48,6 Prozent verbuchen konnte. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,75 Prozent. Zur Wahl aufgerufen waren 20.426 Binger.
Der Wahlabend war ein echter, wenn auch nur kurzer Nervenkrieg. Im Sitzungssaal der Burg Klopp, wo die Ergebnisse aus den Wahllokalen einliefen, hätte man eine Stecknadel fallen hören. Um 18 Uhr schlossen die Wahllokale, um 18.18 Uhr bereits war als erstes Gaulsheim ausgezählt: Feser 54,8, Hüttner 45,2 Prozent. So sollte es aber ganz und gar nicht bleiben. Die eintrudelnden Ergebnisse glichen einer Achterbahnfahrt. Der schwarze Balken von Feser und der rote von Hüttner lieferten sich in der Gesamtansicht der prozentualen Stimmenverteilung ein regelrechtes Tauziehen. Mal lag der eine vorne, mal der andere und zeitweise stand es sogar exakt fifty-fifty. Den Ausschlag für Feser gab schließlich die Briefwahl, mit ihren traditionell eher älteren und konservativen Wählern.
Zum Schluss hieß es noch warten auf den Bezirk Scharlachberg Realschule plus. Aber da machte bereits als Flüsterpropaganda die Runde, dass es Feser, egal wie es jetzt komme, bereits geschafft habe. Stimmengemurmel wurde laut und mündete schließlich in Applaus.
Michael Hüttner (SPD, links) gratuliert dem neuen und alten Binger Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU) zum Wahlsieg.
(Foto: Thomas Schmidt)
Hüttner sprach von einem „hervorragenden Wahlkampf“
„Oh, Mann!“, rief der erleichterte alte und neue Oberbürgermeister aus. „Ich freue mich riesig über dieses Ergebnis. Es zeigt mir, dass viele Menschen mit meiner Politik einverstanden sind“, sagte Feser. Der frisch gekürte Oberbürgermeister übte aber auch Kritik am Wahlkampf, der unsachlich gewesen sei. „Es war natürlich klar, dass es eng werden wird. Ich hoffe jetzt, wenn erst der Pulverdampf verraucht ist, dass wir alle zur Sachlichkeit zurückfinden.“ Der von der Ampelkoalition angestrebte politische Wechsel habe nicht funktioniert. „Wir müssen nun wieder die Themen der Stadt in den Mittelpunkt rücken.“ Der Wahlkampf seiner Mitbewerber sei weitgehend und ausschließlich gegen seine Person gerichtet gewesen. „Dieser Stil muss sich ändern“, forderte Feser. Aber auch er selbst nehme aus den letzten Wochen mit, dass er stärker in den Stadtteilen präsent sein müsse, um politische Inhalte zu vermitteln. Nun werde er nach anstrengenden Wochen aber erst einmal „durchschnaufen“.
Michael Hüttner sprach von einem „hervorragenden Wahlkampf“, den seine Mannschaft und dann auch im Verbund mit den Grünen geführt habe. Er habe an der Urne, in den Wahlbezirken, überzeugen können, leider sei dies nicht bei den Briefwählern mehrheitlich gelungen. Angesprochen auf die nun schwierige Konstellation im Stadtrat mit einer mehrheitsführenden Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP einerseits und einem christdemokratischen Oberbürgermeister andererseits, meinte Hüttner, hier sei in erster Linie der Oberbürgermeister gefordert, einen Weg der Zusammenarbeit zu finden. „Er muss mehr kommunizieren. Vielleicht ändert sich das ja.“ Es gehe darum, einen gemeinsamen Weg zu suchen. Auch Hüttner sprach von einem „extrem unangenehmen Wahlkampf“, der das Verhältnis zueinander belastet habe.