NEUER STUDIENGANG
Zum Wintersemester wird es an der TH Bingen einen neuen Studiengang geben. „Das ist die Antwort auf Digitalisierung und 4.0“, sagt TH-Präsident Professor Klaus Becker. „Smart Systems Engineering“ ist ein Kind aus den Fachbereichen Informatik und Elektronik. Es handelt sich um einen Bachelor-Studiengang, der eine anwendungsbezogene Ausbildung auf wissenschaftlicher Grundlage bietet. Mit dem drei-semestrigen Masterstudiengang Elektrotechnik beziehungsweise Informatik wird eine wissenschaftliche Weiterqualifikation mit einem Master-Abschluss an der Technischen Hochschule Bingen angeboten. Viele Studierende, sagt Becker, stiegen aber bereits nach dem Bachelor ins Berufsleben ein. Der Bedarf an qualifizierten Kräften in der Industrie ist groß.
BINGEN - Seit vielen Jahren wird auf dem Campus davon geträumt. Zwischendurch gab es auch mal ein böses Erwachen, aber jetzt deutet alles darauf hin, dass der Traum vom dritten Bauabschnitt handgreiflich Wirklichkeit werden könnte. Denn Pläne schmieden ist das eine; sie auch finanzieren das andere. Derzeit sieht es ganz danach aus, dass es die Erweiterung mit einem Audimax, einem Multifunktionsbereich samt Ausstellungsflächen in den nächsten Doppelhaushalt des Landes schaffen könnte. „Die Baumaßnahme wird voraussichtlich in die parlamentarischen Beratungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 eingebracht werden. Letztlich entscheidet der parlamentarische Gesetzgeber über die Bereitstellung der Haushaltsmittel“, erklärt Pressesprecherin Claudia Renner vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) auf AZ-Anfrage. Der LBB ist mit dem Projekt betraut und managt die gesamte Umsetzung.
Mündliche Zusage des Ministeriums
Das Geld war bislang die eigentliche Hürde und sie wird es auch bis zu dem definitiven Parlamentsbeschluss bleiben. „Die mündliche Zusage des Ministeriums haben wir“, sagt TH-Präsident Professor Klaus Becken gegenüber der AZ. An den Plänen selbst jedenfalls wird es nicht mehr liegen; die sind ausgearbeitet. „Die Vorplanung wurde erstellt und befindet sich in der Prüfung und Abstimmung. Anschließend wird die haushaltsrechtlich maßgebliche Detailplanung (fachlich: Haushaltsunterlage - Bau -) erstellt und dem zuständigen Finanz- und Bauministerium zur Genehmigung vorgelegt“, so Renner.
Auf mehrere Millionen Euro muss das Gebäude taxiert werden. Zu den genauen Kosten kann der LBB derzeit noch keine Angaben machen. Entstehen soll es neben dem Gebäude 5 und der Mensa, in schräger Linie gegenüber dem Gebäude der Hochschulleitung.
Einzig absehbarer Wermutstropfen ist derzeit, dass es jetzt wohl nichts mehr mit der Eröffnung 2020 werden wird. Angesprochen darauf, dass Präsident Becker bei der 120-Jahr-Feier die Gäste bereits zur Eröffnung am 20. Oktober 2020 eingeladen hat, orakelt die LBB-Pressesprecherin: „Ab dem Beginn der Bauarbeiten ist mit einer Bauzeit von rund 28 Monaten zu rechnen. Hinzu kommen rund vier Monate für Abnahmen und die technische Einregulierung.“ Das Problem bei dieser Aussage ist, dass derzeit keiner sagen kann, wann denn die Bauarbeiten beginnen werden.
Aus Sicht der TH lieber heute als morgen. Das Gebäude gilt seit Jahren schon als dringend erforderlich, um den Raumbedarf der stetig wachsenden Hochschule zu decken. Allein dass die Mensa immer um- und ausgeräumt werden muss, wenn größere Veranstaltungen anstehen, ist eine mehr als umständliche und zuweilen auch ärgerliche Behelfslösung.
Bis das neue Audimax dieses Problem behebt, können sich alle damit trösten, dass es baulich auf dem Campus an anderer Stelle vorangeht. Das Gebäude 11 auf dem Telekomgelände, in Nachbarschaft der neuen Kita, verwandelt sich derzeit. Dort wird es ein Akustiklabor, ein Graduierten- und das neue Mint-Zentrum geben. „Zum Wintersemester wollen wir das Gebäude einweihen“, sagt Becker.
In der vorlesungsfreien Zeit werden die Bauarbeiter auch in der Bibliothek anrücken. Das Arbeitsziel lautet: Zentrum der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Der Bibliotheksbereich wird komplett umgestaltet werden. Zum Wintersemester soll auch hier die neue Zeit beginnen. Becker schwebt vor, dass der Bereich so auch zu einem studentischen Treffpunkt werden und dem wissenschaftlichen Austausch dienen könnte. Übrigens bei immer geringer werdendem Platzbedarf für die eigentlichen Bewohner der Bibliothek, die Bücher nämlich.
Seit Jahren ist die TH kräftig dabei, Zug um Zug auf digitale Medien umzustellen. 250 000 Euro wurden bereits in digitale Literatur investiert. Die Verlage lassen sich diesen Luxus durch Lizenzgebühren auch saftig bezahlen. „Aber wenigstens gibt es dann auch keine Eselsohren auf den Seiten mehr“, sagt Becker augenzwinkernd. Der ernste und zugleich vielversprechende Aspekt in diesem Zusammenhang heißt Kooperation. Der Brückenschlag mit der Mainzer Universitätsbibliothek eröffnet gerade im Zeitalter der Digitalisierung attraktive Möglichkeiten, indem Bestände gemeinsam genutzt und auch leichter ausgetauscht werden können. Da trifft es sich gut, dass mit dem Hochschulzukunftsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz Kooperationen und damit Synergien unter den Hochschulstandorten des Landes höchst erwünscht sind.