Schon in Büdesheim hatte Tanja Brinkhaus-Bauer mit innovativen, verbindenden Konzepten auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt wurde sie in Bingen offiziell in ihr neues Amt eingeführt.
Von Christine Tscherner
Mit offenen Armen ist Tanja Brinkhaus-Bauer in Bingen empfangen worden. Ihr Vorgänger Olliver Zobel führte sie als Dekan ins Amt ein.
(Foto: Christine Tscherner)
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BINGEN - Ein Umzug nur über den Rochusberg: Für ihre neue Pfarrerin Tanja Brinkhaus-Bauer braucht die evangelische Johanneskirchengemeinde wahrscheinlich kaum Eingewöhnung. Denn die 49-jährige Nachfolgerin von Olliver Zobel ist im September von der Christusgemeinde in Büdesheim nach Bingen gewechselt. Mit einem feierlichen Gottesdienst samt Einsegnung ist die gebürtige Hessin nun begrüßt worden. Als Dekan führte der „alte“ Pfarrer Olliver Zobel dabei seine Nachfolgerin im Amt ein.
Viele Binger kennen Brinkhaus-Bauer als „die Pfarrerin mit den Joggingschuhen“, initiierte sie doch die wöchentlichen Kirche-in-Bewegung-Treffen, bei dem gemeinsame Laufeinheiten mit leichter spiritueller Kost verbunden werden. Dieses Konzept beschreibt wahrscheinlich am besten, was die Pfarrerin ausmacht: Neue Wege wagen, um Gemeinschaft zu stiften und Gottesbegegnung zu ermöglichen. Gerne ließen die Büdesheimer ihre engagierte Pfarrerin deshalb auch nicht ziehen. 13 Jahre lang hatte sie auf einer halben Stelle für die Christusgemeinde gearbeitet. Nun bot sich ihr die Chance, in unmittelbarer Nähe eine volle Stelle anzutreten. Also raus mit der fünfköpfigen Familie aus dem Dietersheimer Reihenhaus und hinein in das große Pfarrhaus direkt neben der Johanneskirche.
Ob in Büdesheim oder Bingen – Seelsorge und Begleitung von Menschen in herausfordernden Situationen bleiben für die Pfarrerin Kernaufgaben. Dafür hat sie zusätzlich eine dreijährige Ausbildung absolviert. Auch geistliche Exerzitien im Alltag kann sie sich für die Zukunft vorstellen. Denn die „Sehnsucht des Einzelnen nach Gottesbegegnung“ brauche Raum.
Die Stimme der Kirche ist ihr wichtig für eine gute Zukunft der Gesellschaft. Und dort, mitten in der Gesellschaft, engagiert sich Tanja Brinkhaus-Bauer auch. Als frisch gewähltes Mitglied im Kuratorium der Binger Volkshochschule hat sie bereits erste Weichen gestellt: Kirchenpräsident Dr. Volker Jung wird im nächsten Jahr einen Vortrag in Bingen zu Digitalisierung und Ethik halten.
Das Verbindende, über den Tellerrand der Kirche Hinausreichende, hat sie bereits während ihrer Büdesheimer Jahre erprobt, engagierte sich bei Flüchtlingshilfe, Handarbeitskreis, Pfadfindern, Sternsingern, Nacht der Lichter, Seniorenarbeit sowie Kinder- und Jugendangeboten und inzwischen auch als Jugendpfarrerin im Dekanat Ingelheim-Oppenheim.
Auch für überregionale und ökumenische Projekte hat Tanja Brinkhaus-Bauer ein gutes Gespür. Für den Kirchenvorstand scheint sie die Wunschkandidatin gewesen zu sein. Zumal sie ein dickes Plus vorweisen kann, das sich nicht erlernen lässt: Ökumene bedeutet auch familiär für Brinkhaus-Bauer Alltag. Sie ist nicht nur mit einem Katholiken verheiratet, sondern auch ihre Eltern und Großeltern lebten den Konfessionsmix vor. Im katholisch geprägten Bingen wirkt so ein Stammbaum für eine evangelische Pfarrerin ideal.
Die Büdesheimer Christusgemeinde wiederum steht nun vor der Herausforderung, die große Lücke zu schließen, die Brinkhaus-Bauer mit ihrem Abgang hinterlassen hat. Die Stelle ist im Amtsblatt der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau (EKHN) ausgeschrieben. Vor 2020 ist kaum mit einer Besetzung zu rechnen. Deshalb müssen Aufgaben in der Gemeinde neu geordnet werden und kurzfristig auch ausfallen: Die Konfirmanden-Vorbereitung übernimmt Pfarrerin Mutzek zusammen mit dem Gemeindepädagogen Paul Nicolay und dem Konfi-Team. Für Gottesdienste, Taufen und Beerdigungen soll ein Vertretungspfarrer aus dem Dekanat einspringen. Administrative Arbeiten wollen die Kirchenvorstände untereinander aufzuteilen.
In Bingen ist Brinkhaus-Bauer mit Bibeltexten, Orgelklang und Gebeten in ihre neue Aufgabe gestartet. Anschließend ging es zum Empfang ins Gemeindehaus.