Eine Mobilitätsstation für 80 Fahrräder am Binger Hauptbahnhof soll Wirklichkeit werden. Die überdachten Plätze bieten Lademöglichkeiten, Schließfächer und eine Zugangskontrolle.
EINIGES UNTER EINEM DACH
Eine Mobilitätsstation ist eine verkehrsmittelübergreifende Station, die die verschiedenen Verkehrsmittel des Umweltverbundes (z. B. Fuß-, Radverkehr, Car-Sharing und ÖPNV) überdurchschnittlich miteinander verknüpft. Dazu gehören Maßnahmen zur Erhöhung der Fußverkehrsqualität (z. B. Verbesserung des Haltestellenzugangs) im Umfeld der Mobilitätsstation.
Auf dieser Grundlage wurde die Planung der Mobilitätsstationen in Bingen bisher betrieben. Konkret geht es bei der Station am Hauptbahnhof um gesicherte überdachte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Neben der Überdachung und den sicheren Abstellanlagen sind eine Beleuchtung und elektronische Zugangskontrollen erforderlich. Lademöglichkeit für E-Bikes, Schließfachanlagen und Reparaturstationen ergänzen den Service für den Nutzer. Zusammen sind diese Faktoren entscheidend für die Akzeptanz der Station und damit für den Umstieg auf den ÖPNV und die Verringerung des CO2-Ausstosses
Aus der Verwaltungsvorlage
BINGEN - Die Fraktionen haben sich in Bewegung gesetzt und bringen das Projekt einer Mobilitätsstation am Hauptbahnhof voran. Der Bauausschuss mit dem nachfolgenden Segen des Stadtrates hat die Verwaltung beauftragt, die weiteren Planungsleistungen auszuschreiben und mit der Bahn wegen der Grundstücksnutzung einig zu werden. Entstehen soll ein Rundbau für 80 Fahrräder in Doppelstockanlagen, begleitet von weiteren baulichen Feinheiten, um den Umstieg auf den ÖPNV schmackhaft zu machen (Info-Kasten).
Das ist natürlich wie bei allen städtischen Ambitionen nicht ganz billig. Die Kosten sind auf rund 255 000 Euro veranschlagt. Glück im Unglück für die Stadtkasse: Zuschüsse in Höhe von 155 000 Euro stehen in Aussicht, sodass Bingen unterm Strich rund 100 000 Euro zahlen muss. Die Bahn erwartet die Bauarbeiten zwar in großer Vorfreude, gibt aber keinen Cent dazu.
Es war klar, dass diese Debatte im Ausschuss nicht ohne politische Spitzen über die Bühne gehen würde. Schließlich hatten die Grünen einmal fünf Mobilitätsstationen ins Gespräch gebracht, die ihnen vom Koalitionspartner CDU auf eine, nämlich die am Hauptbahnhof, zusammengestutzt wurde, womit mehr oder weniger gleich auch die Koalition beendet war. So sprach Dezernent Jens Voll (Grüne) einleitend und betont distanziert von der „verbliebenen Mobilitätsstation“. Der Runde eröffnete er, dass auch die Bahn die städtischen Planungen unterstütze, obwohl Ende 2018 ein eigenes Programm für die Bahnhöfe aufgelegt worden sei. Die darin allerdings vorgesehenen „Stahlkäfiganlagen“ für Fahrräder seien städtebaulich die zweite Wahl, außerdem unterm Strich auch nicht günstiger. Die Stadt könne dagegen auf vorliegende Planungen aus dem ersten Anlauf zu Mobilitätsstationen in Bingen zurückgreifen. Auch wolle die Bahn das Areal des Hauptbahnhofes in den nächsten Jahren aufwerten, weshalb außerdem eine optisch ansprechende Lösung empfehlenswert sei.
Jürgen Fechtenkötter (CDU) fragte nach, ob eine eckige nicht besser als eine runde Bauform sei, wegen möglicher Erweiterungen. Voll entgegnete, dann müsse neu geplant werden, was wieder Geld koste. Die runde Form sei passgenau in den vorhandenen Platz eingefügt. Erweiterungen seien an dieser Stelle ohnehin nicht absehbar.
Michael Hüttner (SPD) empfahl, Gas zu geben. Auch Roland Böse (Grüne) schlug in diese Kerbe und ließ nochmal den Groll seiner Fraktion wegen des gescheiterten ersten Konzepts anklingen. „Es ist jetzt ein Rumpf dessen, was wir hätten kriegen können.“ Es gelte aber der dezentrale Ausbau der Mobilitätsstationen, weil Bingen zwei Bahnhöfe habe. Deshalb müssten weitere Standorte aufgebaut werden, nach dem Hauptbahnhof auch der Stadtbahnhof.