Zum Römertag stellt die Binger Denkmalgesellschaft nach, wie die Römer die Nahe querten. Viele Besucher lassen sich dieses Erlebnis nicht entgehen. Der Vorsitzende erzählt.
Martin Rector ist Vorsitzender der Binger Denkmalgesellschaft.
(Archivfoto: Tscherner)
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BINGEN - Wo einst die Römerbrücke die Naheufer verband, schipperte die Binger Denkmalgesellschaft am Sonntag Geschichtsfans mit Muskelkraft über den Fluss. Die AZ sprach mit dem Vorsitzenden Martin Rector (57) über Brückenstandorte, kühle Legionärskluft und Nachbauten aus antiken Zeiten.
Ganz schön frisch, so ein Legionärsgewand, oder?
Ach, anfangs schon. Da war das Wetter mit regelmäßigen Schauern bescheiden. Aber weil ich auf der Fähre die ganze Zeit in Bewegung bin, wurde mir schnell warm.
Wo verlief die Binger Römerbrücke denn genau?
Deutlich weiter Richtung Rheinmündung als die heutige Drususbrücke. In Pfahljoch-Bauweise erstreckte sich die Brücke etwa auf Höhe der Basilika hinüber zum Rupertsberg. Erbaut wurde sie um das Jahr 70 nach Christus. Wir stellen an Römertagen mit dem Fährnachbau seit ein paar Jahren immer den korrekten Standort nach.
Diesmal sind Sie mit einem richtigen Nachbau am Start. Wie ist so eine Prahm denn hergestellt?
Eine Prahm ist ein typisches Flachbodenschiff mit steilen Bordwänden. Wir haben das Boot aus Rohholz gezimmert und wie früher mit Hanf und Teer kalfatert, also die Ritzen abgedichtet. Diesmal haben wir kein Seil über die Nahe gespannt, sondern einen Stock zum Staken benutzt. So konnten wir flexibler Routen fahren.
Warum war der Naheübergang für die Römer eigentlich so wichtig?
Bingen war ein zentraler Knoten- und Gablungspunkt für die Fernrouten Richtung Alpen, Richtung Trier und Köln. Die Nahebrücke war Bestandteil des römisch-germanischen Transportnetzes. Und bevor die Brücke gebaut wurde, übernahmen Fähren wie diese den Transport von Menschen und Material.
Was wollen Sie mit der Bootsfahrt zum Römertag erreichen?
Unser Ziel ist, die römischen Wurzeln möglichst anschaulich erlebbar zu machen. Na, und ganz konkret wollen wir mit dem Missverständnis aufräumen, dass die Drususbrücke in Römerzeit erbaut oder im Mittelalter an der Stelle der Römerbrücke errichtet wurde.
Waren denn trotz der Witterung überhaupt Gäste an Bord?
Oh, ich war vom Start am Mittag bis zum Nachmittag ständig auf dem Wasser unterwegs.