Bildungsminister Konrad Wolf informiert sich in der Volkshochschule Bingen über das Bildungsangebot. 13071 Menschen besuchten im vergangenen Jahr 1375 Kurse und Veranstaltungen.
Von Jochen Werner
Clemens Hahn, Heidi Kassai, René Nohr, Nina Winckler, Michael Hüttner und Petra Fleischmann (v.l.) freuten sich über den Besuch von Minister Konrad Wolf (3.v.l.).
(Foto: Jochen Werner)
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BINGEN - Wenn ein Minister auf seiner Besuchstour der Spitzen-Institutionen im Land in Bingen Halt macht, um sich von den Angeboten und dem Abschneiden der Volkshochschule zu überzeugen, ist das definitiv eine Auszeichnung. Kultusminister Professor Konrad Wolf, früher Präsident der Hochschule Kaiserslautern, schaute sich eine „nicht ganz normale VHS“ in Rheinland-Pfalz an. Das Engagement, das im relativ kleinen Bingen eingebracht wird, liegt jedenfalls weit über Landes- und Bundesdurchschnitt. VHS-Leiter René Nohr spricht von seinen Interessenten in den verschiedensten Kursen immer als Menschen, nie als Teilnehmer oder Kunden. Genau 13071 Menschen besuchten im vergangenen Jahr 1375 Kurse und Veranstaltungen, belegten insgesamt 66 159 Unterrichtseinheiten. Die Einnahmen beliefen sich auf 2,77 Millionen Euro, die Zuschussquote des Landes lag bei elf Prozent. Alles vor dem Hintergrund von allein 16 fest angestellten Deutschlehrern.
Eine lockere Runde im offenen Stuhlkreis statt Frontalvorträgen am Pult. Wolf gehörte dazu und er hörte zu. Er freute sich über die gute Position der Weiterbildungsangebote und der Teilnehmerquoten im Bundesvergleich. „Der Landkreis hat hier vieles richtig gemacht“, lobte er die Entscheidungsträger. Die Potenzialausschöpfung liege vierzig Prozentpunkte über den Erwartungen, die Teinahmequote in Bezug zur Bevölkerung bei stolzen 20 Prozent.
Alles gut? „Das größte Problem innnerhalb der Grundbildung ist es, die Menschen überhaupt erreichen zu können“, waren sich Nohr und Wolf einig. Der Minister sprach hierbei die Quote von 15 Prozent funktionalen Analphabeten in Deutschland an, das Problem gesellschaftlicher Ausschlussmechanismen durch die zunehmende Verschriftlichungskultur und die Digitalisierung, die Problematik des Verständnisses der Welt vor dem Hintergrund, erkennen zu können, dass das tägliche Leben von Algorithmen mitbestimmt wird. Eine kritische Medienkompetenz sei notwendig, um Zusammenhänge zu erkennen. Gerade hier liege eine wichtige Aufgabe innerhalb der Weiterbildung. Vor dem Hintergrund des geschichtsträchtigen Datums 9. November und aktueller politischer Strömungen würde klar, dass unsere Gesellschaft auch ganz anders aussehen könnte.
Ein Grund des Erfolges der VHS Bingen ist es, die allumfassenden Angebote nachfrageorientiert zu gestalten, dabei sachgebundene Aspekte zu berücksichtigen. Dazu kommt die Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung. Insgesamt gehe die Tendenz hin zu kürzeren und kompakteren Kursen, sagte Bildungsberaterin Petra Fleischmann und wurde hier in der Diskussion unterstützt von einigen Kursteilnehmern.