Ein 35-Tonnen-Eindicker wurde am Binger Winterhafen verladen für die Fahrt nach Ludwigshafen zur BASF. Foto: Christine Tscherner
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BINGEN/GAU-ALGESHEIM - Schweres Gerät: Ein 35-Tonnen-Bauteil ging gestern auf Rheinreise. Eine Maschinenbaufirma aus Gau-Algesheim verschiffte den acht Meter hohen Metallkoloss am Binger Hafen. Ampeln und Verkehrschilder mussten für den Schwertransport weichen. Das Ziel liegt nur knapp 90 Kilometer rheinaufwärts in Ludwigshafen.
Frank Pröbstel zückt sein Handy. „Wir mussten unser Hallentor aufschneiden, um das Teil auf die Reise zu schicken.“ Er zeigt Fotos und Videos von der Zentimeterarbeit auf dem Werksgelände. Für den Geschäftsführer der Pröbstel-Apparatebau GmbH & Co KG war der Auftrag vom Volumen her mittelmäßig, aber „von der Dimension absolute Spitze“.
Rund sieben Meter Durchmesser sollte der Eindicker für ein BASF-Klärwerk haben. Auf die Seite gelegt und mit Standkonstruktion versehen ergab das die Transporthöhe. Seit Oktober 2017 arbeitete ein achtköpfiges Team im Gau-Algesheimer Gewerbegebiet an der Umsetzung der Ingenieursvorgaben.
UNTERNEHMEN
Gegründet wurde Pröbstel Apparatebau GmbH & Co. KG von Wilhelm Pröbstel im Jahre 1945. Die Firma wurde in den ersten Jahren ausschließlich als Kunstschmiede betrieben. Später entwickelte sich der Auftragsschwerpunkt in Richtung Tankanlagenbau. Mit der Einführung von Kunststofftanks wurde der Auftragsschwerpunkt der Behälterbau. Dann spezialisierte sich das Unternehmen im Apparate- und Maschinenbau für die Großindustrie, insbesondere im Bereich der chemischen Abwasseraufbereitung. Heute wird das Unternehmen von Dipl.-Ing. Frank Pröbstel in der dritten Generation geleitet. Als Lohnfertiger im Bereich der Filtration und Sedimentation hat sich Pröbstel Apparatebau GmbH & Co. KG auf dem internationalen Markt etabliert. Durch den Neubau einer weiteren Fertigungshalle mit 32 Tonnen Krankapazität sind nun noch größere Sonderkonstruktionen realisierbar.
Quelle: Pröbstel Apparatebau GmbH & Co. KG
Metallbauer und Schweißer fügten wochenlang Teile für den Eindicker zusammen. Ein 200 000-Euro-Projekt. „Das Rührwerk wirbelt die Flüssigkeit im Inneren auf, schwere Sedimente sinken zu Boden und werden dann durch den Stutzen unten abgeführt“, verdeutlicht Pröbstel die Funktion. Seine Konstruktion wird vereinfacht gesagt Bestandteil einer mechanischen Klärstufe beim Chemiegiganten.
Hightech ist das Gerät von der Gau-Algesheimer Werkbank vielleicht nicht, dafür aber mit Ausmaßen wie für Riesen. Pröbstels Großvater gründete 1945 die Firma. Sie hat sich auf den Bau solcher XXL-Maschinen spezialisiert. Klärwerksanlagen, Sonderkonstruktionen und Maschinenbau sind das Fachgebiet des Unternehmens mit 35 Mitarbeitern. Sitz ist das Gau-Algesheimer Gewerbegebiet. Filtrationsmaschinen, viel gewaltiger als beim Winzer um die Ecke, sie wurden ebenfalls schon im Binger Hafen verladen.
„Meist verschiffen wir über den Ingelheimer Hafen, aber ein sechs Meter hohes Kabel war uns diesmal im Weg.“ Die eigens für den Transport vom Werk zum Rhein beauftragte Fachfirma sondierte als Alternative die Wegvarianten nach Bingen. „Ampeln und Verkehrsschilder mussten wegen der Höhe abgebaut werden“, sagt Pröbstel.
Mit Polizeibegleitung erreichte der Schwertransport in der Nacht vor der Schiffspassage sein Ziel am Winterhafen. Ein Spezialkran hievte gestern Vormittag die 35-Tonnen-Fracht an Bord. Zaungäste der nahen Autofähre fotografierten. Das Transportschiff nahm gestern Kurs auf Ludwigshafen. Gegen den Strom, mit schwerer Last und bei hohem Wasserstand erwartet Frank Pröbstel nicht gerade ein Hochgeschwindigkeitsrennen.
„Mittwochvormittag soll der Eindicker in Ludwigshafen entladen werden“, weiß der Diplom-Ingenieur. Sein Job ist getan. Ob noch mehr dieser Giganten-Aufträge demnächst anstehen? „Meine Mitarbeiter würden ständig frieren, wenn wir immer das Werkstor aufsägen müssten“, lacht der Chef.