Mittwoch,
04.12.2019 - 00:00
2 min
Kommentar zum individuellen Städtebau: Engagement
BINGEN - Zur Philosophie der Städtebauförderung zählt, dass „Leuchtturmprojekte“ die Initialzündung auch für private Initiativen im Umfeld geben, ganz nach der Art eines positiven Dominoeffekts: Ein bauliches Beispiel wird gegeben und weil es gefällt, ziehen Hauseigentümer nach und passen die Fassadengestaltung an. Das verweist zugleich auf den zweiten, zentralen Aspekt der Städtebauförderung, dass nämlich nicht einfach von oben herab die Dinge verordnet werden, sondern dass die Bevölkerung baulich und auch gemeinschaftlich mitziehen muss, wenn ein nachhaltiger Wandel gelingen soll. Noch besser ist es natürlich, wenn die Menschen in einem Stadtteil von sich aus aktiv werden und beim Bauen darauf achten, dass über die bloße Zweckmäßigkeit hinaus etwas entsteht, das eine Bereicherung für den Stadtteil darstellt. Das Projekt am Rupertsberg zeugt von diesem Engagement, noch bevor überhaupt das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ zu greifen beginnt. Gerade an dieser Ecke hätte auch gut und gerne ein Nullachtfünfzehn-Mietshaus entstehen können. So aber bleibt das Auge hängen, Neugier wird geweckt. Der Eigentümer verweist bewusst auf die Nähe zum Klosterareal auf dem Rupertsberg und der Hildegardiskirche, wo sich ja vielleicht in den kommenden Jahren ebenfalls etwas zum Positiven entwickeln wird. In diesem Umfeld nun ist es angemessen, wenn Bauherrn bei der Gestaltung über eine Wertigkeit nachdenken, die der historischen Nachbarschaft entspricht. Dabei muss es sich gar nicht um eine historisierende Angleichung handeln. Es geht um den Charakter eines Gebäudes, das aus der Beliebigkeit hervortritt und dadurch Individualität zeigt. Im Städtebauförderprogramm gibt es dafür auch Beratungsangebote, wie Bauherrn dies bewerkstelligen können. Das ist die Chance, dass ein Stadtteil mit den Jahren insgesamt den Wandel vollzieht.