Weitere Ladenschließungen kündigen sich an, aber es gibt auch weiterhin Interessenten für eine Ansiedlung in der Innenstadt.
Von Christine Tscherner
Spielwaren Müller schließt Ende März das Ladengeschäft am Speisemarkt.
(Foto: Christine Tscherner)
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BINGEN - Einmotten und Neustart: Wintermonate sind in Binger Einkaufslagen klassische Phasen der Veränderung. Diese Zeitung hörte sich in der Fußgängerzone um.
Die gute Neuigkeit zuerst: Das Sanitätshaus Wolf beendet den einjährigen Leerstand am Neffplatz. Nur 20 Meter von seinem bisherigen Standort entfernt zieht der Betrieb mit seinem Innenstadt-Laden um. Das Haupthaus für Orthopädietechnik bleibt an der Mainzer Straße.
Nach der Schließung des Outdoorladens nach 28 Jahren war die Sorge groß. An so prominenter Stelle wären dauerhaft leere Schaufenster ein fatales Signal. Gregor Wolf und sein Team gelten als Spezialisten in einem hoch sensiblen Nischen-Markt: Hilfsmittel für Amputierte, Gebrechliche und Behinderte. Mit ihren Spezialanfertigungen hat sich die Firma seit der Gründung 1993 einen Namen gemacht. Der Binger Mittelständler mit Schwerpunkt auf individuellen Hilfsmitteln öffnete am 3. Februar im ehemaligen Outdoor-Laden.
Fakt ist aber auch: Spielwaren-Müller schließt am Speisemarkt zum 31. März. Die Ulmer Zentrale bestätigte die Gerüchte auf Anfrage. „Der Mietvertrag soll nach unserem Kenntnisstand zur Jahresmitte auslaufen“, so Unternehmenssprecher Mike Schwanke.
Ob die Filiale im Binger Citycenter ebenfalls betroffen ist oder sie das Spielwaren-Sortiment übernimmt? Welchen Hintergrund hat die Schließung aus Unternehmenssicht und welche Regelungen gibt es für die Mitarbeiter? „Dazu wollen wir keine Stellungnahme abgeben“, bittet Schwanke um Verständnis.
Mit dem Einzug der Müller-Filiale ins City-Center war es für Kenner der Szene nur noch eine Frage der Zeit bis zur Aufgabe des Speisemarkt-Standorts. Mit der Hausnummer 4 wird also ein weiterer Innenstadt-Laden leer stehen. Nebenan ist für das frühere Geschäft „La Provence“ (umgezogen nach gegenüber) nach knapp einem Jahr noch kein Nachmieter gefunden. Das bestätigt die Frankfurter Vermittlerin Olga Felde.
Vor allem die Schließung der Douglas-Filiale nach knapp 30 Jahren hatte am Image der Einkaufsstadt genagt. Dieser Leerstand hält zum Jahresstart 2020 an. Ein Geschäft für Handyreparaturen ist nebenan als Impulse-Nachfolger eingezogen. Für den Traditionsbetrieb der Goldschmiede Dresander fand sich mit Laser-Haarentfernungen inzwischen ein Interessent.
Noch weiter Richtung Krankenhaus schloss zum Jahresende mit Elektro-Staiger ebenfalls ein Binger Traditionsbetrieb. Leerstände, ja, sie sorgen bei Einzelhändlern wie Kunden für gedrückte Stimmung. Verwaiste Schaufenster in 1a-Lagen lassen sich nicht schönreden. Und Umzüge innerhalb der Fußgängerzone hinterlassen nur andere Lücken.
Auch in sozialen Netzwerken diskutieren Bingen-Fans Ursachen und Wirkung. Der große Wurf bei der Neu-Ansiedlung von Unternehmen in der City ist ganz augenscheinlich noch nicht geglückt.
Dennoch gibt sich Arturas Vileikis, Immobilienfachwirt für das Citycenter, optimistisch. „Die Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft war im vergangenen Jahr sehr gut und für den nächsten Mobilitätstag laufen die Vorbereitungen.“ Aktionstage, Familienangebote und neue Dienstleister seien in der Pipeline. Und der herbeigesehnte Quotenbringer Gastronomie im Citycenter? „Noch ist nichts spruchreif, aber mit dem Management laufen Gespräche.“