Junge Kunstwerkstatt verschönert Musikschule, um Kindern den Umzug vom Freidhof nach Bingerbrück zu erleichtern.
Von Christine Tscherner
Junge mit Pinsel: Der achtjährige Cedric aus Bubenheim malt eine E-Gitarre. Foto: Christine Tscherner
( Foto: Christine Tscherner)
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BINGERBRÜCK - Cedric, acht, und Kamile, zwölf, verleihen der ehemaligen Lax-Schule neue Optik. Der Junge aus Bubenheim und das Mädchen aus Münster-Sarmsheim verhelfen der Binger Musikschule zu einem fröhlich-freundlichen Empfang. „Happy Painting“ haben die Kursleiter ihren Samstagseinsatz getauft. Er bringt Farbe in das alte Gebäude am verkehrsumbrausten Venerey-les-Laumes-Platz. Musikschülern soll der Umzug vom Freidhof nach Bingerbrück mit Notenschlüsseln und gemalten Instrumenten leichter fallen. Kein Geheimnis: Nicht alle Eltern und Schüler jubeln über die ausgelagerten Musikstunden.
Jüngstes Teammitglied ist erst fünf Jahre alt
Der Weg von den Gymnasien nach Bingerbrück ist länger, der Weg zur Fußgängerzone für Eltern im Fahrdienst auch. Schallschutz ist ebenfalls ein Thema im Altbau. Der Kreativ-Workshop setzt dagegen. Farbe für die Wand, darum sind fast 20 Kinder gekommen. Sie verstreichen Türkisblau mit Rollen und Pinseln im Treppenhaus. Die Junge Kunstwerkstatt will Farbe zeigen, anpacken, helfen. Das jüngste Teammitglied ist gerade fünf Jahre alt, das älteste zwölf. Über Kunstkurse des Binger Angebots erfuhren sie vom Einsatz, über einen Facebook-Aufruf und von Freunden. Bloß Pinsel und Farbe? In der ehemaligen Handelsschule wäre das zu simpel. Klara und Inga fädeln Perlen auf Drähte, formen Notenschlüssel mit Zangen. Zusammen mit den Ergebnissen der Instrumente-Maler im Flur werden ihre Bastelarbeiten Teil der Wandinstallation.
Kursleiter Waldemar Erz und Veronika Hostinka geben Tipps. „Ein Samstag zum Kreativsein, das ist toll“, sagen Eltern. Manche helfen spontan beim Ausschneiden, halten Leitern. Farben, Formen und Phantasie – das schenkt die Junge Kunstwerkstatt ihren Kollegen von der Musik. Beide sind Teil der Binger Volkshochschule. Die Zentrale liegt am Freihof. Die VHS leidet seit Jahren unter Raumproblemen durch ihren Wachstumskurs insbesondere bei Integrations- und Deutschkursen. Zugemietete Etagen im Stadtgebiet verschafften immer wieder Luft.
EINSATZ
Bereits im November 2015 lud die Junge Kunstwerkstatt zur Wandgestaltung. Räume der Grundschule wurden zur Kreativzone. Die Wand des ehemaligen Schulsaals sollte plastisch werden. Sogar Schmiedewerkstatt und feuerfeste Schürzen kamen zum Einsatz.
Der Grundschul-Trakt etablierte sich als Außenstelle für die Junge Kunstwerkstatt. Die Räume dienen als Atelier, aber auch als Treffpunkt für das Kleinkindprogramm der Musikstrolche oder Ferienkurse. Die ehemalige Binger Hauptschule wurde zur Dependance, Räume an der Gaustraße ebenfalls. Die ehemalige private Handelsschule in Bingerbrück dient der Musikschule als Ausweichquartier. Der Instrumenteunterricht ist damit auf verschiedene Gebäude verteilt: Kulturzentrum, Grundschule und Stefan George-Haus in Bingen, Schulräume in Dietersheim, Weiler und Kempten, in Bingerbrück die Grundschule und eben die frühere Handelsschule.
Mit Farbe auch Mut für Experimente geschenkt
Das Areal mit dem Stadtteiltreff soll unter dem Fördertitel „Soziale Stadt“ Aufwertung erfahren. Ende vergangenen Jahres nahm die Idee Fahrt auf. Bürgerbeteiligung und Fragebogenaktion flossen in die Planung ein, Ehrenamtliche investieren viel Zeit und Energie für die Neu-Aufstellung ihres Stadtteils. Die zentral gelegene Ex-Handelsschule hat die ersten Hürden zur neuen Nutzung bereits genommen. Junge Kreative schenkten dem Hausflur neben frischer Farbe auch Mut zu Experimenten.