Interview: Binger Museumsleiter Dr. Matthias Schmandt über neue Projekte
2019 wird Bingen zusammen ein Buch schreiben. Die Sonderschau Schriftkunst zur Saisoneröffnung des Museums am Strom ist nur ein erster Vorgeschmack.
Matthias Schmandt leitet Museum und städtisches Kulturamt.
(Archivfoto: Sören Heim)
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BINGEN - Zum Saisonstart: Schreiben als Kulturtechnik. Dr. Matthias Schmandt gibt Einblick in den Hintergrund der Sonderschau, in Neuerungen und persönliche Favoriten des Binger Kulturkalenders. Der 49-Jährige ist seit 2000 Leiter des Museums und seit neun Jahren Chef des städtischen Kulturamts.
Herr Schmandt, wie wurde ausgerechnet Schriftkunst zum Sonderschau-Thema?
Wie so häufig war ein Teamgespräch der Ausgangspunkt. Die Kulturregion Rhein-Main widmet sich in diesem Jahr alten Kulturtechniken. Bingen ist Teil der Kulturregion. Dann gibt es bereits „Bingen liest ein Buch“ im dritten Jahr. Daraus haben wir „Bingen schreibt ein Buch“ entwickelt. Zusammen mit dem Kontakt zur Schreibkünstlerin für die Ausstellung und den neu erworbenen Buchhandschriften aus dem 13. Jahrhundert setzte sich Stück für Stück das Konzept zusammen.
Der laufende Neubau der Stadtbibliothek war also gar nicht der Auslöser?
Das ergab sich erst als eine Art Countdown, um Spannung aufbauen und Lust zu machen auf den neuen Ort der geschriebenen Worte. Der Termin im Frühjahr für das Richtfest steht ja bereits. Mit unserem Stehpult und dem Schreib-Experiment werden wir präsent sein. Das gebundene Werk des Binger Buchs wird Eröffnungsgeschenk für die Stadtbibliothek. Das ist zumindest der Plan.
Wo und wann kann man mitschreiben?
Ab Dienstag zieht der Roman von Rafik Schami zusammen mit den linierten Seiten neben die Museumskasse. Zu den Öffnungszeiten und ohne Eintritt darf dann jeder so viel er mag vom gedruckten Roman handschriftlich abschreiben. Zum Eröffnungstag haben wir gezielt Stadträte zum Mitschreiben eingeladen.
Und, wie viele haben zum Stift gegriffen? Und wie weit kam der Roman gestern?
25 von insgesamt 300 Museumsgästen haben am Sonntag mitgeschrieben. Aber wir sind erst auf Seite 16 des Romans. Bei 270 Seiten ist also noch reichlich Gelegenheit.
Mieses Wetter ist ja perfekt, um sich im Museum umzuschauen. Was gibt es neu zu entdecken?
Über die Sonderausstellung hinaus sind wir gerade sehr mit dem Programm für den Sommer und Herbst beschäftigt. Die Bingen swingt-Schau wird sich dem Jazz wieder einmal in den Museumsräumen widmen. Und musikalisch geht es bei der Schau zu Klangwelten des Mittelalters weiter. Die Umsetzung bedeutet richtig Neuland, denn wir wollen ja nicht bloß Audiodateien bieten. Für mich setzt der Saisonstart vor allem ein Zeichen: Hallo, wir sind wieder da.
Auf was freuen Sie sich im Binger Kulturjahr besonders?
Meisterkonzerte, Bingen swingt, Kulturuferfest – da ließe sich eine Menge aufzählen. Gerade das Kulturuferfest ist für mich ein schönes Beispiel für die tollen Möglichkeiten eines etwas anderen Festes. Das neue Mittelalter-Musikfestival gibt Butter bei die Fische, wird richtig spannend. Worauf ich mich neben der neuen Stadtbibliothek sehr freue, das sind die Chancen mit einem Archiv auf dem Rupertsberg. Bingen wird sich seinem kulturellen Erbe zunehmend bewusst. Das spürt man an ganz vielen Ecken.