In Binger Basilikastraße rücken die Abrissbagger für Stadtbibliothek-Neubau an
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Bald ein Bild fürs Stadtarchiv: Die Häuserzeile Basilikastraße 4-6 soll Ende Januar abgerissen werden und Platz machen für eine neue Stadtbibliothek. Archivfoto: Thomas Schmidt
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BINGEN - Der Winterschlaf ist vorüber. Die Bagger sind aufgewacht und werden sich an der Basilikastraße 4-6 bemerkbar machen. Ab dem 29. Januar soll dort der Abriss des Altbestandes beginnen, um Platz zu machen für den Neubau einer Stadtbibliothek. Die Baustelle ist bereits eingerichtet. Gegenwärtig laufen die Arbeiten für eine sogenannte Schwerlastwand, die das Nachbargebäude vorsorglich stützt, wenn nebenan alles in Schutt und Asche versinkt.
Im vierten Quartal 2019 soll es fertig sein
Mit den Rohbauarbeiten soll im Juni 2018 begonnen werden. Derzeit geplanter Fertigstellungstermin ist das vierte Quartal 2019. Das Gebäude soll rund 2,7 Millionen Euro kosten, wobei die Stadt Bingen einen Joker in der Hand hält. Denn im Städtebauförderprogramm „Aktive Stadtzentren“ wird die Maßnahme mit einem Zuschuss in Höhe von 75 Prozent bedacht. Das ist mehr, als alle bei Antragstellung zu hoffen wagten. Ursprünglich war in der Finanzkalkulation ein Zuschuss aus dem Fördertopf in Höhe von 66 Prozent angesetzt.
Diese Gelder fließen nicht zufällig. Denn das Konzept musste die Zuschussgeber überzeugen. Und dabei geht es eben nicht nur um einen Ersatzneubau für die Stadtbibliothek. „Aktive Stadtzentren“, wie der Name schon sagt, ist auf die innerstädtische Belebung durch öffentliche, aber auch private Investitionen angelegt. Dabei geht es um neue Strukturen, die eine Innenstadt für Handel und Wohnen attraktiver machen sollen.
ARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNG
„Gemäß Gespräch mit der Bodendenkmalpflege, Landesarchäologie Mainz, vom 30. November 2017, werden nach den Abbrucharbeiten Anfang 2018 zunächst in jedem Falle archäologische Grabungen für drei Monate außerhalb der Wintermonate stattfinden. Der genaue Detailierungsgrad der Untersuchungen wird derzeit noch von der Landesarchäologie gemäß vorliegenden Unterlagen bestimmt und eine Rahmenvereinbarung geschlossen werden, die insbesondere den Zeitrahmen der Grabungen und die Höhe der Kostenbeteiligung fixiert. Im vorliegenden Vertragsentwurf sind die Beteiligungskosten der Stadt in Höhe von 40 000 Euro zuzüglich Bereitstellung Minibagger oder Erhöhung der Beteiligung um 5000 Euro beziffert.“
Quelle: Aus der Verwaltungsvorlage
Konzeptionell ist dabei die neue Stadtbibliothek eingebunden in den Arbeitstitel eines „Kulturquartiers“. Mit dem Kulturzentrum, der VHS und dem Stefan-George-Haus soll städtebaulich am westlichen Eingang zur Innenstadt ein kulturelles Ausrufezeichen gesetzt werden. Die Vielzahl der künftigen Angebote soll zusätzliche Frequenz und Interesse am Besuch der Stadt initiieren. Dabei wird es baulich auch Wechselwirkungen geben, indem räumlich die Stadtbibliothek von der VHS und dem Lernzentrum mitgenutzt werden kann. Im besten Fall kann für den Besucher an dieser Ecke nicht nur die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, sondern auch die Aufenthaltsdauer in der Stadt. Und das alles im Schatten der Basilika, die für sich genommen schon kulturelle Strahlkraft besitzt.
Darüber hinaus wird in das Kulturquartier auch das Bürgerbüro einziehen. Das sogenannte schwarze Haus der ehemaligen Druckerei Pennrich im rückwärtigen Bereich der Basilikastraße 4-6 soll hierfür umgebaut werden. Bürgermeister Ulrich Mönch informierte hierzu kürzlich im Bauausschuss, dass nun alle Unklarheiten in den Verkaufsverhandlungen beseitigt seien und ein Notartermin unmittelbar bevorstehe.
Stadtbibliothek und schwarzes Haus werden dann beispielsweise dadurch in Beziehung zueinanderstehen, als in der neuen Stadtbibliothek das Trauzimmer geschaffen wird. Der Innenhofbereich soll umgestaltet werden und zum Verweilen einladen.
Das Konzeptionelle verbindet sich schließlich mit dem Architektonischen. Mit dem Abriss der Häuser Basilikastraße 4-6 wird ein städtebaulicher Schandfleck beseitigt und die Stadt lässt baulich gegenüber der Basilika einen angemessenen würdigen Gebäuderiegel entstehen.
Politisch bleibt das Projekt aber umstritten. Während Oberbürgermeister Thomas Feser und mit ihm die Ratsmehrheit auf all die städtebaulichen Vorteile verweisen, einschließlich der hohen Bezuschussung und einer jährlichen Ersparnis bei den Mieten in Höhe von 35 000 Euro, kritisiert vor allem die SPD den Neubau als unnötiges Prestige-Objekt, weil die Stadtbibliothek am jetzigen Standort in der ehemaligen Commerzbank doch funktioniere. Politisch verantwortungsvoller wäre nach Meinung der Sozialdemokraten sozialer Wohnungsbau an der Basilikastraße 4-6 gewesen.