BINGEN - Showdown im Planungsausschuss. Die Spannung war filmreif. Schließlich stand nicht weniger als das Schicksal des Hotelprojektes am Rhein auf dem Spiel. „Papa Rhein“, wie das Hotel heißen soll, hätte in dieser Sitzung leicht der finale Schlag treffen können. Zumindest wenn inhaltlich und atmosphärisch die vorangegangene Ausschusssitzung als Maßstab genommen wird, in der alle Fraktionen einen langen Schnitt in das Tischtuch zum Investor setzten.
Aber entgegen einem Drehbuchautor gilt es jetzt erst einmal, den Dampf aus dem Kessel zu lassen: Alles ist gut, zumindest aus Sicht der hundertprozentigen Freunde des Hotels, und natürlich auch aus Sicht von Investor Jan Bolland. Der Ausschuss stellte mehrheitlich alle Weichen und die Signale auf Grün. Bolland will mit dem 16-Millionen-Euro-Bau im Juni beginnen und noch 2019 eröffnen.
Alles, was vor Wochen noch politisch eine Rolle spielte, sollte an diesem Abend keine Rolle mehr spielen. Der Gebäudeüberstand zum Rhein hin auf Stützen: okay; der Biergarten auf 180 Quadratmetern oberhalb der Biegung, wo die Autofähre entlangkurvt: okay; den Alleebaum im Zufahrtsbereich des Hotels versetzen: okay; die Ufermauer unterhalb des Gebäudeüberstandes nach vorne ziehen: okay; weitere städtische Flächen beanspruchen: okay.
Der SPD-Fraktion waren das insgesamt zu viele Okays, weshalb sie auf der gegenteiligen Position beharrte, für die sie verblüffenderweise in der vorangegangenen Sitzung ja noch eine Mehrheit hinter sich brachte. Aber Gespräche sind geführt worden. Mit allen Fraktionen. Investor Bolland hat sich auch hinter den Kulissen für Papa Rhein mächtig ins Zeug gelegt. Mit „persönlichem Einsatz“ sei er an das Projekt rangegangen, und wenn der Abend hinsichtlich mancher baulichen Wünsche Zweifel aufkommen ließ, Bollands Engagement für den Standort Bingen war unbestritten.
Während die Videoidylle des Hotel-Marketings im Hintergrund in der Endlosschleife lief, entspann sich eine ganz und gar nicht idyllische Debatte. Dr. Till Müller-Heidelberg (SPD) lockte mit seiner Kritik an der Planung Jan Bolland so aus der Reserve, dass der dem SPD-Sprecher vorwarf, rein polemisch und mit lokalpolitischem Kalkül zu argumentieren. „Da platzt einem die Hutschnur“, so Bolland in dem kurzen Moment, da er sich abseits seines ansonsten freundlichen und eher plaudernden Tonfalls bewegte.
An der Hutschnur zoppelte Müller-Heidelberg beispielsweise mit der Bemerkung, dass der Investor „jedes Mal ein Stückchen mehr“ wolle. Bolland habe sich auf keinerlei Kompromiss eingelassen. Durch den Biergarten beispielsweise werde von der Parkanlage in diesem Bereich nichts übrigbleiben.
Oberbürgermeister Thomas Feser grätschte zwischen die sich hochschaukelnde Stimmung und sagte demonstrativ gelassen: „Das Hotel wird die Stadt und die Region beleben.“ Ergänzend in Richtung SPD fügte er hinzu: „Und da könnt ihr reden, was ihr wollt.“ Bauamtschefin Dagmar Leitner hob hervor, „es sind sehr wohl Kompromisse gemacht worden.“ Nichts sei bislang unterschrieben, der Rat habe uneingeschränkt Einfluss auf das Projekt. Elisabeth Gräff (CDU) sagte, es sei nicht fair, wie die SPD mit Bolland umgehe. Der Investor stehe mit seinem Namen für das Haus. Es werde ein Aushängeschild für Bingen werden. „Das Konzept muss zum Laufen gebracht werden; die Pfeiler sind da egal!“
Nach einer Stunde Debatte gab es eine namentliche Abstimmung, wie einst zu CityCenter-Zeiten. Die Mehrheit ohne die SPD erteilte allen Punkten der vorliegenden Planung Zustimmung. Einstimmig erfolgte lediglich der Beschluss, dass während der Bauzeit die Parkanlage in Anspruch genommen werden kann.