Montag,
02.09.2019 - 02:00
3 min
Gelungener Winzerfest-Auftakt in Bingen
Von Christine Tscherner

Seit 16 Jahren an allen elf Winzerfesttagen unterwegs sind die Winzerfeschtbube. Sie sind eingefleischte Fans des längsten Weinfestes am Rhein.
BINGEN - Partyatmosphäre in Sommerkleidchen und kurzen Hosen: Die Weinstadt präsentierte sich ihren Gästen als Feiermetropole. Feuerwerksspektakel am Himmel, Wein-Vielfalt im Glas und sportlich beim Stadtlauf gestern – zum Auftakt des elftägigen Winzerfestes schufen hochsommerliche Temperaturen die perfekte Grundlage. Eine erste Fan-Bilanz von Neulingen und Urgesteinen.
„Super hier, wir haben unser Firmenevent extra um das Weinfest verlängert.“ 200 Mitarbeiter einer Frankfurter Media-Agentur hatten die Wagenausbesserungshalle fürs Teambuildung gebucht. Die Gruppe mit Sitzplatz im Speisemarktbrunnen klingt ehrlich begeistert.
Auf dem Neffplatz sind dagegen selbst Stehplätze rar, vor allem am Samstag geht nichts mehr. Marcus und Bianca tragen platzsparend ihre gehäkelten Schoppenglas-Halter um den Hals und Winzerfest-Pins am Revers. Als „Winzerfestbube e.V.“ ist der 13-köpfige Trupp an allen elf Tagen in der Innenstadt unterwegs. Sogar ein Liedheft mit selbstgereimten Versen zückt das Team, um ihren Teil am Musikprogramm beizutragen. Mehr Fan des längsten Weinfestes am Rhein geht nicht.
Das Feuerwerk am Samstagabend war unbestreitbar wieder Höhepunkt des Wochenendes. Filmmusik zum taktgenauen Abschuss erhielt Bestnoten. Kopf in den Nacken und das Spektakel genießen, das bleibt ein Erlebnis. „Wir haben bewusst auf die bengalischen Lichter an der Burg verzichtet und auf starke Farben am Himmel gesetzt“, sagt Touri-Chef Georg Sahnen.
Ob er mit dem Auftakt zufrieden ist? „Sehr, zum Glück kam der Regen Samstagnacht erst spät.“ Am Citycenter, auf dem Speisemarkt, dem Neffplatz und am Freidhof stehen die Menschen dicht an dicht – bis der Nachthimmel eine Stunde vor Mitternacht die Feuerwerkszugabe liefert. Blitze, Donnergrollen und ein knackiger Regenguss können der Feieratmosphäre in der Stadt jedoch nichts anhaben.
Wer die Enge nicht mag, wich auf das Schiffsdeck aus. „Für zwei Schiffe ist der Markt allerdings zu eng“, bilanziert Sahnen das zeitgleiche SWR-Schiff an der Rheinfront. Ein Drei-Gang-Menü an Bord des Binger Bootes statt Essen aus der Hand bedient den Wunsch nach mehr Gediegenheit.
Apropos Essen: Etwas anders als gewohnt präsentiert sich der Freidhof. Hier haben sich die Alternativen zu Currywurst-Pommes zusammengefunden. Flammkuchen, indischen Spezialitäten, Veganes und ein Stand mit Pfannengerichten und Knoblauch-Baguettes sind neue Festbegleiter.
Winzer sind mit den Gedanken schon stark bei der Lese. Nur mit eingespieltem Helferteam macht die elftägige Festpräsenz möglich. Freunde und Bekannte packen mit an, alle an einem Strang für das Aushängeschild Binger Festkultur.
Das Händchen für liebevolle Deko ist vor dem Citycenter spürbar: Weinfässer und Oleander schaffen Atmosphäre beim Stand des Kempter Winzermeisters Heribert Kastell.
Die Diskussion um das angekündigte Ende des Rotationsprinzips startet. „Ständig wechselnde Plätze sind ein Mehraufwand an Kosten und Planung“, sagt Sahnen. Wer ein paar Jahre hintereinander den gleichen Platz mit gleichen Partnern bespielt, für den lohnen sich Investitionen in verbesserte Optik.
Manchmal reicht auch schon ein Wort als zugkräftige Werbung: „Eiswein“ hat der Dromersheimer Oswald Hochthurn an sein Standschild montiert. Sackkarren mit gestapelten Weinkartons pendeln im Minutentakt von Kühlwagen zu Winzerständen. Läuft.
Und auch rund um das offizielle Festprogramm ist Dynamik spürbar. Loredry-Gin hat einen Spezialstand an der Alten Wache, Recharge in der Binger Bühne und das Palais laden zum Spätprogramm.
Ein sportlicher Freundeskreis aus dem Westerwald beendet beim Winzerfest sein Wochenende: Wald-Wanderung mit Burgbesichtigung, eine Mountainbike-Tour durch Mittelrheinhänge und gezielte Weinprobe an den Ständen als Zwei-Tages-Paket. „Das Feuerwerk war das Sahnehäubchen für perfekte Urlaubstage fast vor der Haustür, wir kommen wieder. Versprochen.“